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Das Kind, das tötet: Roman (German Edition)

Das Kind, das tötet: Roman (German Edition)

Titel: Das Kind, das tötet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Lelic
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Festhalten.
    »Leonard? Alles in Ordnung mit Ihnen?« Howard kam um seinen Schreibtisch herum.
    »Howard, hören Sie. Das ist doch lächerlich. Er kann doch nicht erwarten, dass er hier einfach so hereinspaziert und verlangt …«
    »Terence! Bitte! Sehen Sie denn nicht, dass es dem Mann nicht gutgeht?«
    Howard kam näher. Jenny zog sich in eine Ecke zurück, offenbar erschrocken über Leos Reaktion.
    »Mir geht’s gut«, sagte Leo. Er fand wieder sicheren Stand. »Ich bin bloß müde, das ist alles. Mir geht’s gut, wirklich.« Er wehrte Howards ausgestreckte Hand ab und stellte sich noch aufrechter hin.
    »Möchten Sie einen Schluck Wasser, Leonard? Oder etwas Warmes? Kaffee vielleicht, oder einen …«
    »Nein! Danke. Wirklich, Howard. Ich versichere Ihnen, mir geht es gut. Ich wollte … Ich bin hier, um mit Ihnen über Daniel zu sprechen.« Er spürte, wie es seinen Blick zu Jenny hinzog, aber er riss sich zusammen. »Nur über Daniel.«
    »Daniel? Daniel Blake?«
    Leo nickte.
    »Darum wird sich gekümmert, Leonard.« Howard lächelte. »Wirklich, seien Sie ganz unbesorgt. Sie haben im Moment ja wirklich wichtigere …«
    »Es ist mein Fall.«
    Howard sah Terry an. Terry warf einen wissenden Blick zurück.
    »Aber natürlich«, erwiderte Howard. »Und Sie haben das auch wirklich großartig gemacht. Aber nach allem, was passiert ist, erwartet niemand von Ihnen …«
    »Doch, Daniel. Daniel braucht mich.«
    Howards Lächeln wurde dünner. »Leonard. Wirklich. Terence hat Ihre Notizen und ist mit dem Fall vertraut.«
    »Er hat vielleicht meine Notizen, aber nicht so einen Draht zu dem Jungen wie ich.«
    Terry schnaubte. »Das hat auch sein Gutes«, murmelte er.
    Howard, gefangen zwischen seinen beiden Angestellten, schien sich seiner Position plötzlich nicht mehr sicher zu sein. Er sah sich kurz um. »Setzen wir uns doch, einverstanden?«
    Niemand rührte sich.
    »Ich brauche bloß die Akten, Howard. Ich verschaffe mir einen Überblick, und dann fahre ich gleich heute Nachmittag zu Daniel.«
    Jenny in der Ecke machte einen Schritt in Richtung Tür. »Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich jetzt …« Sie zeigte auf ihren Fluchtweg, zögerte aber und verpasste ihre Chance.
    »Verdammt noch mal, Howard«, sagte Terry, »nun sagen Sie es ihm doch endlich!«
    Leo funkelte ihn wütend an. Er wandte sich zu Howard. »Oder ist die Zeit das Problem? Wenn Sie meinen, wir sollten auf einen Verfahrensaufschub hinarbeiten …«
    »Aufschub? Mensch, Leo, was soll denn das bringen?«
    Leo beachtete Terry nicht und sah seinen Chef an. »Das Staatsgericht würde mitspielen. In Anbetracht der Umstände ganz sicher.«
    »Darum geht es doch gar nicht!« Auch Terry sah Howard an. Die beiden hätten Anwälte vor Gericht sein können, ihr Chef auf dem Richterstuhl. »Mal im Ernst, Howard. Meinen Sie nicht …«
    »Genug jetzt!« Howard hob die Hände, die Handflächen dicht an den Ohren. »Ich darf doch sehr bitten, meine Herren. Das reicht jetzt wirklich.« Er richtete einen wütenden Blick auf Terry und wandte sich dann nur zögerlich, wie es schien, an Leo. »Leonard. Hören Sie. Die Zeit ist nicht stehengeblieben. Das werden Sie sicher verstehen. Ihre oberste Priorität sollte jetzt Ihre Familie sein. Machen Sie sich um Daniel Blake keine Sorgen.« Er versuchte ein weiteres Lächeln. »Er ist in guten Händen. Ihr Kollege Terence …«
    »Terry schert sich doch einen Dreck um Daniel! Wenn es nach ihm ginge, würde der Junge jetzt tot in seiner Zelle hängen!«
    »Das reicht jetzt aber …« Terry hob drohend den Zeigefinger.
    »Terence ist ein Profi, Leonard.« Howards Miene wurde streng. »Genau wie Sie, wenn ich Sie daran erinnern darf. Bitterkeit ist völlig fehl am Platz, zumal Terry seine Sache einwandfrei macht, seit er Ihre Verantwortlichkeiten übernommen hat. Die Eltern des Jungen sind zufrieden, der Kronanwalt ist zufrieden, sogar Ihre Psychologin …«
    »Karen? Sie haben mit Karen gesprochen? Und mit Dale auch?« Voller Entrüstung sah Leo zuerst Howard an, dann Terry und dann wieder Howard.
    »Irgendjemand musste das ja wohl«, murmelte Terry, und Howard warf ihm einen strengen Blick zu.
    »Ja, natürlich haben wir mit ihnen geredet«, sagte Howard zu Leo. »Wie Sie wissen, ist die Anklageverlesung ja schon am … Warten Sie …«
    »Freitag«, sagten Leo und Terry wie aus einem Mund. Sie tauschten böse Blicke aus.
    »Freitag. Genau. Wie Sie sehen, hatten wir also gar keine Zeit …«
    »Was ist

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