Das Kind, das deinen Namen traegt
James an den Tisch setzte.
Er zuckte die Schultern und lächelte. "Wenn sie was im Magen hat, ist es wahrscheinlich nicht so schlimm, wenn sie sich übergeben muss. Amy glaubt zumindest daran, und das ist letztendlich das wichtigste."
Claudia beobachtete James über den Rand ihrer Tasse hinweg. Er war wirklich zufrieden mit sich selbst. Man merkte es an jedem seiner Worte, ganz gleich, wie leichtfertig er sie sagte. "Ich glaube eher, dass es ihr gutgeht, weil du sie so verhätschelst", sagte sie lachend.
Wenn sie nur auch jemanden hätte, der sie so verwöhnte, der sie so liebte wie James seine Frau... Bedrückt senkte Claudia den Blick.
James sah nachdenklich in ihr blasses, abgespanntes Gesicht.
"Lass uns ein bisschen Spazierengehen", schlug er plötzlich vor und stand auf. "Komm schon", drängte er, als Claudia noch zögerte.
"Die frische Luft wird uns beiden guttun."
Claudia gab schließlich nach, weil sie James nicht beleidigen wollte. Da es draußen kühl war, schlüpfte sie in ihren Lederblouson und zog den Kragen hoch bis über die Ohren. Ihr Pferdeschwanz wippte hin und her, während sie an James' Seite schweigend durch den hübsch angelegten Garten spazierte, James wies auf eine Bank, die unter einem blühenden Kirschbaum stand, und sie setzten sich.
"Schön ist es hier", sagte Claudia schwermütig und sah sich um.
James betrachtete sie mit ernster Miene. Claudia war groß und hatte eine makellose Figur, und ihre langen Beine, die sie ausgestreckt hatte, kamen in den engen Jeans besonders gut zur Geltung. "Mir scheint, du bist dieses Wochenende zu uns gekommen, um Trost zu suchen", begann er die Unterhaltung.
Claudia sah ihn vorsichtig an. "Du meinst wohl, ich sei ins Nest zurückgeflogen, weil ich in eine kleine schwarze Gewitterwolke geraten bin? Nicht schlecht, James. Kein Wunder, dass du in deinem Job beim Spekulieren an der Börse so erfolgreich bist."
"Doch anstatt den heißersehnten Trost zu finden", fuhr er fort, ohne auf ihre Bemerkung einzugehen, "musstest du feststellen, dass du durch unsere kleinen Überraschungen jetzt nur noch mehr in Schwierigkeiten geraten bist."
"'Kleine' ist gut gesagt." Claudia musste unwillkürlich lächeln.
"Macht es dir etwas aus, in deinem Alter noch einen Bruder oder eine Schwester zu bekommen?"
"Nein", gab Claudia ehrlich zu und sah James dabei fest in die Augen.
"Dann hat es also mit deinem Liebesleben zu tun, was dich bedrückt."
"Was meinst du mit ,es'?"
James lächelte amüsiert. "Die kleine schwarze Gewitterwolke." Er wurde wieder ernst.
"Irgend etwas macht dir Kummer, Claudia. So wie du gestern abend reagiert hast, dachte ich, du fühltest dich verletzt, weil wir ein Baby bekommen. Und ich muss zugeben, dass ich mich darüber geärgert habe. Ich dachte, vielleicht siehst du den Zustand deiner Mutter irgendwie als Treuebruch an deinem Vater an."
"Aber nein!" rief Claudia aufgebracht. "Niemals! James, wie konntest du nur so etwas denken?"
"Amy ist meine Frau“, antwortete er mit Nachdruck. "Ich muss akzeptieren, dass dein Vater einen Platz in ihrem Herzen einnimmt, den ich nie erobern werde. Aber jetzt ist sie meine Frau, und ich ..." er senkte verlegen den Blick, "ich klammere mich verzweifelt an das, was ich noch bekommen kann."
"O James", rief Claudia voller Mitgefühl und legte sanft die Hand auf seinen Arm. "Mutter liebte meinen Vater sehr. Aber als du ihr begegnet bist, hat sie die gleiche große Liebe auf dich übertragen. Mein Vater war ein wunderbarer Mensch, und er fehlte uns schrecklich, nachdem er gestorben war. Aber als Mummy danach dich kennenlernte, war das das Schönste, was ihr je hätte widerfahren können. Und James - ich weiß, dass ihre Liebe zu dir noch tiefer ist, als sie es bei meinem Vater war."
James war völlig überrascht, denn mit einer solchen Antwort hatte er nicht gerechnet. Er sah wieder auf.
"Das zu sagen war nicht leicht für mich", gab Claudia zu. "Aber es ist die Wahrheit. Als Amy sich in meinen Vater verliebte, war sie noch jung und voller Illusionen. Die Liebe zu dir ist nun viel tiefer und reifer, James, glaub mir. Du hast etwas geschafft, was vorher für jeden anderen Mann unmöglich gewesen wäre - du hast Daddys Platz in ihrem Herzen eingenommen. Und das zeigt, dass Mummys Gefühle für dich viel tiefer sein müssen. Sie liebt dich, James. Warum hätte sie dich sonst gehe iratet? Sie hätte für den Rest ihres Lebens nur in den Erinnerungen ihrer ersten Liebe schwelgen können, aber sie hat es
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