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Das Keltenkreuz

Das Keltenkreuz

Titel: Das Keltenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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    In ihrem Leben hatte sie sich nie ein X für ein U vormachen lassen. Sie gehörte eben zu den Frauen, die sich durchsetzen konnten, die couragiert waren, ihre eigene Meinung vertraten, was ihr Großonkel oft genug zu spüren bekommen hatte. Es schien ihm trotzdem gefallen zu haben, auch wenn er es nicht gewohnt gewesen war.
    So hatte er sie immer vorgezogen, im Gegensatz zu anderen Verwandten. Nicht in einem Sarg!
    »Okay, okay«, hatte sie mehrmals zu sich selbst gesprochen und auch dabei genickt. »Wo bin ich dann?«
    Vivian war nicht der Mensch, der einfach nur dasaß und sich dem Schicksal ergab. Ihr Gefängnis war schon ziemlich klein, und auch die Menge an Atemluft würde bestimmt nicht für lange Stunden reichen.
    Deshalb mußte sie sich so schnell wie möglich aus dieser verfluchten Lage befreien. Wenn es sein mußte, mit den bloßen Händen.
    Sie kniete sich hin. Drückte sich hoch – und bemerkte schon bald die Sperre über sich. Da war ein Deckel. Wie bei einer Kiste. Sie tastete ihn ab. Sehr schnell fand sie heraus, daß der Deckel kein normaler war, der zu einer Kiste gehörte. Er war nach oben gewölbt, und das wiederum machte ihr sehr schnell klar, wo man sie nach der Bewußtlosigkeit versteckt hatte.
    In einer Truhe!
    In einer alten Truhe, in der sonst Wäsche oder andere Gegenstände aufbewahrt wurden. Jetzt steckte sie darin, und die Ausmaße dieser Truhe waren nicht eben groß. Die Luft würde bald verbraucht sein, wenn sie zu lange darin hockte.
    Vivian wollte raus.
    Zuerst drückte sie mit den flachen Händen gegen den Deckel. Es geschah nichts. Dann nahm sie ihren Körper zu Hilfe, kniete dabei und preßte ihren Rücken und auch die Schultern unter den Deckel.
    Er bewegte sich.
    Ein wenig nur. Sie hörte auch ein leises Knirschen, doch es bestand kein Grund zum Jubeln. Der Deckel hatte sich von dem Unterteil kaum abgehoben. Es war dabei nur ein wirklich winziger Spalt entstanden, durch den etwas Helligkeit sickerte wie ein fahler Streifen der Hoffnung.
    Nach drei vergeblichen Versuchen gab sie auf. Es hatte keinen Sinn weiterzumachen. Sie hätte nur ihre Kräfte vergeudet, die sie möglicherweise noch benötigte. Auch kostete sie die Anstrengung sehr viel Energie und Luft, die sie später noch brauchen würde.
    So setzte sich die Frau wieder hin. Keuchend, in Schweiß gebadet, und sie versuchte auch, die Gedanken zu ordnen und nicht in Panik zu geraten.
    Alles der Reihe nach, nahm sich Vivian vor. Nachdenken. Dabei versuchen, sich in die Lage der anderen zu versetzen, die nicht auf ihrer Seite standen.
    Wie eben Bruder Martin, der Abt!
    Es war zwar nicht der richtige Ort und auch nicht der richtige Zeitpunkt, aber sie mußte einfach lachen, als sie an ihn dachte. Es war ein kaltes und böses Gelächter, denn für sie war so etwas wie eine Welt zusammengebrochen. Sie konnte es kaum nachvollziehen, daß der Abt, der ihren Großonkel so lange kannte und sie als kleines Mädchen erlebt hatte, jetzt ein Feind sein sollte, dem es nichts ausmachte, sie in eine Truhe zu sperren, wo sie irgendwann einmal jämmerlich ersticken würde, wenn nicht etwas passierte.
    Was sollte geschehen?
    Ein Wunder?
    Vivian Cameron glaubte nicht an Wunder, aber sie hatte nicht vergessen, daß sie die Insel zu zweit betreten hatten, und John Sinclair war ebenso zusammengebrochen wie sie.
    Vivian bekam Angst um ihn. Er war jemand, den der Abt nicht kannte. Er hätte also bei ihm so gut wie keine Gewissensbisse zu haben brauchen.
    Sie war gefangengenommen worden. Vielleicht wollte Bruder Martin noch mit ihr reden, aber Sinclair…
    Ihre Gedanken brachen ab, denn sie hatte etwas gehört. Das Holz der Truhe hatte zwar eine gewisse Dicke, aber der Schall der Schritte drang schon durch.
    Da kam jemand.
    Vivian hielt den Atem an. Sie war gespannt. Völlig konzentriert. Sie merkte auch, daß ein dicker Schweißtropfen von ihrer Stirn über den Nasenrücken rann. In der Truhe war es feucht geworden wie in einer Sauna.
    Dann verstummten die Geräusche!
    Vivian wartete. Alles nur Bluff. Wollte man sie…
    Jemand machte sich an den Schlössern außen zu schaffen. Sie hörte, wie etwas gegen das Holz prallte. Dann vernahm sie das Lachen, und zwar in dem Augenblick, als sich der Truhendeckel hob.
    Vivian wußte sofort, wer gelacht hatte. Es war ihr in diesem Augenblick egal, denn sie wollte nur eines: Luft! Frische Luft einatmen, die Lungen damit füllen, um wieder zu Kräften zu kommen.
    Den Kopf hatte sie zurückgelegt. Vivian

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