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Das Kettenlädenmassaker

Das Kettenlädenmassaker

Titel: Das Kettenlädenmassaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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vor sich herschiebt, bevor Marchant überrollt wird. Und dann, wie der Wagen in den Abgrund stürzt und stürzt und stürzt …
    Mitten in den Kanal.
    Große Fontänen, Spritzen, Platschen.
    Dann langsam Abblenden.
    »Heilige Scheiße«, sagte Jim.
    »Heilige Scheiße, da hast du nicht ganz unrecht«, stimmte John ihm zu.
    Schnitt.

9
     
    Langsam kam Omally auf die Beine. Er ging zu Jim und half ihm beim Aufstehen. Pooleys Knie boten wenig Unterstützung, und er sank auf den Hintern.
    »Was machen wir jetzt bloß, John?«
    »Wir sehen zu, daß wir verschwinden, was denn sonst, Jim?«
    »Aber die Polizisten! Sie ertrinken! Sie mögen vielleicht verbrecherische Polizisten sein, aber wir können sie doch nicht einfach ertrinken lassen.«
    »Für was hältst du mich, Jim? Das Wasser ist nur zwei Fuß tief.«
    »Aber sie könnten ernsthaft verletzt sein.«
    »Dann rufen wir unterwegs die Ambulanz.«
    Hustende und spuckende Geräusche und lautes Fluchen drangen aus der Dunkelheit unten im Wasser.
    »Los, komm«, sagte Jim.
    John starrte in die Dunkelheit. »Armer Marchant«, murmelte er.
     
    Von der Kanalbrücke bis zum Butts Estate ist es ein erfrischender Fünfminutenspaziergang. Doch es dauert zwanzig Minuten, wenn man humpelt. Omally stützte seinen Freund auf der breiten, eichengesäumten Straße, die zum Haus des Professors führte.
    Sie humpelten von einem Baum zum nächsten, immer sorgsam darauf bedacht, im Schatten zu bleiben. Sie kamen an der Tür von Dr. Stefan Malone vorbei, doch das wußten sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
    Ein Stück voraus, im goldenen Licht einer Gaslaterne — denn die Laternen von Butts Estate werden tatsächlich noch mit Gas betrieben — erhob sich das Haus des Professors. Ein prächtiges, freundliches Haus im georgianischen Stil, in dem der Slocombe-Clan wohnte, seit er es gebaut hatte. Hohe Flügelfenster, bunter Ziegelstein, ein Tribut an das Maurerhandwerk.
    Sie blieben am Gartentor stehen und warteten einen Augenblick. Keiner der beiden wußte warum, doch das taten sie immer, bevor sie das Grundstück betraten. Dann, mit einem erleichterten Aufatmen, öffneten sie das Tor und betraten das Grundstück.
    Es war wie immer, als hätten sie eine unsichtbare Grenze überschritten, einen Vorhang, der die eine Welt dort draußen von dieser Welt hier drinnen trennte.
    Der mondbeschienene Garten war von außergewöhnlicher Schönheit. Schwere Düfte von nachtblühenden Orchideen schwängerten die Luft. Chrysanthemen schwankten verführerisch wie Flittchen am Straßenrand, während Schneeglöckchen gafften und tuschelten. Alte Rosen zeigten ihre Gesichter und reckten die Hälse, um gesehen zu werden. Überall war Farbe, überall war Leben.
    Voraus schimmerte Licht durch die großen Verandafenster, und darin war die zerbrechliche Gestalt des Professors zu sehen, der über ein altes Buch gebeugt an seinem Schreibtisch saß.
    »Komm weiter, Jim«, sagte John und stützte seinen kraftlosen Begleiter. »Wir sind da, und wir sind in Sicherheit.«
    Als John die Hand ausstreckte, um an das Fenster zu klopfen, öffnete es sich wie von alleine, und der Professor Schwan gin seinem Stuhl herum.
    »Willkommen, meine Freunde«, sagte er.
    John winkte mit der freien Hand. Jim brachte ein schiefes Grinsen zustande.
    Das Gesicht des Professors nahm einen besorgten Ausdruck an. Die blauen, glitzernden Augen verengten sich zu Schlitzen, der freundliche Mund wurde zu einem schmalen, nach unten gebogenen Schlitz, und die Nüstern seiner vornehmen Nase blähten sich.
    »Bring ihn dort zu dem Sessel vor dem Kamin, John«, sagte der alte Gelehrte. »Ich werde sogleich um Hilfe läuten.«
    Seine von Altersflecken gesprenkelte Hand ergriff ein kleines messingnes Tempelglöckchen burmesischer Provenienz und bimmelte damit. John half Jim in den Sessel und setzte sich anschließend auf einen persischen Polsterschemel.
    Auf dem Rost knisterte ein munteres Feuer. Das Arbeitszimmer des Professors, mit seinen riesigen Regalen, vollgestopft mit ledergebundenen Wälzern und den leblosen Kreaturen unter hohen Glasglocken, dem vornehmen Mobiliar und teuren Teppichen … das Arbeitszimmer des Professors war ein Ort der Ruhe und Sicherheit.
    Schließlich erschien Gammon, das alte Faktotum des Professors. Er war in eine antike Livree gekleidet und trug ein silbernes Tablett mit einer großen Karaffe Brandy, drei Gläsern und einem kleinen Erste-Hilfe-Kästchen.
    »Bitte seien Sie doch so nett und kümmern sich um unseren

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