Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT
zu Zimmer gegangen.«
»Dieser Tolson?«
»Die Tulpe selbst. Was er nicht verbrannt hat, hat er zu Geld gemacht.«
»Gibt es Zeugen?«
»Ich denke schon.« Phyllis hielt inne. Die Bedienung war an den Tisch getreten; sie nahm die leeren Gläser weg und ersetzte sie durch frische.
Peter blickte zu dem Mädchen auf. »Sollten wir einen Tisch im Speisesaal reservieren?«
»Ich erledige das schon, Sir«, erwiderte die Kellnerin und ging weg.«
»Auf den Namen...«
»Ich weiß, Sir. Maxwell.« Das Mädchen ging.
»Jetzt bin ich beeindruckt«, sagte Kastler und lächelte, als er das befriedigte Leuchten in Phyllis’ Augen sah. »Weiter. Gab es Zeugen?«
Anstatt zu antworten, beugte sie sich vor. Ihre Bluse war oben offen, und er konnte ihre schwellenden Brüste sehen. Peter wurde von ihnen angezogen; sie schien sein Interesse nicht zu bemerken.
»Sie arbeiten an einem Buch über Hoover, nicht wahr?«
»Nicht über den Menschen. Nicht seine Geschichte als solche, obwohl sie ein wichtiger Teil davon ist. Ich muß alles in Erfahrung bringen, was ich kann. Sagen Sie mir, was Sie wissen. Ich verspreche Ihnen, daß ich das dann näher erkläre.«
Sie begann in der Bar und setzte ihren Bericht beim Essen fort. Es war eine zornige Darstellung, und die professionelle Art, wie sie sie lieferte, steigerte den Zorn noch. Phyllis würde nie etwas drucken, was sie nicht beweisen konnte, und Beweise waren unmöglich, trotz der Wahrheit.
Sie sprach von Senatoren und Kongreßabgeordneten und Kabinettsmitgliedern, die man alle dazu gebracht hatte, nach Hoovers Pfeife zu tanzen oder seinen Groll zu riskieren. Sie beschrieb mächtige Männer, die weinten und dann stumm blieben, wo
Schweigen ihnen doch verhaßt war. Sie schilderte in allen Einzelheiten, was Hoover nach dem Mord an den beiden Kennedys und Martin Luther King getan hatte. Sein Benehmen war geradezu obszön gewesen, seine Freude offensichtlich.
»Die Presse ist überzeugt, daß er der Warren-Kommission wichtige Informationen vorenthielt. Gott allein weiß, wie gefährlich diese Information war; sie hätte vielleicht die Urteilssprüche in Dallas verändern können. Und in Los Angeles. Und in Memphis. Wir werden es nie erfahren.«
Sie schilderte Hoovers Einsatz elektronischer Abhörgeräte; er war der Gestapo würdig. Niemand war verschont geblieben. Feinde und potentielle Feinde waren in Schach gehalten worden. Man hatte Bänder geklebt und geschnitten, und der Beweis der Schuld lag allein schon darin, jemanden gekannt zu haben, lag in Andeutungen, Anklagen, Hörensagen und fabrizierten Beweisen.
Peter spürte hinter ihren Worten eine Wut, die über bloße Verachtung hinausging. Sie trank Wein während des Essens, nachher Brandy. Als sie geendet hatte, schwieg sie einige Augenblicke und zwang sich dann zu einem Lächeln. Ihre Wut hatte einen großen Teil des Alkohols verbrannt; sie besaß die volle Kontrolle über sich, war aber nicht mehr ganz nüchtern.
»So, jetzt kommen wir zu ihrem Versprechen. Und ich habe versprochen, es nicht zu drucken. Woran arbeiten Sie? Wieder so etwas wie Gegenschlag!?«
»Nun, eine gewisse Parallele liegt wohl vor. Es handelt sich um einen Roman, der auf der Theorie aufbaut, daß Hoover ermordet worden ist.«
»Faszinierend. Aber nicht plausibel. Wer würde das wagen?«
»Jemand, der Zugang zu seinen Privatarchiven hatte. Deshalb fragte ich Sie ja, ob es Zeugen für die Verbrennung oder Vernichtung von Hoovers Papieren gibt. Jemand, der tatsächlich sah, wie sie vernichtet wurden.«
Phyllis schien fasziniert, ihre Augen hielten ihn fest. »Und wenn sie nicht zerstört wurden?«
»Das ist die Annahme, von der ich ausgehe. Romanhaft natürlich. «
»Was meinen Sie?« Ihre Stimme war ausdruckslos und plötzlich kalt.
»Daß, wer auch immer — im Roman — Hoover getötet hat, jetzt jene Akten besitzt und ebenso zur Erpressung imstande ist, wie Hoover das war. Nicht nur imstande, sondern es tatsächlich betreibt. Einflußreiche Leute unter Druck setzt und sie zwingt, das
zu tun, was er von ihnen will. Hoover war geradezu krankhaft auf Sex fixiert, also wird das die Hauptwaffe sein. Das wirkt immer. Einfache Erpressung, aber höchst wirksam.«
Phyllis rutschte auf ihrem Stuhl nach hinten, ihre Hände lagen flach auf dem Tisch. Peter konnte sie kaum hören. »Mit einer Flüsterstimme am Telefon, Mr. Kastler? Sagen Sie, soll das alles ein schrecklicher Scherz sein?«
»Ob das was sein soll?«
Sie starrte ihn an, die Augen
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