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Das Karpathenschloß

Das Karpathenschloß

Titel: Das Karpathenschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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in tollem Strome über das Land, das sie in einen Sumpf verwandelt. Dieser Umstand erschwerte natürlich das Fortkommen und erzeugte einigen Aufenthalt So brauchten die Wanderer eine ganze Stunde, um die Straße auf dem Vulkan zu erreichen, der gegen fünf Uhr überschritten wurde.
    Die rechte Seite des Plesa ist nicht mit den dicken Waldungen bedeckt, durch die Nic Deck sich nur mit der Axt hatte Bahn brechen können; dafür thürmten sich den Wanderern hier Schwierigkeiten anderer Art entgegen. Da lagen Trümmerhaufen von Moränen, die beim Durchschreiten große Vorsicht erheischten, gab es schroffe Niveauunterschiede, mächtige Steinwände und Blöcke mit unsicherer Unterlage, die gleich Steintischen der Alpengegenden aufragten – kurz, das ganze Durcheinander einer Anhäufung gewaltiger Felsenbruchstücke, die durch Lavinen vom Berggipfel herabgeworfen worden waren, ein wahres Chaos im schlagendsten Sinne des Wortes….
    Um den Abhang unter diesen Verhältnissen zu erklimmen, kostete es noch eine gute Stunde tüchtiger Anstrengung. Es schien wirklich, als hätte sich das Karpathenschloß schon durch die Unwegsamkeit seiner Umgebung allein vertheidigen können. Rotzko hoffte auch, vielleicht noch auf solche Hindernisse zu treffen, die sie unmöglich überwältigen könnten. Doch das erfüllte sich nicht.
    Jenseits der Zone der Felsblöcke und Erdaushöhlungen wurde endlich der vordere Rand der Hochfläche des Orgall erreicht. Von hier aus zeigten sich die Formen des Schlosses ganz klar in der öden Umgebung, von der die Angst alle Bewohner des Landstriches schon seit Jahren fern hielt.
    Franz und Rotzko wollten von der nach Norden zu gerichteten Steinmauer der Burg an diese herankommen.
    Waren Doctor Patak und Nic Deck an die östliche Verbindungsmauer der Bastionen gekommen, so kam das daher, daß sie die linke Seite des Plesa erklommen, den Nyad, einen anderen Bergbach, und die auf den Bergrücken hinführende Straße links hatten liegen lassen. Die beiden Wege bildeten zusammen nämlich einen weit offenen Winkel, dessen Scheitelpunkt der Wartthurm in der Mitte war. Von der Nordseite her wäre es übrigens ganz unmöglich gewesen, die Umfassungsmauer zu ersteigen, und hier gab es auch weder ein Thor noch eine Zugbrücke, die Verbindungsmauer erhob sich nur, den Unebenheiten der Bodenfläche folgend, steil zu großer Höhe.
    Nun lag ja auch gar nichts daran, daß von hier aus jeder Zutritt unmöglich gemacht war, denn der junge Graf dachte ja nicht im Geringsten daran, durch die Mauer der Burg vorzudringen.
    Es war bereits halb acht Uhr, als Franz von Telek und Rotzko am äußeren Rande des Plateaus des Orgall anlangten. Vor ihnen erhob sich nun im Halbdunkel das trotzige Gemäuer, dessen Farbe mit der der Felsen des Plesa ziemlich verschwamm. Links machte die Umfassungsmauer einen scharfen Winkel, an dem eine Bastion vorsprang. Hier ragte über die mit Zinnen bekrönte Brustwehr hinaus die alte Buche, deren verdrehte Aeste von der Gewalt des Südweststurmes in dieser Höhe zeugten.
    Der Schäfer Frik hatte sich wirklich nicht getäuscht. Wenn man der Legende Glauben schenkte, so versprach diese der alten Burg der Barone von Gortz nur noch einen Bestand von drei Jahren.
    Schweigend betrachtete Franz das Gesammtbild des, von einem mächtigen Wartthurme in der Mitte beherrschten, Bauwerks. Hier unter diesem regellosen Steinhaufen verbargen sich gewiß gewölbte, weite, jeden Laut wiedergebende Räume, Vorsäle, die Irrgänge bildeten, tief im Erdboden versenkte Verließe, wie solche in den alten Schlössern der Magyaren vielfach vorkommen. Keine andere Wohnstätte als dieser alte Rittersitz konnte dem letzten Sprossen des Hauses von Gortz geeigneter erscheinen, sich in einer Vergessenheit zu begraben, deren Geheimnisse Niemand zu enträthseln vermochte. Je mehr der junge Graf darüber nachdachte, desto mehr klammerte er sich an die Vorstellung, daß Rudolph von Gortz sich hinter die einsamen Wälle seines Karpathenschlosses geflüchtet haben könne.
     

    Das ganze Durcheinander einer Anhäufung gewaltiger Felsenbruchstücke. (S. 150.)
     
    Nichts verrieth übrigens die Anwesenheit von Bewohnern im Innern des Wartthurms. Kein Rauchwölkchen entstieg seinen Schornsteinen, kein Laut drang aus den festgeschlossenen Fenstern. Nichts – nicht einmal der Schrei eines Vogels unterbrach die Todtenstille dieser düstern Wohnstätte.
    Eine Zeitlang verzehrte Franz fast gierigen Blickes diesen Mauerkranz, der einst von

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