Das Kind, das deinen Namen traegt
Vorhang zur Seite und blickte hinaus in die Dunkelheit.
"Woher weißt du von ihr?"
"Sie hat im Büro angerufen und wollte dich sprechen."
Michael fluchte unterdrückt.
"Tut mir leid, dass das passieren musste", antwortete er barsch, während er immer noch angespannt am Fenster stand und mit einer Hand den Vorhang umklammerte.
Jetzt konnte Claudia sich nicht länger beherrschen. Tränen traten ihr in die Augen, und sie schlug die Hände vors Gesicht und begann leise zu weinen. Sie hatte keine Kraft mehr, gegen den Schmerz anzukämpfen, denn sie fühlte sich so einsam, so verletzt und so entsetzlich schwach.
"Bitte Claudia, wein doch nicht!" Schon war Michael neben ihr und versuchte sie in die Arme zu nehmen. Doch sie wehrte ihn ab. Sein Trost und sein Mitleid waren ihr unerträglich.
Sie wünschte, sie wäre jetzt allein. Wenn er doch nur gehen würde!
Doch das konnte er noch nicht. Er zog Claudia die Hände vom Gesicht und zwang sie, ihn anzusehen. "Ich hatte nie die Absicht, dich zu verletzen, Claudia. Das... das mit Dianne war ein Fehler. Ich denke überhaupt nicht mehr an sie. Sie war nichts weiter als..." Er sprach den Satz nicht zu Ende. "Es wird mit uns klappen, Claudia", sagte er drängend. "Du kannst nicht alle Probleme allein bewältigen, und das will ich auch nicht. Ich möchte... ich möchte meinen Teil der Verantwortung selbst tragen."
Claudia schüttelte heftig den Kopf. "Ich werde keinen Mann heiraten, der denkt, ich hätte ihn hereingelegt. Und ich werde auch keinen heiraten, der schon nach einer anderen Ausschau gehalten hat!"
"Das ist nicht wahr!" rief Michael verärgert. "Ich... habe dich sehr gern. Nein, dreh dich nicht um, Claudia! Du hörst mir jetzt gefälligst zu! Ich werde mich nicht einfach von dir abschieben lassen!"
Gern hatte er sie! Merkte er denn gar nicht, wie weh dieses Wort ihr tat?
"Gern haben ist aber nicht genug!" brach es aus Claudia heraus. "Ich will nicht, dass du mich gern hast. Ich will nicht, dass du deinen Teil der Verantwortung trägst! Das würde ich nicht aushalten, verstehst du? Es würde dich anwidern, mit mir leben zu müssen!" Claudia atmete tief durch und versuchte, sich zu beruhigen. "Deine Freiheit ist dir mehr wert als alles andere. Du willst nicht heiraten und an eine einzige Frau gebunden sein. Das wäre nichts für dich. Deine ganze Lebensgrundlage ist auf Freiheit aufgebaut."
Michael sah Claudia sprachlos an. Er wollte sich verteidigen, fand aber die passenden Worte nicht. Unvermittelt ließ er sie los.
"Ich mache mir etwas zu trinken", sagte Claudia nach kurzem Zögern und stand auf. Am liebsten hätte sie Michael jetzt in die Arme genommen, denn sie hatte gemerkt, wie sehr ihre Worte ihn verletzt hatten. In diesem Moment wurde ihr erschreckend klar, wie kaltherzig sie sein konnte.
Erleichtert atmete Claudia auf, als sie endlich allein in der Küche war. Sie wollte noch nicht so schnell ins Wohnzimmer zurück, denn dort würde der Streit mit Michael weitergehen.
Noch heute musste alles geklärt und eine Lösung gefunden werden, die für beide annehmbar war.
Eigentlich müsste Michael doch fühlen, wie sehr sie ihn liebte. Andererseits hatte er sich noch nie wirklich für sie interessiert, für sie als Menschen. Er sah nur ihren Körper. Sein Interesse galt einzig und allein der sinnlichen Frau, die seine Lust im Bett befriedigte, oder der supertüchtigen Sekretärin, die sich um seine Arbeit kümmerte, aber niemals ihr selbst, ihr persönlich.
Michael hatte nie über Liebe gesprochen. Er hatte Claudia nur regelmäßig lieben wollen, wenn er gerade Lust darauf verspürte. Vor fünf Monaten hatte sie seine Bedingungen akzeptiert, und nun konnte sie ihm nicht die Schuld für ihre eigene Dummheit geben. Jetzt aber musste er sich nach ihren Forderungen richten, denn es waren die vernünftigsten.
Als sie, ein Tablett in der Hand, zurück ins Wohnzimmer kam, saß Michael immer noch im Sessel, hatte die Ellbogen auf die Knie gestützt und brütete vor sich hin. Claudia stellte das Tablett auf den Tisch, goss zwei Tassen Kaffee ein und bot ihm wortlos eine an, die er nickend entgegennahm.
"Seit wann weißt du von dem Kind?" fragte er, als sie sich neben ihn setzte.
"An dem Freitag vor deiner Abreise habe ich es erfahren."
Michael verzog verächtlich den Mund. "Also kein 'Freund', der zu Besuch gekommen ist?"
"Nein, kein Freund. Ich hatte einen Termin beim Frauenarzt. Er hat meine Vermutung bestätigt."
"Danach hast du dann den Rest des Tages im
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