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Das Kind, das tötet: Roman (German Edition)

Das Kind, das tötet: Roman (German Edition)

Titel: Das Kind, das tötet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Lelic
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nicht fair. Er hatte sie gewarnt. An jenem Tag im Auto. Er hatte ihr gesagt, dass es etwas unangenehm werden könnte. Das waren seine Worte gewesen. Daran würde er sie jetzt natürlich nicht erinnern, denn wer weiß, wie sie reagieren würde.
    »Jetzt bist du sauer.«
    »Was?«, fragte Leo. »Nein, ich bin nicht sauer.«
    »Doch. Das merke ich doch.«
    »Ellie. Nicht doch. Nicht weinen, bitte.«
    »Ich weine nicht«, sagte sie und schniefte. »Ich bin nur …«
    »Was denn, Ellie? Sag es mir.«
    »Ich hab Angst, Dad.« Die Tränen flossen jetzt, und sie ließ ihnen freien Lauf.
    »Ellie, Schätzchen. Du brauchst keine Angst zu haben.« Er versuchte ein beruhigendes Lachen, aber er hörte von irgendwoher eine Stimme.
    Wie würdest du es finden? Und deine Tochter?
    Leo streckte den Arm aus, und Ellie ließ sich darin einschließen. Durch den schweren Baumwollstoff des Bademantels wirkte ihr Körper, als hätte er kaum noch Substanz.

19
    E in Klopfen. Zwei Schläge mit dem Fingerknöchel. So als hätte man in diesem Haus schon immer angeklopft.
    Leo wartete darauf, dass sich die Tür öffnete. Als sich nichts tat, wagte er ein »Herein« – genau in dem Moment, als seine Frau den Kopf zur Tür hereinsteckte.
    »Das lag zwischen der Werbung auf der Fußmatte«, sagte sie, wedelte mit einem Briefumschlag und legte ihn auf der erstbesten freien Fläche ab. »Ich bin dann so weit.«
    Leo rollte mit dem Stuhl vom Schreibtisch weg. »Ach so, ja. Okay.« Er sah auf die Uhr.
    »Sag einfach Bescheid, wenn du fertig bist«, sagte Megan. »Aber keine Eile. Die Schule ist erst in einer halben Stunde aus.«
    Sie presste die Lippen zusammen – das war in den letzten Tagen schon das höchste der Gefühle. Sie wandte sich zum Gehen.
    »Meg. Warte.« Leo zog sich mit den Fersen näher in Richtung Tür.
    Megan blieb stehen und drehte sich um. Das angedeutete Lächeln, so verriet ihr Ausdruck, war nur ein kurzes Aufleuchten gewesen.
    »Wie viel … Wie viel nimmst du denn mit? Ich meine, soll ich meine Golfschläger aus dem Kofferraum nehmen?« Lagen sie überhaupt im Kofferraum?
    »Für jeden einen Koffer. Und Ellie hat noch ihre Schultasche dabei, wenn wir sie abholen.«
    Ein Koffer. Ein Koffer bedeutete Urlaub, eine Woche Tapetenwechsel.
    Megan schien seinen Optimismus zu spüren. »Mum hat noch Reserven, wenn uns irgendwas ausgeht. Und sie borgt mir auch ihren Wagen, wenn ich dann weiß, was wir sonst noch brauchen.«
    Leo sah zu Boden.
    »Meinst du wirklich?«, fragte er. »Dass das nötig ist, meine ich?«
    Megan schluckte. »Im Gefrierschrank steht noch ein Auflauf.« Sie sah in Richtung Küche und redete so, als würde Leo in die gleiche Richtung blicken wie sie. »Ich hab ihn in zwei Portionen eingefroren. Stell ihn nach dem Auftauen eine halbe Stunde in den Ofen oder für ein paar Minuten in die Mikrowelle. Wenn du ihn in den Ofen tust, vergiss nicht, ihn in eine feuerfeste Form umzufüllen.«
    »Meg.«
    »Und es ist auch noch Tiefkühlpizza da. Hawaii. Und im Kühlschrank steht Schweinekotelett. Das isst du am besten bis …«
    »Meg. Bitte.«
    Meg legte eine Hand auf die Stirn. »Wir haben schon darüber geredet, Leo.«
    »Ja.« Es stimmte. »Aber …« Aber was?
    »Ich brauche eine Pause. Von diesem Haus und auch von allem anderen. Und du musst dich konzentrieren, so viel steht fest. Wenn du wirklich findest, du musst das machen, dann ist es besser, du machst es ohne weitere … Ablenkungen.«
    Leo nickte – eher gedankenverloren als zustimmend. »Weißt du, ich habe mir gerade ein paar ältere Fälle angesehen. Die Berichterstattung in der Presse, als dann alles richtig angelaufen war. Und weißt du, wenn der Prozess erst begonnen hat, lässt die Aufmerksamkeit in gewisser Weise sogar nach, wegen der ganzen Beschränk…«
    Leo bremste sich. Megans Gesichtsausdruck nach zu urteilen, ging es ihr nicht um die Presse.
    »Ich bin in der Küche«, sagte sie. »Sag Bescheid, wenn du so weit bist.«

    »Meg. Megan!«
    Er sah in der Küche nach, aber dort war sie nicht. Er ging ins Wohnzimmer.
    »Megan!«
    Verdammt. Verdammter Mist.
    »Megan! Meg! M…«
    »Leo.« Megan kam aus der Küche. »Was ist los? Ich war bloß in der …« Sie zeigte mit dem Daumen über die Schulter, aber Leo stürmte durch den Flur und packte sie am Arm.
    »Leo!«
    »Wo sind die Autoschlüssel? Hast du die Autoschlüssel?«
    »Um Himmels willen, Leo, was ist denn bloß in dich …«
    »Die Autoschlüssel! Wo sind die?«
    »Am Haken! Wo sie

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