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Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT

Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT

Titel: Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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stehen. Im Inneren des Hofes gab es Marmorbänke und künstlerisch angeordnete Miniaturbäume. Gespenstische Stille herrschte. Er wartete.
    Die Minuten strichen dahin; das frühe Morgenlicht wurde etwas heller, hell genug, um das glänzende Weiß des Marmors ausmachen zu können. Peter sah auf die Armbanduhr. Es war zehn Minuten vor sechs. Rawlins hätte schon vor zwanzig Minuten da sein müssen.
    Oder hatte der Kongreßabgeordnete sich dafür entschieden, doch nicht zu kommen? War seine Angst so groß?
    »Kastler. «
    Peter drehte sich um, die Flüsterstimme hatte ihn erschreckt. Sie kam aus einer Gruppe von Büschen, die etwa zehn Meter entfernt standen, Blattwerk, das ein Podest im Gras umgab. Auf dem Sockel war der in Stein gehauene Kopf eines mittelalterlichen Heiligen zu sehen. Jetzt trat eine Männergestalt aus dem Schatten.
    »Rawlins? Wie lange sind Sie schon hier?«
    »Etwa eine dreiviertel Stunde.« «Rawlins ging auf Peter zu. Er bot ihm nicht die Hand.
    »Warum haben Sie so lange gewartet, bis Sie herauskamen?« fragte Peter. »Ich bin seit halb sechs hier.«
    »Seit fünf Uhr dreiunddreißig«, sagte der Mann aus den Südstaaten. »Ich wollte sehen, ob Sie allein gekommen sind.«
    »Das bin ich. Reden wir.«
    » Gehen wir.« Sie entfernten sich wieder von dem Sockel mit dem Heiligenkopf. »Haben Sie etwas am Bein?« fragte Rawlins.
    »Eine alte Sportverletzung. Oder eine Kriegswunde. Sie können es sich aussuchen. Ich will nicht gehen. Ich will hören, was Sie zu sagen haben. Ich habe nicht um dieses Treffen gebeten und habe zu tun.«
    Rawlins Gesicht rötete sich. »Da drüben ist eine Bank.«
    »In dem Hof waren auch Bänke.«
    »Und vielleicht Mikrofone.«
    »Sie sind verrückt. Und Longworth auch.«
    Der Kongreßabgeordnete gab keine Antwort, bis sie die weiße, schmiedeeiserne Bank erreicht hatten. »Longworth ist Ihr Partner, nicht wahr? Bei dieser Erpressung.« Rawlins setzte sich. Das schwere Licht fiel auf sein Gesicht; die Selbstsicherheit, die noch vor ein paar Sekunden von ihm ausgegangen war, war verschwunden.

    »Nein«, antwortete Peter. »Ich habe keinen Partner, ich bin auch kein Erpresser.« «
    »Aber Sie schreiben ein Buch.«
    »Damit bestreite ich meinen Lebensunterhalt. Ich schreibe Romane. «
    »Sicher. Deshalb hatten die Boys vom CIA ja eine Menge schmutziger Unterwäsche auszugeben. Ich hab’ schon von dem Buch gehört. Gegenschlag! hieß es.«
    »Ich glaube, Sie übertreiben. Was wollen Sie mir sagen?«
    »Lassen Sie die Finger davon, Kastler.« Der Kongreßabgeordnete sprach mit ausdrucksloser Stimme. »Die Information, die Sie haben, ist nicht einmal einen Fingerhut voll Pisse wert. Oh, zum Teufel, mich können Sie ruinieren, aber ich werde auf ganz legale Weise meinen Arsch retten; das kann ich. Und dann sind Sie für das, was darauf folgt, verantwortlich.«
    »Welche Information? Was Longworth Ihnen gesagt hat, ist gelogen. Ich habe über Sie keine Information.«
    »Sie wollen mich wohl verscheißern. Ich leugne ja gar nicht, daß ich Probleme habe. Ich weiß, was Leute wie Sie über mich denken. Ich gebrauche das Wort Nigger viel öfter, als Sie das gern hören möchten. Und wenn ich voll bin, hab’ ich nun mal gern hübsches schwarzes Fleisch um mich — verdammt noch mal, dabei spricht das doch wohl für mich; und dann bin ich mit einer Misthure verheiratet, die mich jederzeit verpfeifen und mir so ziemlich alles wegnehmen kann, was ich nördlich von Roanoke besitze. Das mag alles stimmen, Junge, aber ich tu meine Arbeit auf dem Hügel! Und ich bin kein Killer! Kapieren Sie das?«
    »Sicher. Die ganz normale Pflanzerfamilie. Ein bißchen altmodisch und liebenswert. Sie haben mir genug gesagt. Ich gehe jetzt.« «
    »Nein, das tun Sie nicht!« Rawlins war aufgestanden und versperrte Peter den Weg. »Bitte. Hören Sie mir zu. Ich mag eine ganze Menge sein, aber als Redneck können Sie mich nicht abstempeln. (Redneck — Slangbezeichnung für armen weißen Farmer in den Südstaaten. Anm. d. Übersetzers) Keiner ist das heute mehr, der genügend Verstand hat, um ins Haus zu gehen, wenn’s regnet. Die Zeiten und die Motive stimmen einfach nicht mehr. Die ganze Welt verändert sich, und wenn man das nicht mitkriegt und davor die Augen verschließt, fordert man doch ein verdammtes Blutbad heraus. Keiner kann dabei gewinnen; alle bloß verlieren.«
    »Motive?« Kastler studierte das Gesicht des Südstaatlers. Es wirkte jetzt völlig ungekünstelt. »Worauf wollen Sie

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