Das Kind, das deinen Namen traegt
darüber informiert, dass ich von nun an für längere Zeit hier wohnen werde?"
An der Reaktion der Frau merkte Claudia, dass dies nicht der Fall war. Verdammt noch mal, dachte sie, das hätte er ruhig schon mit ihr abklären können.
"Dann sollten Sie sich Gedanken darüber machen", fuhr sie mit einem scharfen Unterton in der Stimme fort. "Und während Sie sich überlegen, ob Sie unter meinen Anweisungen weiterhin hier arbeiten möchten, vergessen Sie nicht, dass im Oktober noch ein Baby hinzukommen wird, das Ihnen zusätzlich Arbeit macht." Claudia nutzte die Gelegenheit, um Mrs. Walters ihre Unfreundlichkeit heimzuzahlen. "Natürlich werden wir Verständnis dafür haben, wenn Sie meinen, dass Ihnen das alles dann zuviel wird."
Gespannt wartete Claudia auf Mrs. Walters' Antwort. Sie wollte wissen, warum sie ihr die ganze Zeit die kalte Schulter gezeigt hatte. Ob sie wirklich so altmodisch war?
Mrs. Walter drehte sich um und ging auf die Tür zu, dann blieb sie jedoch stehen, wandte sich um und sah Claudia ins Gesicht. "Mr. Latham hat noch nie eine seiner... Freundinnen hierhergebracht", erklärte sie kalt. "Er ist immer hilfsbereit, wenn jemand in Schwierigkeiten steckt, und deshalb wird er auch allzu leicht ausgenutzt."
Also das ist es, dachte Claudia.
"Das Kind ist von ihm."
Mrs. Walters sah Claudia immer noch missbilligend an. "Ich weiß, er hat es mir erzählt.
Aber er hat Sie nicht geheiratet, oder?"
"Weil ich es nicht wollte", gab Claudia schroff zurück. "Und das muss Ihnen als Erklärung genügen, Mrs. Walters. Also denken Sie darüber nach, was ich vorhin zu Ihnen gesagt habe."
Nach diesen Worten nahm sie demonstrativ ihr Buch zur Hand. Der indirekte Rauswurf war deutlich genug.
Am Freitag erwartete Claudia eine neue Überraschung. Michael war im Büro, Mrs. Walters beim Einkauf, und Claudia langweilte sich. Sie wollte gerade aufstehen, um zu duschen, da hörte sie, wie die Wohnungstür aufging und wieder zufiel. Dann vernahm sie das Geräusch von Schritten im Flur, hörte Türen schlagen, als ob der Eindringling jedes einzelne Zimmer absuchen würde. Die Schritte kamen immer näher, bis schließlich die Schlafzimmertür schwungvoll aufging.
"Sie sind sicher Claudia", rief die Frau, die hereingekommen war, mit frischer Stimme.
Steif und würdevoll wie ein Soldat stand die Fremde an der Tür, umschloss mit der einen Hand fest den Türgriff, in der anderen hielt sie eine schwarze Handtasche. Sie trug ein elegantes marineblaues Kostüm und hatte ihr silbergraues Haar kunstvoll hochgesteckt. Nun trat sie an das Bett und sah Claudia eindringlich an.
"Schauen Sie nicht so verdutzt", sagte Michaels Mutter. "Von irgendwoher muss mein Sohn ja seine Arroganz haben. Er hat alles von mir geerbt."
Unwillkürlich musste Claudia lachen und atmete erleichtert auf.
Achtlos legte Mrs. Latham ihre Handtasche beiseite, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich unaufgefordert an Claudias Bett.
"So, Sie meinen also, mein Sohn würde keinen guten Ehemann abgeben."
Auch das noch, dachte Claudia.
"Das kann ich Ihnen nicht verübeln", fuhr Mrs. Latham fort. "Mit ihm ist wirklich nicht leicht auszukommen. Michael hat einen unglaublich starken Willen, wenn es darum geht, seinen Kopf durchzusetzen. Bei ihm muss immer alles in gerader Linie verlaufen. Umwege und Hindernisse sind ihm unausstehlich. Darum kennt er sich auch so gut mit Computern aus.
Das passt zu seinem Charakter. Sie übrigens auch."
"Oh, ich ..." Claudia wollte widersprechen, doch Mrs. Latham schüttelte abwehrend den Kopf. "Ich meine die andere Seite an Michael, die gefühlvolle, die er nach außen hin nicht zeigen will. Zu der passen Sie", erklärte Mrs. Latham bestimmt. "Warum möchten Sie ihn nicht heiraten? Das Kind ist von ihm, nicht wahr?"
Claudia nickte auf die letzte Frage, wollte sich aber auf das Thema Heirat nicht einlassen.
"Wir... wir haben nicht damit gerechnet, dass Sie kommen", antwortete sie ausweichend.
"Michael wusste es. Darum hat er sich auch so schnell verzogen. Es gibt immer Reibereien, wenn wir beide zusammen sind. Er kann einfach nicht zugeben, dass ich mehr gesunden Menschenverstand habe als er. Und er will sich, wie er sagt, nicht mit mir streiten, weil ich jetzt angeblich eine gebrechliche ältere Dame bin, auf die er Rücksicht nehmen muss."
Gebrechlich! Dass ich nicht lache, dachte Claudia. Gebrechlich sieht sie ganz und gar nicht aus.
„Aus diesem Grund ist auch Mrs. Walters ausgeflogen", gab Michaels Mutter
Weitere Kostenlose Bücher