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Das Karpaten-Projekt

Das Karpaten-Projekt

Titel: Das Karpaten-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schmitz
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Sachsen.«

    »Ich versteh leider kein Wort davon.«

    Katharinas Oma erzählte ein bisschen Dorfklatsch, während
sie aßen. Dass der alte Dootz mit hundertzwei Jahren gestorben sei und sie
jetzt nur noch dreiundzwanzig Sachsen im Dorf seien. »Und hast du schon gehört,
dass sie den Forstamtsleiter von Kronstadt erschossen haben, Treni?«

    Katharina sagte Ja. Schreiber schwieg.

    »Ich konnte den nicht leiden. Aber einen solchen Tod
wünscht man niemandem. Nebenan aus Zernescht stammt der Hulanu. Die Eltern
waren einfache Leute. Schuster, denk ich. Der Sohn ist unter dem Kommunismus
groß geworden. Der konnte sich schmiegen bei der Obrigkeit. Sogar der Ceausescu
hat beim Hulanu Bären gejagt, oben im Geisterwald.«

    »Weiß man schon, wer es war?«, fragte Hannes so beiläufig
wie möglich.

    »Sie suchen einen Ausländer, hat das Radio durchgegeben.
Unsere Rumänen sind immer froh, wenn es keiner von ihnen war.«

    Sara Orend füllte ihnen Palukes nach. »Iss nur recht
ordentlich, Treni. So dünn, wie du bist, nimmt dich keiner.«

    »Aber Disi.«

    »Ist doch wahr. Unsere sächsischen Männer mögen es gern
mollig.«

    Schreiber musste lachen und Katharina wurde wieder rot. »Woher
weißt du denn, dass ich einen Sachsen will?«

    »Als ich ein junges Mädchen war, wurde danach nicht gefragt.
Die Väter haben das verabredet und man musste sich dreinfügen. Ein Sachse
musste es sein, das war schon mal klar. Und zwar einer aus unserm Dorf. Den
Acker kann man nicht mitnehmen, wenn man nach auswärts heiratet.«

    Katharinas Röte war wieder verschwunden. Sie nippte an
ihrem Wein. »Es ist eine andere Zeit heute, Disi. Wir leben nicht mehr vom
Land. Da kann man heiraten, wen man will. Wenn man überhaupt heiraten will.«

    »Dass hat deine Tante Ursel auch gesagt und diesen
elenden Meschendörfer genommen. Jetzt ist sie geschieden und sitzt mit nichts
in Hermannstadt.«

    »In Wolkendorf gibt es auch schlechte Kerle, Disi.«

    »Sicher gibt es die. Aber das weiß man dann vorher.«

    Hannes konnte es nicht lassen. Er hatte solchen Spaß an
der alten Frau Orend, dass er sie fragte, ob sie denn schon einen Mann für ihre
Enkelin im Auge habe. Zur Strafe trat ihn Katharina unter dem Tisch.

    »Sicher«, sagte die Disi, »den Guttner Miaten. Das ist
der beste Wirt im Dorf. Zwanzig Kühe hat er und acht Hektar Land. Wenn der sich
mal wäscht und was Ordentliches anlegt, dann sieht er richtig fesch aus. Schau
dir den Miaten mal an, Treni, am Sonntag in der Kirche.«

    »Der Martin Guttner ist fast zehn Jahre jünger als ich, Disi.«

    Sara Orend lächelte versonnen. »Schau, Treni, mein
zweiter Mann, der Gerdi, war auch acht Jahre jünger als ich. Einen jungen Mann
kann man sich besser erziehen. Der Herr Schreiber hier zum Beispiel, das ist
ein gelebter Mann. Den änderst du nicht mehr.«

    »Vielleicht gibt es ja jemanden, der mich so nimmt, wie
ich bin, Frau Orend. Ich hab innere Werte.«

    »So?«

    »Ja, Würmer.« Der Schnack seines Vaters funktionierte bei
Sara Orend bestens. Sie lachte Tränen über den derben Scherz. Dann stand sie
auf und räumte den Tisch ab. Katharina half ihr dabei. Sie trugen das Zeug ins
Haus und Schreiber hörte die beiden Frauen in der Küche laut und lustig miteinander
kabbeln.

    Die Abendbrise aus den Bergen hatte die Hitze des Tages
vertrieben. Es war still geworden in Wolkendorf. Bis auf die Dorfköter, die den
Tag im Schatten verschlafen hatten, war niemand mehr auf der Gasse. Von fern
hörte Schreiber ein paar Kuhglocken.

    Katharina kam an den Tisch zurück. »Fahren wir?«

    »Ungern.«

    Sie lächelte. »Vielleicht ergibt sich ja noch mal eine Gelegenheit.
Meine Disi scheint Sie jedenfalls zu mögen. So als gelebten Mann, mein ich.«

    Sie verabschiedeten sich von der Oma und stiegen ins
Auto. Katharina fuhr los. Weit kam sie nicht. Nach hundert Metern kam ihnen
eine Herde entgegen. Braunbunte Kühe schaukelten gemächlich über die Straße. An
der Tränke beim Graben blieben ein paar von ihnen stehen und löschten ihren Durst.
Mit Wasserfäden an den Mäulern zogen sie weiter. Es gab auch Büffel in der
Herde, schwarzgraue, gedrungene Tiere mit nach hinten gebogenen Hörnern. So nah
schoben sie sich am Dacia vorbei, dass Hannes ihr Fell berühren konnte. Es war
glatt und warm.

    »Sind die zwanzig Rindviecher vom Guttner Miaten auch
dabei?«, fragte er scheinheilig.

    Katharina ließ sich nicht necken. »Sicher«, sagte sie
ernst. »Sie gehen gerade nach Hause.« Sie zeigte auf

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