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Das katholische Abenteuer - eine Provokation

Das katholische Abenteuer - eine Provokation

Titel: Das katholische Abenteuer - eine Provokation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt
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anderen eine Feder. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Juden während der Zeit ihrer ägyptischen Gefangenschaft diese Idee ihren eigenen Glaubensvorstellungen einverleibten.
    Oft greift Michael dramatisch in die biblischen Geschehnisse ein. Er ist es, der Adam und Eva aus dem Paradies geleitet. Er fällt Abraham in den Arm, als dieser auf Geheiß des Herrn daran geht, seinen Sohn Isaak zu opfern. Michael erscheint Moses im brennenden Dornbusch. Später ist es Michael, der der Jungfrau Maria den nahenden Tod verkündet. Kein Wunder, dass Michael der wohl meistgemalte Erzengel der Kunstgeschichte ist.
    Nur der Erzengel Gabriel kommt ihm darin annähernd gleich. Für die Moslems ist Gabriel vielleicht sogar noch wichtiger als Michael: Er ist es, der »Engel mit den 140 Flügelpaaren«, der dem Mohammed den Koran eingibt, Sure um Sure. Gabriel ist der göttliche Bote, der Verkünder des göttlichen Willens auch in der jüdisch-christlichen Tradition.
    Eines der verbreitetsten Motive kirchlicher Malerei zeigt Gabriel, wie er Maria die frohe Botschaft überbringt. Wenn auf diesen Bildern Gabriel unverkennbare weibliche Züge trägt, so hat dies seinen guten Grund: Tatsächlich gilt in vielen Texten und Offenbarungen Gabriel als einziges weibliches Wesen unter den Erzengeln. Und die Darstellung ist durchaus plausibel – ist das lächelnde Vertrauen, das die Jungfrau Maria diesem Eindringling in ihrer Kammer entgegenbringt, nicht das Lächeln über ein Geheimnis, das sie nur mit einer Vertrauten, einer anderen Frau, teilen kann?
    Gabriel ist die Offenbarerin: Sie erscheint bereits Daniel, um ihm das Kommen des Messias zu verkünden. Und kurz bevor sie Maria die frohe Botschaft überbringt, verkündet sie dem heiligen Zacharias die Ankunft des Johannes des Täufers. Einer babylonischen Legende zufolge fiel Gabriel einst in Ungnade, weil sie einem Befehl Gottes nur ungenügend Gehorsam leistete – in dieser Zeit der Verbannung aus den himmlischen Heerscharen wurde sie von dem Engel Dobiel ersetzt.
    Der Erzengel Raphael, der »Glänzende, der heilt«, wird im Buche Tobias erwähnt. Er begleitet den jungen Tobias inkognito und weiht ihn in die Künste der Medizin ein. Raphael
ist der Nothelfer, der über die Kranken wacht. Er lindert die Schmerzen des alten Abraham, die diesen nach seiner späten Beschneidung peinigen. Und auch Jakob, dessen Hüfte im Kampf mit dem Engel verrenkt wurde, wird von Raphael gepflegt. Die Maskerade des Raphael in der Tobias-Erzählung hat der Apostel Paulus benutzt, um die Gemeinde zu ganz besonderer Wachsamkeit zu ermahnen. Jederzeit, so Paulus, könne man einem Engel begegnen – einem guten ebenso wie einem Abgesandten des Teufels.
    Die Gelehrten und Exegeten streiten bis heute, welcher der Erzengel im wohl berühmtesten und dramatischsten Kampf der Bibel gewirkt hat – in Jakobs Ring-Kampf mit dem Engel. Jakob kann uns keinen Aufschluss darüber geben, denn es ist nachts, und Jakob kann ihn nicht erkennen. Michael und Gabriel werden in einigen Quellen genannt, doch es spricht viel dafür, dass es sich bei dem Kämpfer um Uriel handelte. Uriel gilt als derjenige der Engel mit den schärfsten Augen. Er ist der einzige Engel, der Mensch wurde. Obendrein ist Uriel als wüster Kämpfer für die himmlische Gerechtigkeit ausgewiesen. Er wurde sogar wegen seiner Grausamkeit von einem Kirchenkonzil des achten Jahrhunderts verdammt, in einer späteren Revision jedoch wieder in die Schar der Heiligen aufgenommen.
    Erzengel Raguel teilte das Schicksal Uriels, als er 745 nach Christus auf Betreiben des Papstes Zacharias vom Heiligenkalender gestrichen wurde. In der Ikonographie der christlich-abendländischen Malerei spielt er keine Rolle und braucht in unserem Zusammenhang ebenso nur gestreift werden wie die beiden anderen Erzengel Remiel, der über die Seelen wacht, und Raziel, der mit dem Buch der Engel alle Geheimnisse des Himmels und der Erde an Adam übergeben haben soll.
    Irgendwann, so will es die Legende, ist dieses Buch in die Hände des Patriarchen Henoch gelangt, der 366 Bücher verfasst haben soll. Später soll Henoch mit Feuerwagen in den Himmel aufgenommen worden sein, wo er sich in Metatron, den König über alle Engel, verwandelt hat.

    War der Engelskosmos unter Henoch noch relativ dünn bevölkert, so schwoll die himmlische Population im Mittelalter enorm an – nach Angaben der Kabbala soll es genau 300 655 722 Engel geben. Selbst diese Zahl dürfte, angesichts der irdischen

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