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Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT

Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT

Titel: Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Kleidungsvorschriften, Verhaltensregeln — gesellschaftlich, sexuell, und was das Denken betraf. Strafen, die für unerlaubtes Verhalten ausgesetzt waren, Verweise, denen man durch Schmeichelei und Beflissenheit entgehen konnte. Angst, Angst, Angst . Damit war das Bureau geleitet worden, solange Quinn sich erinnern konnte.
    Vier Jahre lang hatte er den Mund gehalten. Er und ein paar andere, die ehrlich der Meinung waren, Vernunft in die oberen Bereiche des Federal Bureau of Investigation tragen zu können. Ihre Position brachte es mit sich, daß sie wirkliche Unregelmäßigkeiten im Auge behalten konnten, Dinge, die sich möglicherweise zu Gefahren auswachsen konnten. Und sie konnten es anderen dann sagen, wenn sie es wissen mußten.
    Er selbst hatte ziemlich regelmäßig Informationen an die jeweiligen Abwehrinstitutionen weitergeleitet, wenn die Wut des Direktors über wirkliche oder auch nur eingebildete Beleidigungen eine unmittelbare Verbindungsaufnahme verhinderte. Daran erinnerte er sich jetzt, als sein Blick auf das kleine silberne Kleeblatt fiel, das an einer Kette an seinem Füllhalterständer hing. Es handelte sich um ein Geschenk von Stefan Varak vom NSC. Zum erstenmal war er Varak vor zwei Jahren begegnet, als Hoover sich geweigert hatte, Daten über UN-Personal des Ostblocks zu liefern. Der Nationale Sicherheitsrat brauchte diese Information. O’Brien war einfach zu Abteilung I gegangen, hatte Kopien hergestellt und sie Varak während ihres ersten gemeinsamen Dinners gegeben. Seitdem hatte es viele solche Dinners gegeben. Er hatte eine ganze Menge von Varak’gelernt.
    Jetzt war Hoover tot, und einige Dinge würden sich ändern. Alle sagten das. Quinn war erst bereit, es zu glauben, wenn er die entsprechenden Anweisungen zu sehen bekam. Dann würde vielleicht die Entscheidung von vor vier Jahren einen Sinn ergeben.
    Er hatte sich oder seiner Frau nie etwas vorgemacht. Seine Versetzung zum FBI war politische Kosmetik. Er war Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft in Sacramento gewesen, als sein Status als Reserve-Offizier dazu geführt hatte, daß er nach Vietnam eingezogen wurde. Man hatte ihn dort nicht mit juristischen Arbeiten beschäftigt. Vielmehr war er aus Gründen, die entfernt mit seiner
Arbeit zu tun hatten, zu G 2 versetzt worden. Ein über vierzigjähriger Anwalt, der plötzlich Ermittlungsarbeiten für die militärische Abwehr durchführen sollte. Das war 1964 gewesen. Schließlich unerwarteter Einsatz in vorderster Kampflinie in den Nordsektoren, Gefangennahme, zwei Jahre des Überlebens unter primitivsten Umständen, und schließlich Flucht.
    Er war im März 1968 geflohen und hatte sich durch strömenden Regen quer durch die feindlichen Linien nach Südwesten durchgearbeitet, in das UN-Territorium. Er hatte fünfzig Pfund verloren; er war nur ein Schatten seiner selbst gewesen. Und war als Held zurückgekehrt.
    Es war eine Zeit, in der man Helden suchte. Man brauchte sie dringend. Unzufriedenheit hatte sich ausgebreitet, der Mythos begann zu verblassen. Auch das FBI blieb davon nicht verschont, und Quinns Talente als Ermittler waren weithin bekannt; Hoover war von Helden beeindruckt. Also hatte man ihm ein Angebot gemacht. Und der Held hatte akzeptiert.
    Er hatte sich dabei von ganz einfachen Gründen leiten lassen. Wenn er ziemlich weit oben auf der Leiter anfangen und schnell und gut lernen konnte, würden sich im Justizministerium weitere Gelegenheiten bieten. Viel mehr als in Sacramento. Jetzt war er ein neunundvierzigjähriger ehemaliger Held, der sehr gut gelernt und den Mund gehalten hatte. Sehr gut hatte er gelernt, und das war es, was ihm jetzt zu schaffen machte.
    Irgend etwas stimmte nicht. Etwas, das hätte geschehen sollen, war nicht geschehen. Ein lebenswichtiges Element von Hoovers diktatorischem Regime war weder offengelegt noch erklärt worden.
    J. Edgar Hoover hatte Hunderte — vielleicht sogar Tausende — höchst explosiver Akten in seinem persönlichen Besitz gehabt. Akten mit vernichtenden Informationen über viele der einflußreichsten und mächtigsten Männer und Frauen der Nation.
    Doch seit Hoovers Tod war kein Wort über jene Akten zu hören gewesen. Man hatte weder verlangt, daß ihre Existenz bestätigt wurde, noch hatte es empörte Forderungen gegeben, sie zu vernichten. Es war gerade, als wollte niemand mit ihrer Aufdeckung in Verbindung gebracht werden. Die Angst, so in einen Strudel hineingezogen zu werden, war zu groß, und wenn nichts gesagt wurde,

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