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Das Karpaten-Projekt

Das Karpaten-Projekt

Titel: Das Karpaten-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schmitz
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einen blassgelben Hof,
durch dessen Tür sich eine Prozession von Kühen schob.

    Am Ende der Herde ging der Hirte. Er schrie einer
trödelnden Kuh hinterher, und als sie dennoch nicht schneller machte, nahm er
seine Peitsche aus dem Gürtel und ließ sie durch die Luft sausen. Der Knall
klang fast so laut wie ein Flintenschuss. Die Kuh bockte und galoppierte mit
eingezogenem Schwanz weiter. Katharina gab Gas und drei Minuten später lag
Wolkendorf hinter ihnen.

    Schweigend fuhren sie durch den Abend auf Brasov zu. An
der Stadtgrenze fragte Hannes sie nach dem ermordeten Förster. Katharina
erzählte zögernd. »Da gibt es wohl einen Typen, der die Bärenfütterungen des
Forstamtes ungenießbar macht. Hulanu hatte ein Foto von ihm. Ein Mann im
Tarnanzug mit Kopftuch. In der Nacht, als sie ihn stellen wollten, ist der
Forstchef erschossen worden.«

    »Was halten Sie vom Vergällen des Futters?«

    »Schwachsinn ist das. Kompletter Schwachsinn. Die Bären
sind seit Jahrzehnten an das Füttern gewöhnt. Wenn sie da nichts mehr zu
fressen finden, werden sie sich an den Schafen schadlos halten. Oder sie
tauchen bei mir in Ra c a d a u am Müll auf.«

    Katharina achtete kaum auf den Verkehr, während sie auf
Schreiber einredete. Sie blieb vor einer Ampel stehen, die längst auf Grün
umgesprungen war. Hinter ihr hupten sie wild. »Jetzt wollen wir in Ra c a d a u
endlich bärensichere Müllton nen anschaffen. Stellen Sie sich vor, was
passiert, wenn die Bären dort nichts mehr finden und das Futter im Wald ist
auch ungenießbar. Das wird die Hölle.«

    Hannes nickte. »Mir gefällt das Bärenschießen an der
Fütterung nicht besonders, Katharina. Mit Jagd im engeren Sinne hat das für
mich nichts zu tun.«

    »So?« Das klang spitz. »Schießen Sie keine Wildschweine
an der Kirrung, Hannes?«

    »Doch. Aber Kirren ist nicht Füttern. Eine Dose Mais, um
ein paar Schweine anzulocken, ist was anderes als ein ganzer Trog voll
Bärenfutter.«

    »Erstens«, sagte Katharina und blies sich eine Strähne
aus der Stirn, »hab ich gehört, dass die deutschen Weidmänner es mit den
Futtermengen auch nicht so genau nehmen. Und zweitens ist das doch nur ein
quantitativer Unterschied. Der Vorgang ist derselbe. Ein Tier wird mit Futter
angelockt, um es leichter erlegen zu können.«

    Schreiber gestand es sich ungern ein, aber Katharina
hatte wahrscheinlich recht. »Ich denk mal drüber nach«, sagte er und wechselte
das Thema. »Wissen Sie mehr über den Mord am Forstamtsleiter? Tathergang,
Verdächtige und so.«

    Katharina schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Aber morgen
erfahr ich vielleicht mehr.«

    »Morgen bin ich nicht mehr da«, sagte Schreiber.

    »Ach.«

    »Mein Chefredakteur wünscht mich zu sehen«, log
Schreiber.

    »Kommen Sie noch mal wieder?«

    »Ich denke schon.«

    »Aber sicher sind Sie nicht?«

    »Vor Gericht, auf hoher See und beim Magazin ist man in Gottes Hand.«

    In Ra c a d a u angekommen, tauschten sie ihre Visite nkarten aus. »Falls
ich Fragen habe, ruf ich Sie an, Katharina.«

    Sie sah ihn überhaupt nicht spöttisch an. »Gerne«, sagte
sie.

    Hannes wollte ihr die Hand geben, doch dann nahm er sie
einfach in dem Arm und küsste die Luft neben ihren Ohren. »Danke noch mal. Und
passen Sie auf sich auf, Treni.«

    Dann stieg er in seinen Panda und fuhr los. Im Rückspiegel
sah er Katharina Orend an der Straße stehen. Sie wirkte einsam und verlassen. »Red
dir nichts ein, Hannes!«, sagte er laut.

     

18

    Er hatte 187 ungelesene E-Mails im Posteingang. Bei 153 handelte
es sich um Angebote zur Behebung von Problemen südlich des Bauchnabels.
Schreiber fragte sich, wer blöd genug sei, obskure Drogen, nur weil sie sich
Viagra nannten, in der Ukraine zu bestellen. Auch falls er im fortgeschrittenen
Alter noch eine Penisverlängerung ins Auge fassen sollte, würde er sich ungern
in die Hand des Heilkundigen aus dem Kosovo begeben, der diese Dienstleistung
zum Dumpingpreis offerierte. Der Reporter verbannte die Mails in den
Papierkorb. Wegen der vierunddreißig ernst gemeinten, die sich darunter verbargen,
dauerte das eine Weile. Als Nächstes flogen die Politspams raus, Pressemitteilungen
der Parteien, die schon nach einer Woche müffelten wie der Müll von Ra c a d a u.
Es blieb eine Handvoll Mails, die er überflog und im Eingang beließ. Von
Katharina war keine dabei. Von Diana Steinkamp auch nicht.

    Die Schuhverkäuferin war richtig sauer gewesen wegen
Schreibers überstürztem Abflug. »Teddy

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