Das Kind, das deinen Namen traegt
Haus. Der andere Flügel dieses Stockwerks ist in zwei kleinere Wohnungen aufgeteilt. In der einen wohnen die Walters, und die andere benutzt meine Mutter, wenn sie sich hier in der Stadt aufhält. Was möchtest du trinken?" fragte er und trat an die Hausbar. Als er Claudias Erstaunen bemerkte, lächelte er amüsiert.
Du liebe Güte! dachte sie an der Schwelle des nächsten, ebenso extravagant ausgestatteten Zimmers.
Kräftiges Blau und leuchtendes Weiß waren hier die dominierenden Farben. Durch zwei riesige Fenster flutete Sonnenlicht herein. Der Teppich war blau und hatte rote, asymmetrisch eingewebte Streifen. Die Wände waren weiß, die Sessel ebenfalls, und rote und blaue Seidenkissen lagen darauf. Sogar Grün hatte Michael mit hineingebracht, in Form von riesigen, gummibaumartigen Pflanzen, die sich an den Wänden emporrankten.
"Du... du hast mich wirklich überrascht", sagte Claudia.
"Wie das?" erwiderte er und sah Claudia dabei eindringlich an. "Ich hatte schon immer eine Vorliebe für alles Exotische... Es passt zu dir, dieses Zimmer."
Claudia lachte auf. "Du findest mich... exotisch?"
"Deine Ausstrahlung ist nicht zu übersehen", antwortete Michael und sah Claudia sekundenlang tief in die Augen. Er wollte ihr mit seinem Blick etwas zu verstehen geben, doch sie bemerkte es nicht. "Komm rein und setz dich hin. Du stehst da, als ob dich hier jemand fressen wollte."
Claudia ließ sich auf eines der beiden Sofas sinken, und Michael gab ihr ein großes Glas in die Hand, während er neben ihr Platz nahm.
"Es gefallt dir nicht, stimmt's?"
"Oh ... nein, es ... es ist eine schöne Wohnung."
"Aber?"
Claudia sah sich noch einmal kurz im Zimmer um. "Es ist... eben nicht jedermanns Geschmack, nicht?" antwortete sie vorsichtig. Dann lächelte sie Michael zu und lehnte sich bequem in das weiche Ledersofa zurück. "Die Wohnung spiegelt deinen Charakter wider, sie ist wie du - verwegen, lebhaft und ruhelos ...Wie kannst du dich nur in so einer Atmosphäre entspannen? Selbst du musst es manchmal nötig haben, dich von deinem anstrengenden Job zu erholen. Aber ich verstehe nicht, wie du hier Ruhe finden kannst."
Michael blickte sich um, als ob er seine Wohnung nun mit anderen Augen sehen würde.
"Mir gefällt es. Mittelmäßigkeit und Geschmacklosigkeit sind mir unerträglich. Wenn man sich nur mit faden, langweiligen Dingen umgibt, wird man mit der Zeit selbst so."
Seltsam, dachte Claudia, so kenne ich Michael gar nicht.
"Ich habe noch nie eine meiner... noch nie jemanden mit nach Hause gebracht", verbesserte sich Michael schnell und blickte auf das Glas in seiner Hand. "Du kannst es als abnorme Eigenheit von mir bezeichnen, aber ich will, dass mein Zuhause frei von ... unerwünschten Einflüssen bleibt."
Sollte das eine Warnung sein oder nur eine Erklärung? "Und warum hast du dann bei mir eine Ausnahme gemacht?"
Michael hob den Kopf und sah den bekümmerten Ausdruck auf Claudias Gesicht. "Weil du die Ausnahme bist."
"Wegen des Babys?"
Michael zögerte zuerst, dann nickte er. "Wenn dir dieser Grund hilft, mich und mein Zuhause zu akzeptieren, dann ja - wegen des Babys."
"Das Essen ist fertig, Mr. Latham", rief plötzlich Mrs. Walters und unterbrach die Unterhaltung. Claudia atmete erleichtert auf, denn das Gespräch hatte eine unangenehme Richtung genommen. Doch Michael sah verärgert aus.
"Ist gut, Mrs. Walters, danke", antwortete er, stand auf und nickte ihr kurz zu. "Sie können jetzt gehen, wenn Sie möchten."
Das war mehr als deutlich gewesen. Die Haushälterin verschwand mit eisigem Blick und ohne ein weiteres Wort.
"Sie mag mich nicht", sagte Claudia missmutig. "Bestimmt denkt sie, ich würde versuchen, dir ein Kind von einem anderen unterzujubeln."
"Dann geh doch hin und sag ihr, was Sache ist", schlug Michael vor und half Claudia von der niedrigen Couch hoch.
"Sie würde mir ja doch nicht glauben. Warum sagst du es ihr nicht?"
"Und ihr den Spaß verderben?" erwiderte Michael lachend und duckte sich, um Claudias spielerischem Schlag auszuweichen.
Die Stimmung war wieder umgeschwenkt, und beide waren gut gelaunt. Michael legte Claudia den Arm um die Schultern und führte sie in einen anderen Raum. Sie schmiegte sich an ihn, lehnte den Kopf an seine Schulter und lächelte zu ihm auf. Es war so schön, sich von ihm in den Arm ne hmen zu lassen.
"Ich hoffe, du bietest mir nicht Schweinskopf mit Äpfeln in der Schnauze an", scherzte sie, als sie das in mittelalterlichem Stil eingerichtete
Weitere Kostenlose Bücher