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Das Kartengeheimnis

Das Kartengeheimnis

Titel: Das Kartengeheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jostein Gaarder
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Brötchenbuch gelesen hatte.
    »Was hast du solange gemacht?« fragte Vater.
    Ich zeigte auf die Karten und behauptete, ich hätte Patiencen gelegt. Dann kam auch schon der Kellner und wollte Geld für die letzte Cola, die ich bestellt hatte.
    »It’s very small!« sagte er.
    Vater schüttelte verständnislos den Kopf, aber ich begriff sofort, daß er das Brötchenbuch meinte. Ich hatte Angst, etwas erklären zu müssen, deshalb zog ich die Lupe wieder aus der Tasche, hielt sie vor dem Kellner hoch und sagte: »It’s very smart.«
    »Yes, yes!« sagte er.
    Ich war noch mal davongekommen.
    Als wir das Café verließen, sagte ich: »Ich habe die Spielkarten untersucht, ob mehr drauf ist, als wir mit bloßem Auge sehen können.«
    »Und was ist dabei herausgekommen?« fragte Vater.
    »Wenn du wüßtest!« sagte ich geheimnisvoll.

KARO BUBE
    ... seine ganze Eitelkeit hing damit zusammen, daß er ein Joker sein wollte...
    Als wir wieder in unserem Hotelzimmer saßen, fragte ich Vater, ob er bei der Suche nach Mama schon etwas erreicht hätte.
    »Ich war bei einem Agenten, der Models vermittelt«, sagte er. »Er hat mir versichert, daß es in ganz Athen kein Model namens Anita Tørå gibt. Er war sich sogar ganz sicher. Er behauptet, alle Models hier zu kennen – jedenfalls die ausländischen.«
    Ich muß ausgesehen haben wie ein Sonnenuntergang im September – bei dem es gleich darauf auch noch zu regnen anfing, denn jetzt spürte ich, wie die Tränen von innen gegen meine Augenlider drückten. Wahrscheinlich fügte Vater deshalb eilig hinzu: »Da habe ich ihm das Bild aus dieser Modezeitschrift gezeigt, und schon kam er in Schwung. Er hat mir erzählt, daß sie hier den Künstlernamen Sol Strand angenommen hat. Und er hat gesagt, daß sie seit Jahren zu den begehrtesten Models von Athen gehört.«
    »Und weiter?« fragte ich.
    Er breitete die Arme aus und sagte: »Ich soll ihn morgen nach dem Mittagessen anrufen.«
    »Das ist alles?«
    »Jepp. Bis dahin können wir nur abwarten, Hans-Thomas. Und jetzt setzen wir uns auf die Dachterrasse. Morgen fahren wir nach Piräus, da gibt es auch Telefone.«
    Daß er die Dachterrasse erwähnte, brachte mich auf eine Idee. Ich sammelte erst Mut, dann sagte ich: »Da ist noch was.«
    Vater sah mich verständnislos an. Oder wußte er schon, worauf ich hinauswollte?
    »Du wolltest dir was überlegen. Und wir haben verabredet, daß du es dir schnell überlegst.«
    Er versuchte ein entspanntes Lachen, das ihm nicht so recht gelang.
    »Ach das!« sagte er. »Wie gesagt, Hans-Thomas, ich denke darüber nach. Aber heute war ein ziemlich anstrengender Tag.«
    Mir kam eine Idee. Ich ging zu seiner Reisetasche und fand zwischen Socken und T-Shirts eine Flasche Schnaps. In Null Komma nichts war ich damit im Badezimmer und goß den ganzen Dreck ins Klo. Bis Vater hinterherkam und kapierte, was ich getan hatte, hätte er sich nur noch bücken und den letzten Rest aus der Kloschüssel trinken können, ehe ich abzog. Aber so tief war er zum Glück noch nicht gesunken. Als er mich ansah, hatte er sich noch nicht entschieden, ob er wie ein Tiger fauchen oder wie ein kleiner Hund mit dem Schwanz wedeln sollte. Schließlich sagte er: »Okay, Hans-Thomas. Du hast gewonnen.«
    Wir gingen wieder ins Zimmer und setzten uns vors Fenster. Ich blickte zu Vater hoch, und er zur Akropolis.
    »Glitzergetränk lähmt Jokers Sinne«, sagte ich.
    Mein Vater sah mich verblüfft an.
    »Was faselst du da, Hans-Thomas? Spürst du noch den Martini von gestern?«
    »Natürlich nicht. Ich meine nur, daß ein echter Joker keine geistigen Getränke trinkt. Denn ohne geistige Getränke denkt ein Joker klarer.«
    »Du bist ein bißchen verrückt«, sagte er kopfschüttelnd. »Aber das ist wohl erblich.«
    Ich wußte, daß ich ihn an seiner empfindlichsten Stelle getroffen hatte, denn seine ganze Eitelkeit hing damit zusammen, daß er ein Joker sein wollte. Trotzdem war ich mir nicht sicher, ob er nicht doch noch an den Fusel dachte, der jetzt der Kanalisation entgegenschwamm, darum sagte ich: »Und jetzt gehen wir wirklich auf die Dachterrasse. Und da testen wir ihr ganzes Angebot von Limonaden und so. Du kannst Cola oder Seven-Up haben, Orangensaft, Tomatensaft oder Birnenlimonade. Oder vielleicht möchtest du das alles auf einmal probieren? Du kannst dein Glas mit herrlich kalten Eiswürfeln füllen und mit einem großen Löffel umrühren...«
    »Danke, das reicht«, unterbrach er mich.
    »Aber wir haben eine

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