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Das katholische Abenteuer - eine Provokation

Das katholische Abenteuer - eine Provokation

Titel: Das katholische Abenteuer - eine Provokation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt
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sich um den Zohar aus dem Buche Exodus handelt oder die Apologia Prophet David des heiligen Ambrosius oder die wohl berühmteste Darstellung, die Himmlische Hierarchie (Celestial Hierarchy) des Pseudo-Dionysos: Die Rangordnung der Engel bestimmt sich aus ihrer Nähe zu Gott, der als strahlender Kern aus Licht vorgestellt wurde.
    In den christlichen Himmelshierarchien, die bis ins Hochmittelalter des Dante Alighieri hinein auch dem einfachen Volk vertraut waren, sind es die Seraphim, die Gott am nächsten sind. Sie sind reine Lichtwesen, die unaufhörlich Gott verherrlichen
und die Schöpfung preisen. Erscheinen sie den Menschen, so nehmen sie die Gestalt von Engeln mit sechs Flügeln an.
    An zweiter Stelle rangieren die Cherubim, die auf das altsumerische Wort Ka-ri-bu zurückgehen, das die Wächter der Paläste und Tempel bezeichnete. In der Schöpfungsgeschichte werden die Cherubine als Wächter des Garten Eden benannt. Während von den Seraphen das Feuer der Liebe entfacht wird, sind es die mit vier Flügeln ausgestatteten Cherubine, die das Wissen bringen.
    Die Ophanim, die Wagen oder Throne, siedeln an dritter Stelle, in einem Bereich des Himmels, der an die Erde grenzt. Mal werden sie als Räder, mal als große Pupillen beschrieben. Der Prophet Hesekiel nimmt sie in einer Vision als glühende Kohle und als Fackeln wahr, die hin- und hergeschwenkt werden. Mit ihnen, als deren Regent Raphael angesehen wird, schließt sich die erste der Triaden.
    Die zweite Triade beherbergt die Herrschaften, Mächte und Gewalten. Die Wesen dieser Stufe, etwa Gabriel, Bariel oder Satanel, leben in einer ständigen Spannung zwischen Gut und Böse, zwischen Anbetung Gottes und Auflehnung gegen ihn. Es sind Engel dieser Stufe, die die Aufgabe haben, Dämonen abzuwehren – und Engel dieser Stufe, die von Gott abfielen, um dem Fürsten der Hölle Beleth zu dienen.
    Die dritte Triade beherbergt neben den Fürstentümern, deren Aufgabe der Schutz der Völker und der vier Hauptreligionen ist, jene prominente Klasse von Engeln, die uns am geläufigsten ist: die der Erzengel.
    Wie oben schon erwähnt, unterscheiden die Religionen Anzahl und Bedeutung der verschiedenen Erzengel. Für die Rabbiner etwa ist es Metatron, der über allen anderen Engeln thront, da er es war, der die ägyptischen Zauberer besiegte und das Volk Israels aus der Gefangenschaft führte. Metatron, der auch Engel der Bundeslade und der »geringere Jahwe« genannt wird, hat die Aufgabe, die Völker der Erde mit Nahrung zu versorgen. Im Talmud ist er die direkte Verbindung zwischen Gott
und den Menschen. Es gibt sogar Berechnungen seiner Körpergröße, die nach dem 2. und 4. Buch Moses angestellt wurden. Danach soll Metatron zwischen 2,40 Meter und 3,90 Meter messen und damit der größte aller Engel sein.
    Doch die uns vertrautesten – und für die Ikonographie bedeutsamsten – Erzengel sind zweifellos Michael und Gabriel. Sie sind die Engel, die das Alte Testament vornehmlich erwähnt, und auch im Islam nehmen sie eine zentrale Rolle ein.
    Der Name Michael bedeutet »Er ist wie Gott«. Tatsächlich war Michael eine chaldäische Gottheit, bevor er der jüdischen Kosmologie als Führer der Erzengel eingemeindet wurde. Er ist der Engel der Gerechtigkeit und der Barmherzigkeit.
    Die Ruhmestaten des Michael sind zunächst militärischer Natur: Er soll ganz allein die assyrische Armee besiegt haben, die 701 v. Chr. Jerusalem mit annähernd 200 000 Mann bedrohte. Doch dieser Sieg ist nichts im Vergleich mit der Umsicht und dem Heldentum, die Michael in der Schlacht der Schlachten bewies – im Kampf gegen die Heere des Satans, die von Gott abgefallenen Engelsarmeen.
    Aus den Tränen des Michael, die er über die Sünden der Menschen vergießt, sind, so heißt es im Koran, die Cherubim entstanden. Seine Gestalt wird in islamischen Erzählungen in verzückten Visionen beschrieben: »Smaragdgrüne Flügel bedeckt mit safranfarbenem Haar, von dem jedes einzelne Millionen Gesichter und Münder zeigt und ebenso viele Zungen, die in Millionen Dialekten Allah um Verzeihung bitten.« Michael ist ein Fürsprecher der Menschen vor Gott, ihr mächtiger Verbündeter – woraus sich ein Teil seiner Popularität erklärt.
    Michael ist auch der Engel des Jüngsten Gerichts. Er wägt die Seelen der Menschen. In dieser Vorstellung klingt das Echo des ägyptischen Totenkults nach. Hier ist es der schakalköpfige Gott Anubis, der die Waagschalen hält: Auf der einen Schale der Mensch, auf der

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