Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT
Continental hielt schritt; sein gemieteter Chevrolet war ihm weit unterlegen. Sie erreichten das gerade Straßenstück, ließen den Abhang hinter sich. Die Panik, die Kastler erfaßt hatte, hinderte ihn am klaren Denken, und das wußte er auch. Er sollte einfach anhalten. Den verdammten Wagen zum Halten bringen... Aber das konnte er nicht. Er mußte diesem schrecklichen silbernen Schemen entkommen.
Sein Atem ging stoßweise, und er drückte immer noch den Gashebel gegen den Wagenboden. Jetzt war er ein Stück vor dem Continental, aber die silberne Masse aus Stahl schoß wieder nach vorn, und sein glitzernder Kühlergrill stieß gegen seine Tür.
Die dunkelhaarige Frau starrte scheinbar völlig desinteressiert nach vorn, so, als wäre sie sich des schrecklichen Spiels gar nicht bewußt, das sie spielte.
»Aufhören! Was soll das?« schrie Peter durch das offene Fenster. Sie reagierte überhaupt nicht. Jetzt fiel der Mark IV wieder ein Stück zurück. Hatte sie seine Rufe gehört? Er umfaßte das Steuer mit seiner ganzen Kraft; Schweiß bedeckte seine Hände und rann ihm von der Stirn, verstärkte die Blendung noch, die von der Sonne ausging.
Jetzt durchfuhr ein Ruck den Wagen; sein Kopf zuckte zurück und krachte dann nach vorn gegen die Windschutzscheibe. Der Aufprall kam von hinten. Im Rückspiegel konnte er die glitzernde Motorhaube des Continental sehen. Es krachte wieder gegen den Kofferraum des Chevrolet, und noch einmal. Er bog nach links aus; der Mark IV folgte ihm. Das Pochen hielt an. Peter fuhr im Zickzack. Wenn er jetzt anhielt, würde der größere, schwerere Wagen ihn einfach niederwalzen.
Er hatte keine andere Wahl. Er riß das Steuer ruckartig nach
rechts; der Chevrolet flog mit einem Satz von der Straße. Ein letzter Stoß von hinten drehte den Mietwagen halb zur Seite; er schlitterte weg, und das hintere Ende krachte seitwärts gegen einen Stacheldrahtzaun.
Aber er hatte die Straße verlassen!
Sein Fuß drückte erneut das Gaspedal nieder. Er mußte entkommen . Der Wagen raste ins Feld.
Der dumpfe Knall einer Kollision ertönte. Peter duckte sich, schwebte über dem Steuer, wurde mit dem ganzen Körper aus dem Sitz gehoben. Der Motor drehte mit lautem Heulen durch, aber der Chevrolet war zum Stillstand gekommen.
Er war gegen einen großen Felsbrocken im Feld geprallt. Unwillkürlich bog sich sein Kopf zum Sitz zurück; Blut rann ihm aus der Nase, mischte sich in den Schweiß, der sein Gesicht bedeckte.
Durch das offene Fenster sah er den silbernen Wagen im grellen Sonnenlicht in westlicher Richtung davonrasen. Das war das letzte, was er sah, ehe sich seine Augen schlossen.
Er konnte nachher nicht sagen, wie lange er von Finsternis umgeben gelegen hatte. In der Ferne hörte er den Klang einer Sirene. Dann stand eine uniformierte Gestalt vor dem Fenster. Eine Hand griff herein und schaltete die Zündung ab.
»Können Sie antworten?« fragte der Straßenbeamte.
Peter nickte. »Ja, ich bin schon in Ordnung.«
»Das würde ich nicht sagen.«
»Das ist nur Nasenbluten«, erwiderte Kastler und griff nach seinem Taschentuch.
»Soll ich einen Ambulanzwagen herbeifunken?«
»Nein. Helfen Sie mir auszusteigen. Ich will ein wenig herumgehen. «
Das tat der Beamte. Peter hinkte auf das Feld und tupfte sich das Gesicht ab, fand langsam wieder Klarheit.
»Was ist denn passiert, Mister? Ich brauche Ihren Führerschein und die Wagenpapiere.«
»Das ist ein Mietwagen«, sagte Kastler und holte die Brieftasche heraus und entnahm ihr seinen Führerschein. »Wie kommt es, daß Sie hier sind?«
»Die Zentrale hat einen Anruf vom Besitzer dieses Landstücks bekommen. Dort drüben. Diese Farm.« Der Streifenbeamte deutete auf ein Haus in der Ferne.
»Die haben bloß angerufen? Sie sind nicht herausgekommen?«
»Es war eine Frau. Ihr Mann ist nicht zu Hause. Sie hat den Knall gehört und dann das Heulen des Motors. Die Umstände
waren verdächtig, also hat man ihr gesagt, sie solle im Haus bleiben.«
Kastler schüttelte verwirrt den Kopf. »Den Wagen hat auch eine Frau gefahren.«
»Welchen Wagen?«
Peter sagte es ihm. Der Beamte hörte ihm zu; er holte ein Notizbuch aus der Tasche und schrieb sich alles auf.
Als Kastler fertig war, studierte der Streifenbeamte die Notizen, die er sich gemacht hatte. »Was tun Sie in Rockville?«
Peter wollte nichts über MacAndrew sagen. »Ich bin Schriftsteller. Wenn ich arbeite, mache ich oft lange Fahrten. Das verschafft mir Klarheit im Kopf.«
Der Beamte
Weitere Kostenlose Bücher