Das Kind, das deinen Namen traegt
Vielleicht hilft es dir, wenn du dich bei jemandem aussprechen kannst. Ich bin ein guter Zuhörer, Claudia. Nun komm schon, raus damit. Du fühlst dich danach bestimmt besser..."
"Vielleicht willst du es auch noch schriftlich haben? Und mit allen pikanten Einzelheiten?"
"Hör auf, Claudia! Ich habe es wirklich ernst gemeint!"
"Ich bin schwanger!" rief sie und schluchzte auf. "Ich bin schwanger..."
James war sichtlich schockiert. Er griff nach Claudias Händen, die sie nervös auf ihrem Schoß gegeneinander rieb.
"Von Latham?"
"Ja."
"Und er... er will dich nicht heiraten?"
Um Claudias Mundwinkel zuckte es, und sie lächelte verbittert. "Er weiß noch nichts davon."
"Aber Claudia..."
"Er liebt mich nicht, verstehst du?"
Claudia sank plötzlich nach vorn, barg das Gesicht in den Händen und fing heftig an zu weinen.
"Aber du liebst ihn doch, oder?" fragte James erschüttert.
"Natürlich liebe ich ihn!" rief Claudia und wies auf das Haus. "Bei jemandem wie Mummy wächst man nicht einfach auf, ohne dass ihre Moralvorstellungen auf einen abfärben.
Natürlich liebe ich ihn, und wie ich ihn liebe!" schrie sie, jetzt völlig außer sich. "Ich wünschte nur, es wäre nicht so."
"Verdammt noch mal. Da haben wir mit unserer Überraschung ja genau deinen wunden Punkt getroffen!"
Claudia hatte sich inzwischen wieder gefangen, kämpfte jedoch noch immer mit den Tränen.
"Wann ist es soweit?"
"Im Oktober."
James sah sie zuerst verblüfft an, dann fing er plötzlich an zu lachen.
"Das finde ich gar nicht lustig", zischte Claudia wütend.
"Es ist einfach zu gut", entgegnete James. "Oktober den wievielten?"
"Den elften... James, hör jetzt auf, über mich zu lachen!" schimpfte sie, als er sich wieder zu schütteln begann. "Ich kann es Mummy unmöglich sagen, nicht bei ihrem Zustand. Dann verliert sie vor lauter Schreck noch ihr Kind."
Diese Bemerkung ernüchterte James wieder, und beide begannen schweigend nachzugrübeln.
"Nein, das wird sie nicht", meinte er schließlich. "Sie ist gar nicht so zerbrechlich, wie wir immer denken. Sie wird es verkraften."
"Nein, das glaube ich nicht. Es wird ihr das Herz brechen!"
"Es bricht ihr nur das Herz, wenn du ihr nichts sagst. Amy liebt dich, und sie wird dich verstehen. Außerdem hat sie ja noch mich … Komm, wir gehen und sagen es ihr jetzt gleich", schlug er vor und zog Claudia von der Bank. "Wir werden es ihr so schonend beibringen, dass sie sich gar nicht aufregen kann."
"Wie denn?" fragte Claudia spöttisch. ",Wir haben eine lustige Überraschung für dich, Mummy...', so vielleicht?"
"Klingt gar nicht übel", meinte James und ging neben Claudia entschlossen zum Haus zurück.
Als James und Claudia wieder in die Küche kamen, war Amy schon dort. "Was hattet ihr beiden denn da draußen so Wichtiges zu besprechen?" fragte sie neugierig und lächelte ihnen zu. "Ihr wart so lange fort, dass ich schon dachte, ihr hättet Wurzeln geschlagen."
James küsste sie liebevoll auf die Wange. Dann ergriff er ihre Hand, forderte Amy auf, sich an den Tisch zu setzen, und nahm gemeinsam mit Claudia ebenfalls Platz.
"Mein Schatz, mir scheint, als hätten wir in unserer Begeisterung über unsere Neuigkeiten deine Tochter überhaupt nicht zu Wort kommen lassen. Sie hat uns nämlich auch etwas ganz Besonderes zu erzählen."
Überrascht sah Amy erst James, dann Claudia an. "Was könnte das denn sein, Claudia? "
fragte sie verwirrt, dann kam ihr plötzlich ein erfreulicher Gedanke. "Oh, jetzt weiß ich's! Du willst diesen sympathischen Mr. Latham heiraten, nicht wahr?"
Claudia warf ihrem Stiefvater verzweifelt einen hilfesuchenden Blick zu.
"Na ja, nicht so ganz", antwortete James gelassen. "Weißt du, Claudia wird Michael Latham zwar nicht heiraten, aber sie wird etwas tun, was stark mit ihrer Liebe zu ihm zusammenhängt." Claudia hielt angespannt den Atem an, während James fortfuhr: "Sie bekommt ein Kind von ihm."
Claudia fühlte sich sehr erleichtert, als James sie am Montagmorgen zurück nach London brachte.
"Ich weiß, wir haben das alles schon mehrmals besprochen", begann er während der Fahrt in seinem luxuriösen Rolls, "aber du bist uns jederzeit willkommen, wenn du bei uns wohnen möchtest."
"Ja, ich weiß. Ich bin euch auch sehr dankbar für das Angebot. Aber ich möchte es trotzdem nicht annehmen."
"Ist es meinetwegen?" fragte James. "Hättest du dem Wunsch deiner Mutter, bei uns zu bleiben, nachgegeben, wenn dein Vater noch leben würde und dich darum gebeten
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