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Das katholische Abenteuer - eine Provokation

Das katholische Abenteuer - eine Provokation

Titel: Das katholische Abenteuer - eine Provokation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt
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die Verfolgung der Christen relativ kalt. Während Israel wegen kriegerischer Akte gegen (zumeist islamistische) Terroristen insgesamt 225 Resolutionen über sich ergehen lassen musste, gab es wegen der (zumeist islamistisch motivierten) Christenverfolgungen in aller Welt – bisher – keine einzige.
    Bei uns ist man vollauf damit beschäftigt, den Islam mit großen Umarmungen zu entschärfen und seine Kritiker als Panikmacher zu diffamieren. Offenbar möchte man ihn so lange ans Herz drücken, bis alles Kriegerische aus ihm abgeflossen ist. Was aber, wenn wir es mit einer Religion zu tun haben, die sich als Gefechtsideologie versteht und an aufklärerischen und demokratischen Domestizierungen überhaupt nicht interessiert ist?
    Unvergessen sind die Worte des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan, die er einem religiösen Gedicht entlehnt hatte:
»Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind. Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten.« Und er rief seinen in Deutschland lebenden Landsleuten die Warnung zu, sich nicht assimilieren zu lassen. Mit anderen Worten: ihren Kampfauftrag nicht zu vergessen, der ebenso sehr ein Glaubenskampf wie ein politischer Kampf ist.
    In seinem in einigen falschen Statistiken und grotesken Nebenaspekten umstrittenen Buch Deutschland schafft sich ab referiert Thilo Sarrazin in der Hauptsache den Tatbestand einer breiten Gruppe nicht integrationswilliger Muslime in Deutschland, und er tut dies mit einem üppigen Zahlenwerk, zu dem auch Kriminalitätsstatistiken und die finanzielle Transferleistungen gehören. Das Buch, alles andere als ein Brevier für Skinheads, richtet sich an eine gutverdienende, gebildete und besser qualifizierte Leserschaft, die es mobilisiert, weil es ihren Erlebnishorizont und ihre Befürchtungen bestätigt.
    Weite Teile des publizistischen und des politischen Establishments dagegen schufen aus Sarrazin die Karikatur eines demokratiefeindlichen Populisten und ließen ihn sozusagen vom konsensdemokratischen Saalschutz vor die Tür setzen. Die Kanzlerin verurteilte das Buch, ohne es gelesen zu haben. Bundespräsident Wulff empfahl der Bundesbank, »mit diesem Problem fertig zu werden«, mit anderen Wort: den Mann zu feuern. Man ging also durchaus rabiat, um nicht zu sagen: wenig christlich mit einem Mann um, der eine zur herrschenden Politik der Problemverharmlosung abweichende Meinung geäußert hatte. Was Sarrazins Popularität immens steigerte. Heute gehört sein Buch zu den meistverkauften der Nachkriegsgeschichte.

    Die Rede
    So weit der Rahmen für die denkwürdige Rede, die der frisch gekürte Bundespräsident zum zwanzigsten Jubiläum der Deutschen Einheit hielt. Wo man erwartet hatte, dass der neue Mann an der Spitze des Staats Ermunterndes zur Einheit zwischen Ost und West sagen würde, nahm er eine andere Bruchlinie ins Visier. Die zwischen Islam und Christentum. Ein großes Unterfangen.
    Es gibt leuchtende Beispiele für Aussöhnungsrhetorik zwischen den Religionen. Eines davon ist Lessings Drama »Nathan der Weise«. Es spielt in der Zeit des dritten Kreuzzuges (1189 bis 1192) während eines Waffenstillstandes in Jerusalem, also zur Zeit der buchstäblich hochgerüsteten Glaubensbekenntnisse. Im Kern des Stückes steht die Ringparabel, mit der der Jude Nathan die Frage des Sultans Saladin nach der besten Religion beantwortet: »Ein reicher Mann im Osten besaß einen Ring, der die geheimnisvolle Auswirkung hatte, vor Gott und den Menschen angenehm zu machen, wer ihn mit Zuversicht trug. Er hatte drei Söhne und vererbte jedem von ihnen einen Ring, der dem echten völlig gleich war, so daß keiner der Söhne wußte, wer den echten Ring besaß. Alle drei wurden von einem weisen Richter schließlich belehrt, jeder sollte so handeln, als wäre der echte Ring sein eigen: ›Es eifre jeder seiner unbestochenen, von Vorurteilen freien Liebe nach!‹«
    Ein wunderschönes Märchen. Es gibt Adoptionsgeschichten, Liebesdramen, Geldnöte darin, der gefangene Christ wird vom Moslem begnadigt, der Jude Nathan leiht dem Sultan Saladin Geld, der christliche Tempelherr entsagt der großen Liebe, am Ende sind alle geläutert und fassen sich an den Händen und vertragen sich. Letzte Bühnenanweisung des edlen (und leicht langweiligen) Spiels: »Unter allseitiger Umarmung fällt der Vorhang.«
    Womöglich wollte Bundespräsident Wulff in seiner Rede den

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