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Das Kartengeheimnis

Das Kartengeheimnis

Titel: Das Kartengeheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jostein Gaarder
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Rezeption begleiten.
    »Und jetzt ab in die Falle«, sagte er, als er hinter sich die Tür schloß. Er legte sich aufs Bett und war sofort eingeschlafen.
    Ich ließ die Lampe über dem Bett brennen und las im Brötchenbuch, sobald ich sicher sein konnte, daß mein Vater die Grenze zum Land der Träume passiert hatte.

KREUZ



KREUZ AS
    ... genau solche Symbole, wie man sie auf Spielkarten findet...
     
     
     
    Den ganzen Nachmittag lang lief ich durch den üppigen Garten, in den ich geraten war. Dann entdeckte ich in der Ferne zwei menschliche Gestalten. Ich spürte, wie mein Herz einen Sprung machte.
    Ich bin gerettet, dachte ich. Vielleicht war ich ja doch nach Amerika geraten.
    Während ich auf die Gestalten zuging, fiel mir ein, daß wir einander wohl kaum verstehen würden. Ich konnte nur Deutsch und etwas Englisch und Norwegisch, das ich nach vier Jahren an Bord der Maria aufgeschnappt hatte, und die Menschen auf dieser Insel sprachen bestimmt eine ganz andere Sprache.
    Als ich näher kam, sah ich, daß sie sich auf einem kleinen Feld zu schaffen machten. Jetzt entdeckte ich auch, daß sie kleiner waren als ich. Ob ich es mit Kindern zu tun hatte?
    Als ich noch näher herangekommen war, sah ich, daß sie helle Wurzeln in einen Korb legten. Plötzlich drehten sie sich um und sahen mich an. Sie waren zwei leicht mollige Männer, von denen mir keiner höher reichte als bis zur Brust. Beide hatten braune Haare und glänzende, nußbraune Haut. Sie trugen genau gleiche dunkelblaue Uniformen. Der einzige Unterschied war, daß der eine drei schwarze Knöpfe an seinem Uniformrock hatte und der andere nur zwei.
    „Good afternoon”, sagte ich zuerst auf englisch.
    Die Männlein legten ihre Werkzeuge auf den Boden und starrten mich an.
    „Do you speak English?” versuchte ich es noch einmal.
    Die beiden kleinwüchsigen Männer fuchtelten nur mit den Armen und schüttelten den Kopf.
    Aus einem reinen Reflex heraus sprach ich sie jetzt in meiner Muttersprache an. Und nun – nun antwortete der mit den drei Knöpfen an der Uniform in fließendem Deutsch: „Wenn du mehr als drei Zeichen hast, darfst du uns schlagen, aber wir flehen dich an, das nicht zu tun.“
    Ich war so verblüfft, daß ich nicht wußte, was ich antworten sollte. Tief im Innern einer einsamen Atlantikinsel wurde ich in meiner eigenen Muttersprache angesprochen. Aber das war nur das eine. Ich konnte auch nicht begreifen, was er mit den drei Zeichen gemeint hatte.
    „Ich komme in Frieden”, sagte ich sicherheitshalber.
    „Das ist auch besser so, sonst bestraft dich der König.”
    Der König! dachte ich. Also war ich nicht in Nordamerika.
    „Ich würde gern mit dem König sprechen”, erwiderte ich.
    Jetzt schaltete sich der Zweiknöpfige ins Gespräch ein.
    „Mit welchem König möchtest du sprechen?“
    „Hat dein Freund nicht gesagt, daß der König mich bestrafen wird?“
    Der Zweiknöpfige wandte sich an den Dreiknöpfigen und sagte: „Hab ich mir’s doch gedacht. Der kennt die Regeln nicht.“
    Der Dreiknöpfige sah zu mir hoch. „Es gibt nicht nur einen König“, erklärte er.
    „Ach? Und wie viele dann?“
    Die beiden kleinen Männer grinsten. Damit machten sie mir klar, daß ich ihrer Ansicht nach dumme Fragen stellte.
    „Einen für jede Farbe“, seufzte der Zweiknöpfige resigniert.
    Erst jetzt sah ich richtig, wie klein sie waren. Sie waren nicht größer als Zwerge, aber ihre kleinen Körper waren normal proportioniert. Gleichzeitig hatte ich das Gefühl, daß diese Liliputaner, oder was immer sie waren, geistig ein wenig zurückgeblieben sein mußten.
    Ich wollte schon fragen, wie viele „Farben“ es denn gebe, um herauszufinden, wie viele Könige es auf der Insel gab. Aber ich schenkte mir die Frage. Statt dessen fragte ich: „Wie heißt der größte König?“
    Die beiden tauschten wieder einen Blick und schüttelten den Kopf.
    „Meinst du, der will uns foppen?“ fragte der Zweiknöpfige.
    „Keine Ahnung“, antwortete der Dreiknöpfige. „Aber wir müssen ihm nun mal antworten.“
    Der Zweiknöpfige verjagte eine Fliege, die sich auf seine fette Wange gesetzt hatte, und sagte: „In der Regel schlägt ein schwarzer König einen roten König, aber es kommt auch vor, daß ein roter König einen schwarzen stechen darf.“
    „Das ist brutal“, sagte ich.
    „Aber so sind die Regeln.“
    Plötzlich hörten wir in der Ferne ein Klirren. Offenbar wurde dort Glas zerbrochen. Die beiden Zwerge wandten sich in die Richtung

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