Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das kalte Schwert

Das kalte Schwert

Titel: Das kalte Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Morgan
Vom Netzwerk:
Erde. Tastete ihn nach Verletzungen ab. Ringil stieß ihn beiseite.
    »Mir geht’s gut – bloß Kratzer. Irgendwas hat mich am Kopf getroffen.«
    Der Kopfgeldjäger nickte und zog die Hände mit einer merkwürdig versöhnlichen Geste zurück. Er hockte dort vor Ringil und musste das Gemetzel rings umher erst noch richtig verarbeiten.
    »Du hast gesehen, wer das angestellt hat?«
    »Sie sind über uns hergefallen. Keine Zeit.« Ringil spürte einen weiteren Hustenanfall nahen, wälzte sich darin umher und reizte ihn bis zum Letzten aus. Er nickte schwach zu einer Seite hinüber. »Aus dieser Gasse da. Wie verdammte Dämonen.«
    »Aber …« Klithren zog die Brauen zusammen. »Es müssen viele gewesen sein, oder?«
    »Hab’s nicht gesehen. Keine Zeit.« Er sprach bewusst schwach und forcierte den yheltethischen Akzent. »Kann ich nicht sagen.«

    Der Kopfgeldjäger sah sich um. Als sein Blick auf Venj fiel, glaubte Ringil, dass er die Lippen fest aufeinander presste. Glaubte, seine Augen würden plötzlich glänzen.
    »Dann hat er dich gefunden? Venj. Hat dir gesagt, was er wollte?«
    Ringil spürte, wie sich eine kühle Vorsicht in ihm ausbreitete. Er schüttelte den Kopf und tastete sich zentimeterweise voran. »Er hat mich gefunden, ja, in einer Kneipe da oben. Hat mir nicht gesagt, worum’s ging. Etwas Wichtiges, hat er gesagt, aber sie sind über uns hergefallen, bevor er mir’s sagen konnte.«
    »Na ja, wohin wolltet ihr alle, verdammt?«
    Ein weiteres erschöpftes Kopfschütteln – zieh die Nummer durch. »Weiß nicht. Zurück zum Platz, glaube ich. Kopfgeldbüro. Er schien … aufgeregt.«
    Klithren ließ sich auf den Hintern sinken. »Das ergibt überhaupt keinen Sinn, verdammt. Er hat mir im Gästehaus ’ne Notiz hinterlassen. Ist zu dir in die Kneipe zurück, etwas Wichtiges, hat er gesagt. Sollte ihn dort treffen. Ich bin dahin, er ist zum Hafen runter, hat mir wieder ’ne Nachricht hinterlassen, ich soll ihm folgen. Ich zum Hafen, auch da keiner, und irgendein Besoffener sagt mir, dass er Männer gesehen hat, die hier die Straße rauf sind. Hörte diesen Kampf, aber als ich hier oben war …«
    Ringil nickte. In der Nacht trugen das Klirren von Stahl und das Schreien der Sterbenden mindestens eine halbe Meile weit. Er machte sich daran, aufzustehen, und bemerkte, dass seine Beine diesmal etwas stabiler waren.
    »War schneller vorbei, als du pissen kannst«, sagte er wahrheitsgemäß. Und dann, mit einer inneren Entschuldigung an Egar: »Ich habe, glaub ich, Stablanzen gesehen. Und Geheul gehört. Hast du was gehört?«

    »Steppenbanditen?« Klithren wirkte nicht sonderlich überzeugt. »Meinst du? Sieht zwar verdammt barbarisch aus, ja, aber ich habe von keiner majakischen Gesellschaft in diesem Teil der Welt seit Ende des Kriegs gehört. Hab auch keine in der Stadt gesehen.«
    »Also hab ich’s mir vielleicht eingebildet. Hab ’nen Schlag an den Kopf gekriegt, wie gesagt.« Ringil sah sich nach dem Rabenfreund um und entdeckte ihn in einer Blutlache. Er wischte ihn, so gut es ging, an den Lumpen eines der niedergemetzelten Männer ab und schob ihn unbeholfen in die Scheide auf seinem Rücken zurück. Suchte in seinem Ärmel nach dem Drachenmesser, lockerte es etwas weiter. Sah sich auf der Straße nach Zeugen um.
    »Ach, verdammt, Venj. Sieh dich mal an!«
    Klithren war zu dem Leichnam des Axtkämpfers geschlendert und betrachtete ihn. Ringil stellte sich neben ihn, und der Kopfgeldjäger warf ihm sofort reflexhaft einen flüchtigen Blick zu, eine Gewohnheit, die er in den jahrelangen Kämpfen angenommen hatte, und brütete dann wieder über seinem gefallenen Kameraden. Kopf nach vorn gebeugt, Nacken dargeboten. Ringil zögerte.
    »Hast du ihn lange gekannt?«
    Ein Achselzucken. »Vier, fünf Jahre. Das ist eine lange Zeit in diesem Gewerbe, stimmt’s? Ist nach dem Krieg von Trelayne hier runtergekommen, war hinter ’ner Tussi her, in die er sich verknallt hatte, als er noch Uniform trug.« Klithren hockte sich auf Augenhöhe mit dem toten Mann hin. Seufzte und stützte das Kinn auf die Fingerknöchel. »Manchmal war er ein arrogantes kleines Arschloch. Aber in der Schlacht hättest du dir keinen besseren Mann im Rücken wünschen können. Hat mir ganz bestimmt ein paar Mal das Leben gerettet.«

    »Schätze mal, dann gehen wir letztlich nicht zum scheckigen Tor raus.«
    »Nö, das war sowieso den Bach runter. Hast du nix davon gehört?« Klithren sah zu Ringil auf. »Dachte, du hättest

Weitere Kostenlose Bücher