Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT
er jetzt das Gefühl, ihn verraten zu haben.«
»Das dachte ich auch.«
»Was plagt Sie dann?«
»Etwas, was dieser Mann, mit dem ich sprach, sagte. Er sagte, Hoovers private Archive seien nie aufgefunden worden. Sie seien gleichzeitig mit Hoovers Tod verschwunden.«
In den Augen des Negers blitzte irgend etwas — Kastler wußte nicht, was es war, Wut vielleicht. »Sie sind vernichtet worden. Sämtliche persönlichen Papiere Hoovers sind durch den Aktenwolf gedreht und verbrannt worden. Das hat man uns versichert.«
»Wer?«
»Das ist eine Information, die ich Ihnen wirklich nicht weitergeben kann. Wir sind zufrieden; das ist alles, was ich Ihnen sagen kann.«
»Was aber, wenn man sie nicht vernichtet hat?«
Daniel Sutherland erwiderte Peters Blick. »Das wäre eine außergewöhnliche Komplikation. Eine, über die ich nicht weiter nachdenken möchte«, sagte er entschieden. Dann kehrte sein Lächeln zurück. »Aber die Möglichkeit besteht kaum.«
»Warum nicht?«
»Weil wir es sonst schon lange wüßten, nicht wahr?«
Peter war verstört. Zum erstenmal klang Sutherlands Stimme nicht sehr überzeugend.
Er mußte vorsichtig sein, erinnerte sich Peter selbst, während er die Stufen des Gerichtsgebäudes hinunterging. Er suchte keine konkreten Fakten, nur etwas, das glaubwürdig war. Das war es, hinter dem er her war. Ereignisse, die aus dem Zusammenhang gerissen waren, und dazu benutzt werden konnten, die unvermeidliche Kluft zwischen Realität und Fantasie zu überbrücken.
Dazu war er jetzt imstande. Daniel Sutherland hatte ihm die Antwort auf das grundlegende Rätsel geliefert: Alan Longworth. Der Richter hatte den FBI-Agenten mit einsichtgebietender Einfachheit erklärt. Alles steckte in dem einzigen Wort Gewissens bisse. Longworth hatte sich gegen seinen Mentor gewandt, den Direktor, der ihm den vertraulichsten Auftrag zugeteilt hatte, den man sich vorstellen konnte, und der persönliche Empfehlungen in seine Dienstakten geschrieben hatte. Es war für Longworth ganz natürlich, Schuldgefühl zu empfinden, gegen jene zurückzuschlagen, die seinen Verrat herbeigeführt hatten. Gab es eine bessere Möglichkeit dazu, als jenen Todesfall in Zweifel zu ziehen?
Dies zu wissen, befreite Peters Vorstellungsvermögen. Es nahm jedes Gefühl der Verpflichtung von ihm, das er sonst vielleicht Longworth gegenüber hätte empfinden können. Er war imstande, das ganze Konzept so aufzunehmen, wie es war — als eine faszinierende Idee für ein Buch. Ein Spiel, einfach nur ein Spiel, und der Schriftsteller in Kastler fing an, Vergnügen daran zu empfinden.
Er trat vom Bürgersteig und winkte ein vorbeirollendes Taxi heran. »Zum Hay-Adams-Hotel«, sagte er dem Fahrer.
»Es tut mir leid, Sir, das ist eine nicht registrierte Nummer«, sagte die Dame von der Vermittlung und bediente sich für diese Worte jener besonderen Herablassung, welche die Bell-Telefongesellschaft für Informationen dieser Art bereithielt.
»Aha. Danke.« Peter legte auf und lehnte sich ins Kissen zurück. Er war nicht überrascht; er hatte MacAndrews Namen nicht im Telefonbuch von Rockville, Maryland, finden können. Ein Reporter aus Washington, den er kannte, hatte ihm gesagt, daß der pensionierte General in einem gemieteten Haus draußen auf dem Land wohne und dort schon seit einigen Jahren lebte.
Aber Kastler war nicht umsonst Sohn eines Zeitungsmannes. Er richtete sich auf und schlug das Telefonbuch auf, das neben ihm lag. Er fand den Namen, den er suchte, gleich und wählte neun und dann die Nummer.
»United States Army, Pentagon«, sagte die männliche Stimme am anderen Ende der Leitung.
»Lieutnant General Bruce MacAndrew bitte.« Peter sprach Namen und Rang in abgehackter Redeweise aus.
»Augenblick, Sir«, kam die Antwort, und Sekunden darauf, wie nicht anders erwartet: »Hier ist kein General MacAndrew registriert, Sir.«
»Vor einem Monat war es das noch, Soldat«, sagte Kastler voll Autorität. »Geben Sie mir die Information.«
»Ja, Sir.«
»Pentagon, Information. Guten Tag.« Diesmal eine Frauenstimme.
»Irgendwo scheint da etwas nicht zu stimmen. Hier spricht Colonel Kastler. Ich komme gerade aus Saigon und versuche, General MacAndrew zu erreichen, Leutnant General B. MacAndrew. Ich habe hier einen Brief des Generals vom 12. August. Arlington. Ist er versetzt worden?«
Die Frau brauchte höchstens eine halbe Minute, um die Information zu finden. »Nein, Colonel. Nicht versetzt. Pensioniert.«
Peter
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