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Das Kettenlädenmassaker

Das Kettenlädenmassaker

Titel: Das Kettenlädenmassaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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Drink.«
    »Warum denn, Sergeant?«
    »Weil Omally ein irischer Name ist, darum. Und Iren sind allesamt versoffene Bastarde, oder vielleicht nicht? Also brauchen wir nicht mit der Rückkehr von Mister Omally zu rechnen, bevor die Lokale schließen.«
    »Das ist eine diskriminierende Bemerkung, Sergeant, oder nicht?«
    »Nicht, wenn sie von jemandem kommt, der selbst Ire ist.«
    »Aber Sie sind doch gar kein Ire, Sergeant.«
    »Nein, bin ich nicht. Ich bin Polizeibeamter.«
     
    Mehrere Polizeifahrzeuge kamen schleudernd vor Mrs. Bryants Wohnung zum Stehen. Plärrende Martinshörner, blitzende Blaulichter. In der Küche schob Mrs. Bryant den widerstrebenden Omally zur Hintertür.
    »Geh einfach«, sagte sie. »Überlaß das alles mir.«
    »Ich kann dich doch nicht allein lassen …«
    »Du mußt, John.«
    »Dann ruf mich an. Nein, ich rufe dich an, ich stehe nicht im Telefonbuch. Sieh mal, diese ganze Sache tut mir unendlich leid. Ich weiß überhaupt nicht, was ich sagen soll.«
    »Sag nichts. Geh einfach.«
    Mrs. Bryant küßte ihn ein letztes Mal, und John Omally ging.
     
    An der Ampel sprang er auf einen Bus der Linie fünfundsechzig und ließ sich in einen der breiten Sitze in der letzten Reihe fallen. Er schloß für einen Moment die Augen, doch sofort war wieder dieses schreckliche Bild in seinem Kopf. Ein verrenktes, verschrumpeltes Etwas, das einst ein Mann gewesen war, zusammengesunken über der Toilette. Jim hielt die Luft an und riß die Augen wieder auf.
    »Ah«, sagte der Busfahrer. »Ich erinnere mich an Sie. Sie sind heute morgen ausgestiegen ohne zu zahlen.«
    John zahlte den doppelten Fahrpreis. Er wollte nur noch nach Hause und ins Bett. Dieser Tag war von Anfang bis zum Ende nicht der seine gewesen. Wäre er doch nur ein weiser Mann wie Pooley gewesen. Der lag wahrscheinlich längst im Bett und schlief den Schlaf des Unschuldigen.
    »Dieser Tag ist hiermit vorbei«, beschloß John Vincent Omally.
    Doch das war er nicht.
    O nein, das war er noch längst nicht.

8
     
    John sprang aus der Linie fünfundsechzig, überquerte die Ealing Road und blieb an der Ecke vor Normans Laden stehen. Es war fast elf Uhr. Die Zeit der letzten Runde. Wenn er sich beeilte, schaffte er es noch auf ein schnelles Helles in den Fliegenden Schwan.
    »Nein«, sagte John. »Ich gehe nach Hause und in die Sicherheit meines Bettes.«
    Er schlug seinen Tweedkragen hoch, stieß die Hände in die Taschen seiner Tweedhosen und trottete durch die Albany Road in Richtung Mafeking Avenue.
    Er drehte gerade den Schlüssel im Schloß, als er es hörte.
    Ein Klicken, einen dumpfen Schlag und einen Schmerzensschrei.
    Omally wirbelte herum.
    Ein Stöhnen.
    Omally starrte in die Richtung, aus der das Stöhnen gekommen war.
    Dort. Bei den Mülltonnen. Eine blutige Hand winkte schwach. Omally sprang über die Tonnen und stieß sie beiseite.
    »Pooley!« ächzte er. »Jim! Was zur Hölle ist mit dir passiert?«
    »Hilf mir nach drinnen. Schnell!«
    Omally bemühte sich angestrengt, seinem Freund auf die Beine zu helfen. Er zerrte an Jims Arm, legte ihn um seine Schulter und schleifte den Rest hinter sich her.
    »Schieb den Riegel vor!« stöhnte Jim. »Und stemm ein paar Stühle dagegen.«
    »Was ist passiert? Wer war das? Ich mache Brei aus ihnen!«
    »Die Polizei, John.«
    Omally half Pooley in die Küche. Sie besaß eine verblüffende Ähnlichkeit mit der von Pooley — der gleiche ungeleerte Tretmülleimer, die gleiche Unordnung und alles.
    »Setz dich«, sagte John. »Ganz vorsichtig, gleich haben wir’s geschafft.«
    »Du sollst die Tür verbarrikadieren.«
    »Keine Sorge, überlaß nur alles mir.«
    Omally verließ die Küche, zog einen schweren Lehnsessel aus dem Wohnzimmer und rammte ihn unter die Türklinke, bevor er zu seinem verwundeten Freund zurückkehrte. Er ließ kaltes Wasser über ein Geschirrtuch laufen und wischte Jims Gesicht damit ab. »Warum haben sie dich so zusammengeschlagen? Was hast du angestellt?«
    »Überhaupt nichts. Sie wollten das Buch.«
    Omally starrte Pooley an. Er wußte, daß sein bester Freund ihn niemals an die Polizei verraten würde.
    »Und wieso glaubst du, daß sie hierherkommen?« fragte er.
    »Sie hatten einen Notizblock, und darin bist du als mein bester Freund aufgetaucht. Ich hab’ so getan, als wäre ich bewußtlos. Ich hab’ gehört, wie sie sich unterhalten haben. Sie wollten einen trinken gehen und nach der Polizeistunde zu dir kommen.«
    Omally betupfte Pooley mit seinem Geschirrtuch,

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