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Das Kind, das deinen Namen traegt

Das Kind, das deinen Namen traegt

Titel: Das Kind, das deinen Namen traegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Reid
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saßen.
    "Was?" Michael schien mit seinen Gedanken weit weg zu sein. "Oh... Das ist eine Überraschung", sagte er und lächelte Claudia an.
    "Na ja", begann sie von neuem. "Für das Ritz bist du bestimmt nicht richtig angezogen."
    "Tut es eigentlich weh?"
    "Was meinst du?"
    "Wenn er so boxt", antwortete Michael und sah Claudia ernst an. "Tut das weh?"
    Claudia wusste, dass er nicht aus Neugier fragte, sondern weil er wirklich besorgt war.
    "Manchmal schon", antwortete sie. "Aber meistens finde ich es ... beruhigend." Es war schwierig, eine Sache mit Worten zu erklären, die im wesentlichen seelischer Natur war. "Ich würde mir eher Sorgen machen, wenn es sich nicht bewegen würde. Aber doch, manchmal kommt es vor, dass durch die Be wegung ein Nerv gedrückt wird oder es zufällig an eine empfindliche Stelle tritt, wo es dann weh tut."
    "Wie ich reagiert habe, vorhin - es war dumm von mir. Ich möchte mich dafür entschuldigen."
    "Das brauchst du nicht. Ich verstehe es."
    "Nein, das tust du nicht. Das kannst du unmöglich verstehen."
    Claudia wollte ihn gerade fragen, was er damit meinte, da wechselte er rasch das Thema.
    "Wir sind da", sagte er, während er den Wagen auf einen Parkplatz fuhr, der zu einem großen Wohnblock gehörte. Die Gegend kam Claudia irgendwie bekannt vor, doch sie konnte sich nicht daran erinnern, hier schon einmal ein Restaurant gesehen zu haben. Michael parkte den Wagen zwischen einem Mercedes und einem Rolls-Royce, stellte den Motor ab, lehnte sich in seinen Sitz zurück und sah Claudia an.
    "Mein Apartment."
    Beeindruckt ließ Claudia den Blick über das große Backsteingebäude schweifen. Michaels Wohnung befand sich im vierten Stock und nahm die gesamte Etage ein. Sechs Erkerfenster hatte Claudia gezählt. Gehörten einige dieser Zimmer Mr. und Mrs. Walters, die für Michael arbeiteten, oder bewohnte er das ganze Stockwerk allein? Claudia war bekannt, dass das Haus ihm gehörte, denn als sie noch für ihn gearbeitet hatte, hatte sie öfters für ihn Korrespondenz, die die anderen Mietwohnungen betraf, erledigen müssen.
    Claudia wusste selbst nicht, warum sie sich über so unwichtige Dinge Gedanken machte.
    Statt dessen sollte sie sich lieber fragen, warum Michael sie überhaupt hierher gebracht hatte.
    Schweigend saß er neben ihr und betrachtete sie.
    "Ich lade dich zum Abendessen ein", sagte er schließlich. "Mrs. Walters hat was Gutes für uns zubereitet."
    Natürlich, dachte Claudia und sah Michael ausdruckslos an. "Dir ist wohl inzwischen eingefallen, dass es vielleicht ein bisschen komisch aussieht, wenn ich noch nie bei dir gewesen bin, bevor meine Eltern dich besuchen."
    "Wer weiß, vielleicht habe ich vor, dort oben über dich herzufallen", entgegnete Michael und grinste jungenhaft, denn er wollte nicht schon wieder Streit mit Claudia anfange n.
    "Was? So, wie ich jetzt aussehe?" Ungläubig schüttelte sie den Kopf. "Dass du scharf auf diesen Körper bist, kannst du mir nicht weismachen", sagte sie, und beide lachten vergnügt.
    Der Lift war inzwischen im oberen Stockwerk angelangt, blieb stehen, und die Tür öffnete sich. Claudia verstummte vor Erstaunen, als sie sich in einem Foyer wiederfand, von dem aus man Zugang zu drei Wohnungen hatte.
    Überrascht sah sie sich um. Schwarzlackierte, wertvolle Möbel im Stil einer chinesischen Dynastie standen da, und an den leuchtend weißen Wänden hingen in großer Aufmachung schwarz umrahmte Bilder in abstrakter Kunst. Trotz der Gegensätze schien jedoch alles miteinander übereinzustimmen.
    Michael tat, als bemerkte er Claudias Überraschung nicht, nahm sie schmunzelnd am Arm und führte sie durch eine der Türen.
    "Ah, Mrs. Walters", rief er, als eine große schlanke Frau mit grauem Haar auf sie zukam.
    "Ihr beide habt sicher schon mehrmals miteinander telefoniert. Miss Maddon, Mrs. Walters", stellte er die beiden Frauen einander vor.
    "Nett, Sie kennenzulernen, Mrs. Walters", sagte Claudia und lächelte der Haushälterin zu.
    Mrs. Walters jedoch sah sie nicht gerade freundlich an. Claudia, deren Zustand nicht zu übersehen war, wurde missbilligend von oben bis unten gemustert.
    "Das Essen ist gleich fertig, Mr. Latham", entgegnete Mrs. Walters schließlich kühl. Dann verschwand sie wieder, und Claudia fühlte sich kläglich abgewiesen.
    "Sie ist ein Engel", entschuldigte Michael sich. "Ich wüsste nicht, was ich ohne sie und ihren Mann tun würde." Dann öffnete er eine Tür und trat ins Zimmer. "Er ist der Pförtner in unserem

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