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Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT

Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT

Titel: Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Berufungsentscheidungen
hatten die Administration wütend gemacht, und sie hatte ihre Mißbilligung in gedruckter Form zum Ausdruck gebracht.
    »Hier spricht Richter Sutherland.«
    »Sie heißen auch Venice«, sagte die ausdruckslose, harte Stimme im Hörer.
    Der Schriftsteller hatte es geschafft! Plötzlich war die Verpflichtung eines ganzen Lebens auf schreckliche Art aufgehoben. Wenn sie zerstört war, gab es nichts, denn nichts war den Verlust wert. Die Lüge würde die Welt erben.
    Daniel hörte aufmerksam zu, wog jedes Wort, das der Schriftsteller sprach, jede Betonung sorgfältig ab.
    Vielleicht gab es einen Weg. Es war eine verzweifelte Strategie, und er war nicht sicher, ob er sie überleben, geschweige denn durchführen konnte. Aber man mußte es versuchen. Täuschung.
    »Morgen früh, Mr. Kastler. Bei Sonnenaufgang. Die kleine Bucht östlich von Deal Island, die Trawlerstege. Ich werde sie finden. Und Sie werde ich auch finden.«
    Sutherlands Blick konzentrierte sich geistesabwesend auf eine Stelle über dem Telefon, jenseits des Bogens der Halle im Wohnzimmer. Seine Schwiegertochter war dort aufgetaucht. Sie stand aufrecht und stolz da.
    Eine großartige Medea war sie gewesen. Daniel erinnerte sich gut. Er erinnerte sich ihrer letzten Worte im letzten Akt, erinnerte sich an ihren Schrei zum Himmel.
    Hier sind meine Kinder, blutbedeckt und um die Liebe eines Gottes Namens Jason willen hingeschlachtet!
    Sutherland fragte sich, warum er sich jener Worte erinnerte. Und dann wußte er es.
    Sie waren ihm vor wenigen Sekunden in den Sinn gekommen.

36
    Der eisige Winterwind fegte in Böen vom Wasser herein und beugte das wilde Gras auf den Dünen. Die Sonne brach immer wieder durch die schnell dahinziehenden Wolken am Himmel, jedesmal von intensiver Helligkeit, aber ohne eine Spur von Wärme in den Strahlen. Es war früher Nachmittag am Weihnachtstag, und es war kalt am Strand.
    Kastler blickte auf seine Fußstapfen hinunter. Er war zwischen den Grenzen, die Quinn O’Brien ihm vorgeschrieben hatte, auf
und ab gegangen. Die zehn Meter lange Strecke bot ihm einen klaren Ausblick auf die Büsche über den Dünen links von dem mit Planken belegten Weg, der von der Straße herüberführte. O’Brien hatte dort Station bezogen, so daß nur Peter ihn sehen konnte.
    O’Brien hatte ihm erklärt, daß es sich um eine ganz grundlegende Taktik handelte. Er würde in dem wild wachsenden Gebüsch warten, wenn Jacob Dreyfus kam. Er würde sich vergewissern, daß Dreyfus das Taxi wegschickte, wie es vereinbart war; wenn Christopher sie betrog — entweder, indem er das Taxi nicht wegschickte oder seine eigenen Leute in eigenen Fahrzeugen mitbrachte — würde Quinn Peter ein Signal geben, und dann würden sie beide zu einem versteckten Punkt an einem anderen Strandstück laufen, wo Alison mit dem Wagen auf sie wartete.
    Diesen Aspekt des Selbstschutzes nannte Quinn ›Vorausschutz‹. Der unmittelbare und weniger kontrollierbare Schutz oblag Peter. In seiner Jackentasche steckte der kurzläufige 38er Revolver, den er Paul Bromley im Zug abgenommen hatte. Die Waffe, die dazu bestimmt gewesen war, ihn zu töten. Wenn nötig, sollte er sie benutzen.
    Peter hörte einen kurzen, durchdringenden Pfiff — das erste Signal. Das Taxi war in Sichtweite.
    Er konnte nicht sagen, wie viele Minuten verstrichen, bis die hagere Gestalt auftauchte. Jede Sekunde schien ihm endlos und das Pochen in seiner Brust unerträglich. Er sah zu, wie der kleine, gebrechliche Dreyfus sich unsicher über die Planken auf den freien Strand nach vorn arbeitete. Er war soviel älter, als Peter ihn sich vorgestellt hatte, älter und um ein Vielfaches gebrechlicher. Der Wind, der vom Meer hereinblies, zerrte an ihm; Sand peitschte ihm entgegen und veranlaßte ihn, den Kopf zu senken und etwas zur Seite zu drehen; sein Stock glitt immer wieder auf den Planken aus.
    Jetzt hatte er das Ende des Bretterweges erreicht und stocherte mit dem Stock im Sand herum, ehe er die Planken verließ. Kastler konnte die Frage in den Augen hinter der dicken Brille ahnen. Der alte Mann wollte den Rest des Weges nicht gehen; konnte der jüngere Mann nicht zu ihm kommen?
    Aber Quinn war in dem Punkt sehr bestimmt gewesen. Alles kam auf die richtige Position an; eine schnelle Fluchtmöglichkeit war wichtig. Peter blieb, wo er war, und Dreyfus arbeitete sich mühsam über den windgepeitschten Strand.

    Dreyfus fiel hin. Kastler wollte sich schon in Bewegung setzen, aber O’Brien

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