Das Karrieremacherbuch
deshalb kurze Beschäftigungszeiten, weil sie die Letzten waren, die an Bord gekommen sind, und die Ersten, die in der Wirtschaftskrise gehen mussten. »Alle in der Probezeit raus«, so ist derzeit eben öfter zu hören. Die Gründe für die häufigeren Wechsel sind also sowohl persönlicher Natur als auch vom Markt bestimmt und oft von beidem. Noch ist es schwierig, sich mit einem bunteren Lebenslauf zu bewerben. Über kurz oder lang wird sich aber auch hier der angloamerikanische Denkstil durchsetzen, der besagt, dass ein Lebenslauf das Wesentliche und Relevante enthalten und nicht nicht in deutscher Gründlichkeit (aber selbstmarketingtechnisch dilettantisch) lückenlos sein muss. Zudem wird die klassische Bewerbung ohnehin an Bedeutung verlieren, wie wir noch sehen werden.
Ich bin überzeugt, dass Wechselfreude auch immer mehr mit der Globalisierung zu tun haben wird, die internationalen Einsatz verlangt. Am Anfang des Berufslebens haben viele daran Freude und sind begierig darauf, »raus«zukommen. Doch das nimmt in der Familienphase exponentiell ab, erst recht, wenn das alte Modell »Frau folgt Mann« noch weiter aufgelöst ist als bereits jetzt. Später kommt die Abenteuerlust bei vielen wieder. Es wird Berufswechsel geben, die darin begründet sind, das Umherreisen auf der Welt zu beenden. Ein Ziel dabei könnte es sein, sich einen nicht exportierbaren Job zu sichern, also zum Beispiel als Lehrer tätig zu werden oder in der Gesundheitsbranche. Lange wurde uns erzählt, es seien vor allem die einfachen Jobs, die in andere Länder verlagert werden könnten. Im April 2009 legte das Institut für Weltwirtschaft in Kiel eine Studie vor, wonach 11,3 Millionen qualifizierte Jobs sich mehr oder weniger leicht ins Ausland verschieben lassen könnten. Diese Tendenz bestätigen einige fachlich sehr versierte Kunden aus dem IT-Bereich. So können immer mehr Entwicklungs- und Ingenieurtätigkeiten auch an einem anderen Ort erbracht werden, durchaus auch anspruchsvolle. Doch: In anderen Ländern mag es viele Experten gehen, die beispielsweise programmieren können, anspruchsvolle konzeptionelle Aufgaben sowie das Projektmanagement lassen sich allerdings kaum outsourcen. Diesen wichtigen Aspekt berücksichtigte die Studie nicht.
Mehr Akademiker in ganz normalen Jobs
Die Bildungsoffensive, verbunden mit dem vom BolognaProzess geforderten Ansteigen der Akademikerzahlen und der Abnahme von formalen Führungspositionen, wird zudem dazu führen, dass die meisten von Ihnen Jobs ausüben werden, ohne jemals im früheren Sinn Karriere zu machen. Den jungen Akademikern sagt man es nicht offen, weil sich das niemand traut. Doch die Wahrheit ist: Entweder machen Sie sich selbstständig, oder die maximale Führungsposition, die Sie vermutlich je erreichen werden, ist die eines Team- oder Projektleiters, selbst wenn man Sie Manager nennt – aber das ist keine Führung im klassischen Sinn. Die derzeit weiter existierenden Führungsstellen werden durch Umstrukturierungen im Stil »Mache Schnellboote aus Dampfern« (siehe »Universe«) zu einem großen Teil wegfallen, denn nach Umbaumaßnahmen verlagern sich die Verantwortlichkeiten gewöhnlich. Und die verbleibenden Stellen werden die führungsgewohnten »Alten« unter sich aufteilen. Bevor auch diese von der nächsten Umstrukturierung weggespült werden.
Unabhängig bleiben
Ein weiterer Grund, besser nicht allzu lange in ein und demselben Unternehmen zu bleiben. Selbst wenn Sie zufällig mal in einer wirtschaftlich stabilen Phase an Bord gehen sollten. Bleiben Sie so lange, bis Sie wissen, wie der Hase läuft, aber gehen Sie, bevor Sie Teil des Dampfers und unbeweglich werden. So bewahren Sie immer den Blick von außen und werden nicht vom System des Unternehmens, das Sie zu einem Familienmitglied und integralen Bestandteil machen will, eingesogen. So schön das Dazugehören ist – ein abhängiger Teil zu sein birgt viele Gefahren. Es reicht, wenn Sie sich im privaten Bereich binden. Je weniger Sie sich als abhängiger Teil fühlen, desto freier sind Sie in Ihrem Denken. Die positive Nebenwirkung: Sie sehen Ungerechtigkeiten, die anderen widerfahren. Wer frei ist, kann eine eigene Meinung vertreten. Er muss ja nicht um seinen Job fürchten.
Und noch etwas anderes ist positiv: Je mehr unabhängige Mitarbeiter Unternehmen haben, desto besser müssen sie mit ihrem Personal umgehen. Schlecht behandelt, das sagt die Erfahrung und bestätigt jeder Psychologe, werden vor allem die
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