Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Karpaten-Projekt

Das Karpaten-Projekt

Titel: Das Karpaten-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schmitz
Vom Netzwerk:
Kakifarbene sah den Reporter überrascht an. »Sie
müssen der Mann sein, von dem Katharina Orend mir erzählt hat.«

    »Gut möglich.«

    »Ich leite das Wildforschungsinstitut und arbeite mit
Katharina zusammen.«

    »So?«, sagte Hannes. »Im Gefängnis?«

    Die Museumsführerin erwachte aus ihrem Halbschlaf und sah
Schreiber wie einen Staatsfeind an. Der Wildforscher pendelte mit dem Kopf.
Hannes wusste nicht weiter. Ein guter Fotograf hätte in dieser Situation
draufgehalten. Ein Mann mit Bart im Kakidress, eine junge Frau im Kostüm, ein
Typ in schmuddeligen Jeans, sprachlos vor dem Fell eines Riesenbären.

    Bevor das Schweigen peinlich wurde, fragte Hannes den
Biologen, ob er hier noch länger zu tun habe. Vandra nickte. »Ich bin mit dem
Museumsdirektor zum Lunch verabredet. Bis dahin ist noch Zeit. Sollen wir einen
kleinen Spaziergang durch den Park machen?«

    »Gern.«

    Sie ließen die Führerin beim Bärenfell zurück und gingen
nach draußen. Park war ein großes Wort für den Rasen und die Rabatten, die das
Haus umgrünten. Die beiden älteren Herren bummelten zu einer Bank im Schatten.
Anders gekleidet hätte man sie für rumänische Rentner halten können, von ihren
Frauen vor die Tür geschickt, damit sie in Ruhe Mittagessen kochen konnten.

    »Wir sitzen hier wie auf einer Bühne.« Vandra warf einen
Blick aufs Museum. »Ich bin sicher, dass wir aus dem Haus beobachtet werden.«

    »Sollen wir woanders hingehen?«

    »Nein. Die Führerin wird dem Direktor ohnehin über unser
Zusammentreffen berichten.«

    Schreiber erschien das merkwürdig. Er hatte aber auch
nicht Jahrzehnte unter Ceausescus Geheimdienst gelebt. »Was halten Sie von
Katharinas Verhaftung?«, fragte er direkt.

    »It’s a frame-up!«

    Hannes musste einen Augenblick überlegen. Dylan half. To see him obviously framed, hatte der
über Rubin ›Hurricane‹ Carter gesungen, den schwarzen Boxer, dem sie einen Mord
angehängt hatten. Frame-up war ein abgekartetes Spiel.

    »Wer steckt dahinter?«

    Der Wildforscher zeichnete mit seinen Schuhspitzen Linien
in den Kies. »Die Forstverwaltung und der Jägerverein. Sie wollen Katharina
loswerden, weil sie ihre Geschäfte stört. Nicht von jedem Bären, der in Brasov
geschossen wird, weiß man in Bukarest. Zehntausend Euro sind eine Menge Geld.«

    »Dafür gehen die so weit, ihr einen Mord anzuhängen?«

    »Maybe.« Vandra fuhr mit den Fingern durch seinen Bart. »Wahrscheinlich
reichte es ihnen, wenn Katharina nach Deutschland abgeschoben wird. Es hängt
davon ab, ob sie einen Täter präsentieren können, der ihnen in den Kram passt.«

    »Wer könnte das sein?«

    »Hat Katharina Ihnen von dem Burschen erzählt, der die
Fütterungen vergällt?«

    Schreiber brummte Zustimmung.

    »Den würden sie gern erwischen. Wenn der auch noch
Hulanus Mörder wäre, umso besser.«

    »Glauben Sie, dass er es war?«

    Der Wildforscher betrachtete das Muster, das seine Schuhe
in den Kies gekratzt hatten. Es sah aus wie der Code auf einer Verpackung.
Dicke und dünne Striche in wirrer Folge. »Ich kenne den Burschen nicht. Aber
warum sollte er den Forstamtsleiter von Brasov umbringen?«

    Hannes überlegte, ob er Vandra von Teddy erzählen sollte.
Sein Job zwang Hannes oft, sich auf die Schnelle ein Bild von einem Menschen zu
machen. Diesen bärtigen Biologen im Safarioutfit hielt er für okay, auch wegen
seiner exzentrischen Aufmachung. Ein Mitläufer im Stromlinienformat war Ovidiu
Vandra jedenfalls nicht. Hannes entschloss sich, ihm von Sellemerten zu
berichten. Er tat das ausführlich. Nur Diana Steinkamp erwähnte er nicht.

    »Dann sind Sie der zweite Mann, von dem Hulanu im Rathaus
sprach.« Es war eher eine Feststellung als eine Frage, die der Wildforscher
aussprach. Schreiber sagte Ja.

    »Und Sie sind immer noch hier?«

    »Ich bin Reporter. Ich verstoße nicht gegen Gesetze, wenn
ich andere bei Gesetzesverstößen beobachte, um darüber zu berichten.«

    »Ich fürchte, für solche Feinheiten ist man in Rumänien
zu grob, Mister Schreiber.«

    »Mir hat gestern schon jemand geraten, nach Hause zu
fliegen. Dem habe ich gesagt, dass ich Katharina etwas schulde. Sie hat mir das
Leben gerettet.« Hannes erzählte Vandra die Geschichte von der Bärenattacke.
Dass er weggerannt war, verschwieg er nicht.

    Der Biologe murmelte Rumänisches in seinen Bart.
Schreiber fragte nach. Vandra nahm den Kopf hoch und lächelte den Reporter an. »Ich
sagte: Sie ist eine tolle Frau.«

    »Leider ein

Weitere Kostenlose Bücher