Das Kind, das deinen Namen traegt
mir gesagt", antwortete Michael endlich, und Claudia zuckte zusammen. Wieviel hatte Joe ihm erzählt? Sie warf einen kurzen Blick auf sein Gesicht, doch er ließ sich nichts anmerken.
"So ... so war es besser. Kein Streit, keine hässlichen Szenen und keine gespannte Atmosphäre..." begann sie erneut. "Du musst einsehen, dass ..."
"Ich sehe überhaupt nichts ein! Ich warte immer noch darauf, dass du mir einiges erklärst."
"Es ... es war eine verrückte Woche, so oder so..." Was rede ich nur für einen Unsinn?
dachte Claudia und rieb nervös die Hände gegeneinander. Ich werde mit der Situation einfach nicht fertig. Michael saß neben ihr, hatte die Arme lässig auf die Stuhllehnen gelegt und sah sie an - mit einer versteinerten Miene.
Ob er weiß, wie anziehend er immer noch auf mich wirkt? überlegte sie. Wie unendlich viel er mir bedeutet? Ahnt er, wie sehr ich ihn liebe und dass ich innerlich daran zerbreche?
Vielleicht ja. Doch für Michael war das Warum viel wichtiger als alles andere. Er mochte keine ungeklärten Dinge und ließ nicht eher locker, als bis er die Lösung des Rätsels gefunden hatte. Und das war auch der Grund, warum er heute abend hier war. Nicht etwa, weil er durch Claudias Zurückweisung verletzt gewesen wäre oder sich um sie gesorgt hätte. Er musste nur wissen, warum. Das war alles.
Wieder herrschte beklemmende Stille, die beiden unerträglich wurde. Dann brach Michael das Schweigen. "Ich nehme an, Claudia, dass diese... diese 'Überraschung', die mich erwartete, als ich zurückkam, das Ende unserer Beziehung bedeuten soll, habe ich recht?"
Wenigstens hatte er nicht "Affäre" gesagt. "Ja", antwortete sie leise. "Es ging nicht mehr, Michael. Weil ich ... weil ich gemerkt habe..."
"Weil du was gemerkt hast...?"
"Joe war sehr anständig. Er... er hat mir einen Job verschafft, bei einem Freund von ihm.
Dann bin ich am Wochenende zu meiner Mutter gefahren, und sie hatte eine riesige Überraschung für mich, und alles wurde ..."
"Claudia..." Michael unterbrach sie ärgerlich, fast schon besorgt, denn sie wusste nicht, wie sie in diesem Augenblick aussah. Ihr schönes Gesicht war verzerrt von Qual und Traurigkeit.
"Du redest und redest, und ich verstehe kein einziges Wort. Jetzt lass mich einmal etwas sagen." Nun klang seine Stimme nicht mehr so hart, war sein Blick wärmer, und er wirkte nicht mehr so unnahbar wie vorher. "Sieh mich an", forderte er sie auf, und Claudia hob den Kopf und schaute ihm in die Augen. Aus irgendeinem Grund, den ich nicht kenne, hast du beschlossen, unsere Beziehung zu beenden. Offen gesagt, überrascht mich das nicht. Ich habe schon mit etwas Ähnlichem gerechnet, bevor ich letzte Woche weggefahren bin. Aber was ich nicht verstehe, ist, warum. Und um das herauszufinden, bin ich hier."
Wie ich vermutet hatte, dachte Claudia traurig. Michael betrachtete sie und deutete ihre Niedergeschlagenheit als Furcht. "Keine Angst, ich werde dir schon nichts an den Kopf werfen oder dich anschreien. Ich will nur wissen, warum du das getan hast, und dann gehe ich. Fällt es dir jetzt leichter, mir eine Erklärung abzugeben?"
Nein, das machte alles nur noch schwerer. Denn damit hatte Michael ihr bewiesen, dass sie die ganze Zeit recht gehabt hatte - er machte sich nichts aus ihr.
"Diese Wohnung gehört mir, Michael", fuhr Claudia mit erstickter Stimme fort. Verzweifelt suchte sie nach den richtigen Worten, um ihm endlich die Wahrheit zu gestehen.
"Das weiß ich", unterbrach Michael sie ungeduldig. "Aber..."
"Und an dem Wochenende, als ich bei meiner Mutter war... da hat sie mich mit zwei Neuigkeiten überrascht... eine davon betrifft dies hier direkt... nächsten Monat werde ich einundzwanzig Jahre alt..."
"Claudia, du lenkst schon wieder vom Thema ab!"
"Lass mich gefälligst ausreden!" fuhr sie ihn an. "Ich muss es auf meine Art erklären. Also, bald habe ich Geburtstag, und meine Mutter schenkte mir diese ... Lebensversicherung, die mein Vater bei meiner Geburt für mich abgeschlossen hatte. Sie wird an meinem Geburtstag fällig. Es ist eine ziemlich hohe Summe. James hat gesagt..."
"Wer zum Teufel ist James schon wieder?*' fragte Michael wütend. "Mein Nachfolger in deinem Bett? Der Mann, der..."
"James ist mein Stiefvater! James Laverne", rief sie zornig und sah Michael verächtlich an.
"Ich habe dir schon von ihm erzählt, aber da hast du anscheinend mal wieder nicht richtig zugehört, wie üblich, wenn ich dir etwas Persönliches sage. James Laverne ist
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