Das Karrieremacherbuch
noch dominieren, sind laut IAB sogar zwei Drittel der neuen Arbeitsverträge befristet. In den Branchen Gesundheit, Sozialwesen, Erziehung und Unterricht sowie bei den Non-Profit-Organisationen gelten Befristungen heute schon als das normale Arbeitsverhältnis. Sie sind auch überall dort das Mittel der Wahl, wo es ein Überangebot gibt und die künftigen Auftragsentwicklungen unberechenbar.
Alles ist ein Projekt
Vom Sieg des Projektmanagements in allen Wirtschaftszweigen zeugt folgendes Beispiel: 2000 von mehr als 5000 in der Stellenbörse Monster.de ausgeschriebenen Jobs enthielten bei meiner Stichprobe im Mai 2009 das Wort »Projekt«. In diesen Stellenofferten ging es in irgendeiner Form um die Mitarbeit in Projekten. Ich kann nicht mehr zählen, wie viele Projektmanager ich in meiner Kundendatenbank habe, sie überholen alle andere Berufsgruppen.
Freelancer
Eine andere Form der Befristung flankiert das Modell des auf ein oder zwei Jahre befristeten Arbeitsvertrags im industriellen Sektor, seitdem das Toyota-Prinzip sich großflächig durchsetzte: die freiberufliche Projektarbeit, das Freelancertum. Seit Jahren nimmt vor allem in der IT die Zahl derjenigen zu, die in einem Konzern oder Unternehmen als eine Art Zwitter aus Angestelltem und Unternehmer tätig sind. Auch in den Medien und in der Baubranche sind freiberufliche Verträge verbreitet. Berater und Projektmitarbeiter werden hier zeitweise engagiert, um etwas Neues einzuführen oder weiterzuentwickeln oder die fest angestellten Mitarbeiter zu entlasten oder hinsichtlich eines Spezialthemas zu beraten. Diese sogenannten Freelancer arbeiten auf eigene Rechnung und sind steuerlich gesehen Selbstständige. Sie wechseln ihre Positionen und die Unternehmen, für die sie tätig sind, häufig und haben dadurch tiefere Einblicke und ein oft aktuelleres Wissen als Angestellte – schließlich werden sie immer dann geholt, wenn es um etwas Neues geht. Sie sind oft besonders hoch qualifiziert, bilden sich intensiv weiter, immer den aktuellen Markterfordernissen entsprechend. Sie verdienen überwiegend besser als die Angestellten, haben aber gleichzeitig mehr Freiräume. Vor allem sind sie nur oberflächlich in die Struktur des Unternehmens integriert, so dass sie sich auf ihre Arbeit konzentrieren können. Interne Kämpfe um Machterhalt und Ränkespiele, die starken Relikte der Dampfer-Unternehmen, sind ihnen ebenso fremd wie zuwider.
Effizienz über alles
Das Mitwirken an der Erhöhung von Effizienz ist der Stoff, aus dem künftige Konzernkarrieren gestrickt sind. In Konzernen dominiert die Projektorganisation und damit die Fähigkeit und Notwendigkeit, Projekte zu managen. Geht es doch um die stetige Verbesserung der Abläufe mit immer neuer Technik oder durch Umstrukturierung oder beides. Wer so viel Effizienz nicht mag und in den Verwaltungssektor flüchten will, sollte wissen, dass es auch dort in der Zukunft keine ruhigen Jobinseln mehr geben wird. Auch dort wachsen immer mehr Projekte von den Aufgabenbäumen, und auch dort wird umstrukturiert mit dem Ziel, ein optimales Kosten-Nutzen-Verhältnis, also Effizienz zu erreichen. Wie wesentlich Effizienz geworden ist, sehe ich in den Zeugnissen meiner Kunden. Da steht inzwischen, dass jemand »die Durchlaufzeiten um 15 Prozent verbessert«, »Personaleinsparungen von 50 Prozent erzielt« oder den »Lagerbestand um 10 Prozent gesenkt« hat. Effizienz ist messbar, für die Umsetzung sorgen die Projektmanager. Allerdings weiß jeder Projektmanager, dass Effizienz ohne Menschlichkeit unmöglich ist. Der Mensch stellt sonst der Maschine ein Bein und verweigert sich dem Team. Deshalb wird das alles nur funktionieren, wenn gleichzeitig für gute Arbeitsbedingungen gesorgt ist und Werte nicht nur formuliert, sondern auch gelebt werden. Und genau darin liegt die Chance. Immerhin scheitern laut IAG Consulting 68 Prozent aller Projekte, und dies ausschließlich aufgrund falscher bzw. fehlender Kommunikation. 42 Es gibt einen großen Bedarf, die Dinge künftig besser zu machen.
Alt gegen Neu
Ich weiß aus Erzählungen und aus Aufträgen für Unternehmen, dass sich flache Hierarchien, abteilungsübergreifendes Arbeiten und Projektmanagement auf breiter Front durchsetzen. Noch kämpft das Alte gegen das Neue, noch weigern sich einige an ihren Besitzständen klebende Manager, Veränderung mitzutragen. Doch mit jeder Umstrukturierung setzt sich das Neue ein Stückchen mehr durch. Vielleicht erleben Sie das selbst ja gerade
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