Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT
Sessel vor dem Schreibtisch. Das war ein Befehl. Der General blieb stehen.
»Vielleicht bin ich unfair gewesen«, sagte Peter.
»Irgend etwas waren Sie jedenfalls«, erwiderte MacAndrew. »Also, was soll das Ganze?«
»Warum sind Sie in den Ruhestand gegangen?«
»Das geht Sie nichts an.«
»Vielleicht haben Sie recht; vielleicht geht es mich wirklich nichts an. Aber es gibt noch jemanden außer Ihnen, den es angeht.«
»Wovon, zum Teufel, reden Sie?«
»Ich habe über einen Mann Namens Longworth von Ihnen gehört. Er deutete an, man habe Sie vielleicht dazu gezwungen, Ihren Abschied zu nehmen. Vor einigen Jahren sei etwas geschehen, und man habe die Informationen aus Ihren Dienstakten entfernt. Er ließ durchblicken, daß die Information Teil einer Sammlung verschwundener Akten wurde. Akten, die unterdrückte Fakten enthielten, welche die betreffenden Personen vernichten könnten. Er erweckte bei mir den Eindruck, als würden Sie damit bedroht, daß diese Information an die Öffentlichkeit gelangt. Und damit habe man Sie dazu gebracht, Ihren Abschied zu nehmen.«
Einen Augenblick lang stand MacAndrew schweigend, wie erstarrt da, und in seinen Augen leuchtete eine seltsame Mischung aus Haß und Angst. Als er dann zu reden begann, klang seine Stimme ausdruckslos. »Hat dieser Longworth gesagt, worin diese Information bestand?«
»Er behauptete, es nicht zu wissen. Der einzige Schluß, den ich ziehen kann, ist, daß es sich um etwas so ungeheuer Gefährliches handelte, daß Sie den Anweisungen folgen mußten. Wenn ich so sagen darf, scheint mir Ihre Reaktion diese Annahme zu bestätigen. «
»Sie Schweinehund.« Die Verachtung, die von dem anderen ausging, war absolut. »Sie wissen nicht, wovon Sie reden.«
Peter wich seinem Blick nicht aus. »Was Sie quält, geht mich wirklich nichts an, und ich hätte vielleicht nicht hierher kommen sollen. Ich war neugierig. Neugierde ist die Berufskrankheit aller Schriftsteller. Aber ich will Ihr Problem nicht erfahren — glauben Sie mir, ich wünsche mir diese Belastung gar nicht. Ich wollte nur wissen, warum man mir Ihren Namen gegeben hatte, und jetzt weiß ich es, glaube ich. Sie sind ein Stellvertreter. Ein ziemlich erschreckendes Beispiel.«
MacAndrews Blick wurde etwas weniger feindselig. »Stellvertreter wofür?«
»Für jemanden, dem man die Pistole gegen den Kopf hält. Wenn jene Akten wirklich verschwunden sind und sich in den Händen eines Fanatikers befinden und dieser Fanatiker die Information gegen eine andere Person benutzen wollte — nun, dann sind Sie das, was jene andere Person wäre.«
»Ich kann Ihnen nicht folgen. Warum sollte jemand Ihnen meinen Namen geben?«
»Weil Longworth möchte, daß ich etwas in solchem Maß glaube, daß ich ein Buch darüber schreibe.«
»Aber warum ich?«
»Weil vor Jahren etwas geschah, und Longworth Zugang zu der Information hatte. Das weiß ich jetzt. Sehen Sie, General, ich glaube, er hat uns beide benutzt. Er hat mir Ihren Namen gegeben, und ehe er ihn mir gab, drohte er, Ihr Geheimnis zu verraten. Er wollte ein Opfer. Ich denke...«
Weiter kam Kastler nicht. Mit der Schnelligkeit, die er in hundert Kampfsituationen gelernt hatte, sprang MacAndrew ihn an. Seine Hände waren plötzlich wie Klauen und bohrten sich in den Stoff von Peters Jacke, drückten ihn nach unten, rissen ihn dann gleich wieder hoch.
» Wo ist er? «
»Hey! Um Himmels willen...«
»Longworth! Wo er ist? Raus damit, Sie Schweinehund!«
»Sie blöder Hund. Lassen Sie mich los!« Peter war größer als der Soldat, aber MacAndrews Stärke nicht gewachsen. »Verdammt noch mal, passen Sie auf meinen Kopf auf!«
Es war dumm, das zu sagen, aber etwas anderes kam ihm nicht in den Sinn. Der Soldat preßte ihn gegen die Wand, und das kantige Gesicht mit den wild blickenden Augen war nur wenige Zentimeter von dem seinen entfernt.
»Ich habe Sie etwas gefragt. Jetzt geben Sie mir Antwort. Wo kann ich Longworth finden?«
»Ich weiß nicht! Ich bin ihm in Kalifornien begegnet.«
»Wo in Kalifornien?«
»Er wohnt nicht dort. Er wohnt in Hawaii. Verdammt, lassen Sie mich los!«
»Sobald Sie mir gesagt haben, was ich wissen will!« MacAndrew zog Kastler zu sich heran und stieß ihn dann wieder gegen die Wand. »Ist er in Honolulu?«
»Nein!« Peters Kopf schmerzte unerträglich, und der Schmerz breitete sich von seiner rechten Schläfe aus, schoß in seinen Nacken. »Er lebt auf Maui. Um Himmels willen, Sie müssen mich loslassen! Sie
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