Das Kettenlädenmassaker
Lenkstange festklammerte. Es war ein irrer Ritt, und zum Glück war an diesem Tag nicht Müllabfuhr.
Am Ende der Gasse schwenkte Omally hart nach rechts. Es gab nur einen Weg, und der führte über eine kurze kopfsteingepflasterte Gasse und zurück in die Mafeking Avenue.
»Halt dich gut fest«, sagte John, während sie über das Pflaster ratterten und dann in die Mafeking hinausrasten.
»Dort, Sergeant!« ertönte ein Schrei. »Auf einem Fahrrad! Und dieser Pooley ist auch bei ihm!«
»Wir werden sterben!« kreischte Jim.
»O nein, werden wir nicht.«
Dann ertönten die Geräusche von trappelnden Polizistenfüßen, von Wagentüren, die aufgerissen und zugeschlagen wurden, und von einem Motor, der im Leerlauf hochgedreht wurde. Doch weder Jim noch John hörten etwas davon, denn sie waren bereits ein ganzes Stück weiter bei der Moby-Dick-Terrasse und auf dem Weg zum Memorial Park. Während sie dort vorüberfuhren, machte sich der geistig stets rege Omally eine mentale Notiz, seiner Liste noch den John Omally Millennium Bowling Park hinzuzufügen.
»Haben wir sie abgehängt?« rief Jim.
John bremste mit aller Kraft — keine gute Idee, wenn man jemanden auf dem Lenker hat.
»Ooooooooh!« machte Jim, als er durch die Luft segelte. Und »Aaaaaaaaargh!« fuhr er fort, als er auf der Straße landete.
»Entschuldige«, sagte John und radelte zu der tragischen Gestalt. »Aber ich glaube, wir haben sie abgehängt. Ja, bestimmt.«
QUIETSCH! ertönte das Geräusch quietschender Reifen.
»Oder vielleicht doch nicht. Schnell, Jim, zurück auf den Lenker!«
»Ich sterbe«, klagte Pooley.
»Los jetzt. Beeilung! «
»Oje, oje. Ojemine!« Jim rappelte sich auf und hockte sich einmal mehr auf Marchants Lenker. Omally trat mit aller Kraft in die Pedale, und einmal mehr ging es los.
Im Innern des Polizeiwagens lachten drei Polizeibeamte voller Häme. Das tun sie eben manchmal. Üblicherweise, wenn sie im Begriff stehen, während eines Verhörs zu der einen oder anderen wirklich zweifelhaften Methode zu greifen. Und dann auch während sie zu dieser Methode greifen. Und natürlich hinterher erst recht, um genau zu sein. Hinterher in der Stammkneipe. Amerikanische Polizisten sind noch besser darin. Ganz besonders die in den Südstaaten, diese braven, guten Jungs mit Namen wie Joe-Bob. Die haben ein wirklich irres Lachen, diese Jungs.
»Hören Sie mit dem verdammten irren Lachen auf, Konstabler Joe-Bob!« befahl das Gesicht. »Und fahren Sie endlich diese beiden Bastarde über den Haufen.«
»Selbstverständlich, Sergeant«, sagte Konstabler Joe-Bob und drückte das Gaspedal nach unten.
»Schneller!« kreischte Pooley. »Sie holen auf!«
»Natürlich holen sie auf. Sie sitzen schließlich in einem Auto!«
»Dann fahr von der Straße runter!«
»Sei endlich still, Jim. Ich versuche nachzudenken.«
»Was denn, zu einem Zeitpunkt wie diesem? «
»Ich versuche über eine mögliche Fluchtroute nachzudenken, du Hornochse.«
»‘tschuldige.«
Unvermittelt bog John so scharf nach links ab, daß Pooley beinahe erneut abgeflogen und diesmal in den Kanal gesegelt wäre. Das Polizeiauto tat es ihnen unter dem Geräusch weiteren Reifenquietschens nach.
»Das ist eine Sackgasse!« heulte Jim. »Wir werden sterben!«
»Halt dich fest, Jim.«
Omally bremste mit aller Kraft, und Marchant kam schlitternd zum Stehen.
»Was jetzt, John?«
»Nimm die Hände hoch, Jim.«
»Was?«
Plötzlich wurden sie vom Licht der Scheinwerfer erfaßt, und der Polizeiwagen schoß vor.
»Nimm die Hände hoch, Jim.«
»Willst du mich ausliefern?«
»Mach es einfach!«
Der Wagen wurde immer schneller, während er näher und näher kam.
Jim hob die Hände hoch. »Sie werden bestimmt nicht anhalten.«
»Ich hoffe es.«
»Was?«
Ein laut brüllender Motor, ein schnell heranjagendes Polizeiauto.
Schnitt.
Pooleys verängstigtes, malträtiertes Gesicht, in Großaufnahme.
Schnitt.
Der irre Konstabler hinter dem Lenkrad. Schnitt. Das immer schneller heranrasende Fahrzeug.
Schnitt auf Johns Gesicht, Schnitt auf Jims Gesicht, Schnitt auf die Gesichter der Polizisten. Die Kühlerhaube. Durchdrehende Reifen, dann …
»Spring!« Omally stieß Jim zur einen und warf sich selbst zur anderen Seite.
Jetzt alles in Superzeitlupe: die beiden Männer, die sich nach den beiden Seiten hin abrollen.
Schnitt.
Der Polizeiwagen, der mit voller Wucht gegen Marchant prallt.
Schnitt.
Dann eine Einstellung von unter dem Wagen, wie er das Fahrrad langsam
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