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Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT

Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT

Titel: Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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werden weder diese Wahl noch irgendeine andere kaufen. Mein Gott, wie dumm Sie doch sind! Das haben Sie doch gar nicht nötig!«
    Der Mann mit den roten Pausbäckchen wurde bleich. »Sie sehen das alles völlig falsch! Die radikale Haltung, die von der Opposition eingenommen wird, würde diese Nation in Stücke reißen. Ihre Grundfesten schwächen, ihre fundamentalen Freiheiten ...«
    »Ach, hören Sie schon auf, Sie Esel!«
    »Miß Maxwell?« Das war Jacques. Er hielt ein Telefon in der Hand. »Anruf für Sie. Soll ich einstöpseln?«
    »Bitte.«
    Der Oberkellner schob den Stecker in die Dose. Dann verbeugte er sich und ging.
    »Hier Phyllis Maxwell.«
    »Tut mir leid, daß ich Sie beim Essen störe.«
    »Entschuldigen Sie, ich kann Sie nicht hören.«
    »Ich werde versuchen, deutlicher zu sprechen.«
    »Wer spricht?« Die Stimme am Telefon flüsterte. Unheimlich ausdruckslos und hoch. »Soll das ein Witz sein?«
    »Ganz entschieden nicht, Miß Mingus.«
    »Ich schreibe unter dem Namen Maxwell. Die Tatsache, daß Sie meinen Familiennamen kennen, schockiert mich nicht. Er steht in meinem Paß.«
    »Ja, ich weiß«, kam die seltsam schreckliche, geflüsterte Antwort. »Ich habe den Namen auf der Einreiseliste der Insel Saint Vincent gesehen. In den Grenadines, Miß Mingus.«
    Alles Blut schoß aus Phyllis Maxwells Gesicht: ein schrecklicher Schmerz durchschoß ihren Kopf, ihre Hand zitterte. Sie fürchtete, ihr würde übel werden.
    »Sind Sie noch da?« fragte die schreckliche Flüsterstimme.
    »Wer sind Sie?« Sie konnte kaum sprechen.
    »Jemand, dem Sie vertrauen können. Seien Sie versichert, daß es so ist.«
    Gott! Die Insel! Wie war das möglich? Wen konnte das interessieren? Was für eine widerliche Mentalität gehörte dazu? Um die Rechtschaffenheit zu verteidigen! Aber all diese selbstgerechten Leute hatten unrecht. Das war Freiheit. Freiheit vor Argwohn und Verstohlenheit. Wem taten sie denn weh?

    Jedes Jahr verließ Phyllis Maxwell Washington auf drei Wochen, um sich in Caracas zu erholen. Aber Paula Mingus blieb nicht in Caracas; sie — und andere — flogen auf die Grenadines, ihre Insel. Und dort waren sie ganz sie selbst. Frauen, die dort ihre Erfüllung in der Liebe fanden. Mit anderen Frauen.
    Paula Mingus war lesbisch. Phyllis Maxwell — im Interesse ihres Berufes und unter großem Verzicht — bekannte sich nicht dazu.
    »Sie sind widerlich«, flüsterte sie als Antwort auf das schreckliche Flüstern.
    »Die meisten Leute würden dieses Wort eher für sie gebrauchen. Sie würden zu einem schmutzigen Witz werden, und Ihre Karriere wäre am Ende. Wenn diese unwiderlegbare Story veröffentlicht würde. «
    »Was wollen Sie?«
    »Sie müssen diesem ehrlichen jungen Mann in Ihrer Gesellschaft klarmachen, daß Sie die Themen, über die Sie ohne Zweifel bereits gesprochen haben, nicht weiter verfolgen werden. Sie werden nichts veröffentlichen.«
    Phyllis Maxwell legte den Hörer auf. Tränen traten in ihre glänzenden, professionellen Augen. Was sie sagte, war kaum zu hören. »Gibt es denn nichts, wovor Sie haltmachen?«
    »Phyl, ich schwöre Ihnen ...«
    »O Gott! Stehlt doch das ganze Land!« Sie stand auf und rannte aus dem Restaurant.
     
    Carroll Quinlan O’Brien, seinen Kollegen im Bureau als Quinn bekannt, betrat sein Büro und nahm hinter dem Schreibtisch Platz. Es war beinahe acht Uhr. Die Nachtschicht hatte schon vor einiger Zeit begonnen, und die Hälfte der Büros stand daher leer. Aber vierundsechzig Prozent aller Gewaltverbrechen fanden zwischen neunzehn Uhr dreißig abends und sechs Uhr früh statt, überlegte O’Brien, und das wichtigste Instrument des Landes, das die Einhaltung der Gesetze erzwingen sollte, war in dieser Zeit nur zur Hälfte besetzt.
    Die Kritik war nicht berechtigt. Das Bureau war keine Polizeibehörde, vielmehr war es eine Institution, die sich mit der Ermittlung von Fakten befaßte, und die meisten Daten fand man am besten, wenn der Rest des Landes wach war. Nein, die Kritik war wirklich nicht berechtigt, obwohl im Augenblick eine umfangreiche Umorganisation stattfand; das sagten alle.
    Sie konnten ja mit Hoovers lächerlichem Begriff Seat of Government
anfangen. S.O.G. Ebensogut konnte man FBI sagen, und das war viel weniger anmaßend.
    Es gab so vieles, das irgendwie vorsintflutlich wirkte, dachte O’Brien. Konfuse Organisationspläne. Widersprüchliche und sich überlappende Einsatzgebiete; Stärke, wo sie unnötig war, Schwäche, wo Stärke gefragt war.

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