Das Karrieremacherbuch
Abhängigen. Unabhängigen Mitarbeitern, die gehen könnten, wenn sie wollten, muss man schon mehr bieten.
Die Effizienz hat einen weiteren Vorteil: Da das Ziel im Vordergrund steht – die Leistung, das Ergebnis – und nicht irgendeine Anwesenheitspflicht, ist jede Form der Überwachung und Zeitkontrolle überflüssig. Menschen können kommen und gehen, solange sie ihr Projekt »in time« beenden. Die Zeiten, in denen es Anwesenheitspunkte gab, wenn das Bürolicht bis 21 Uhr an war, sind somit hoffentlich bald vorbei. Zumal es sich ja sowieso nicht lohnt, auf Kaminkarrieren-Führungspositionen zu lauern. Es gibt etwas Besseres.
DER KARRIEREMACHER-TIPP
Schauen Sie sich spaßeshalber einfach mal die aktuellen Jobprofile in den Stellenbörsen wie monster.de, step-stone.de oder bei indeed.com an. Suchen Sie zum Beispiel mit dem Stichwort Ihres Studienabschlusses oder mit anderen Schlüsselbegriffen, etwa Sprachkenntnissen wie »Spanisch«. Was verraten die Stellen, die Sie finden, über die Kompetenzen, die in Zukunft gefragt sein werden? Sehr wahrscheinlich werden Sie vor allem Spezialisten-und Wissensjobs entdecken. Daneben gibt es natürlich viele andere Positionen, die weniger fachlich sind, etwa der »Moderator von Verbesserungsworkshops« oder der »Coach für die Azubis«. Das sind die Stellen, die jetzt und in Zukunft noch viel mehr als heute ausgeschrieben sein werden. Doch gerade die letztgenannten Jobs finden immer weniger den Weg in Stellenbörsen, da sie mehr und mehr über Netzwerke und Empfehlungen vergeben werden. Doch dazu später mehr.
WIE WIR ARBEITEN WERDEN
Wir sind mitten im digitalen Kapitalismus – Wieso Wissen alles dominiert – Warum Manager nicht gleich Führungskräfte sind – Wieso kein Berufseinsteiger Spezialist sein kann – Welche Berufsprofile übrig bleiben werden – Wieso es nicht nötig ist, sich auf ewig festzulegen
Eine von Jeremy Rifkins Prophezeiungen lautet, dass aufgrund der Veränderungen zahlreiche Jobprofile wegfallen und am Ende nur einige wenige übrig bleiben. Diese Vorhersage bewahrheitet sich peu à peu. Zwar entstehen täglich neue firmenindividuelle Jobbezeichnungen und Titel, doch betrachtet man nur die Tätigkeiten und nicht die teilweise abstrusen Jobtitel, reduziert sich diese Auswahl stark. Die neuen Berufsprofile fasste Rifkin unter den Oberbegriff der Wissensarbeiter zusammen. Er berief sich auf den Autor und vorausschauenden Managementberater Peter Drucker, der den »Knowledge Worker« schon 1959 als einen Menschen definiert hat, der hauptsächlich mit Informationen, Ideen und Fachkenntnissen arbeitet. An Drucker knüpfte auch der ehemalige St. Galler Professor und SPD-Politiker Peter Glotz 1999 in Die beschleunigte Gesellschaft an. 48 Darin vertrat Glotz die These, dass die Jahre der New Economy nur die Vorwehen der Digitalisierung gezeigt hätten. Die wahre Kraft der digitalen Wissensgesellschaft entfalte sich in den Jahren 2009 bis 2014, also jetzt. Er nannte diese neue Phase »digitalen Kapitalismus«, die geprägt sei von einer Auflösung der »Normalarbeitsverhältnisse« zugunsten von virtuellen Jobs, Zweitjobs, Freelancertum, Entrepreneurship (also »richtigen« Unternehmern im Unterschied zu Freelancern) und flachen Hierarchien. Sie und ich, wir stecken also gerade mittendrin im digitalen Kapitalismus.
In seinem Werk entwarf Glotz auch die These von einer Zwei-Drittel-Gesellschaft. Das obere Drittel wird von den Wissensarbeitern, den Knowledge Workers, gestellt. Der Mittelstand, direkt abhängig vom ersten Drittel und als Handwerker oder Kabelleger tätig, macht das zweite Drittel aus. Der Rest wird aus den Konzernen herausrationalisiert oder ist nicht mehr bereit oder fähig, den beschleunigten Lebensstil weiter mitzumachen. Dieser Rest wird von Glotz als »Bodensatz struktureller Arbeitslosigkeit« mit einem Anteil von rund 20 Prozent bezeichnet. Von dieser Marke sind wir glücklicherweise in Westdeutschland noch entfernt.
Doch Sciencefiction ist das keineswegs. Wenn Sie sich in den Jobbörsen bei Monster, Stepstone und Co. umschauen, erkennen Sie, dass es kaum noch eine Stellenanzeige gibt, in der nicht Wissen die wichtigste Basis ist. Klar, es wird auch Teamfähigkeit gefordert und manch andere persönliche Fähigkeit. Doch niemand wird nur aufgrund seiner Teamfähigkeit eingestellt. Wenn Sie wissen, wie Stellenanzeigen entstehen, ist Ihnen klar, was der untere Teil, in dem Soft Skills aufgelistet werden, wirklich bedeutet: wenig bis
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