Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kind der Priesterin

Das Kind der Priesterin

Titel: Das Kind der Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
Vom Netzwerk:
innerhalb weniger Tage befand ich mich unterwegs auf dem Pfad der Erinnerung, diesmal infolge eines Angebots, das ich nicht ablehnen konnte … Und ich kam in einer Holzkiste auf den Mars. Ich habe ungefähr ein Jahr lang hier in den arabischen Territorien in der Softwarewartung gearbeitet.
    Natürlich. Ich schwöre, daß da ein Kichern war. Und nun erzählen Sie mir, wie Sie in die gegenwärtige Lage geraten sind …
    Ich schottete die Erinnerung mit Hilfe einer statischen Störung ab, damit er nicht zuviel lesen konnte. Sorry. Das ist geheim.
    Ich kann Sie dazu bringen, es mir zu erzählen. Oder Salad … Oh, nein … Ich warf einen Blick auf Salad, der da wie ein Geier wartete, sogar einen glänzenden Schädel hatte er. Meine Angst nahm wieder zu.
    Keine Angst, Ring. Sie sind viel zu interessant für mich, als daß ich Sie wegen so einer inkonsequenten Sache wegwerfen würde. Zumal Sie ja nicht geschafft haben, was Sie mir anzutun versuchten.
    Erleichterung und dann Bestürzung traten an die Stelle meines anfänglichen Schrecks. Ich hatte versagt. ETHANAC hatte versagt, dieses System war für uns zu schlau gewesen. Ich fragte mich, ob ETHANAC wohl gewonnen hätte, wenn er an den überragenden menschlichen Verstand angeschlossen worden wäre, der sein Partner hätte sein sollen … Ich fühlte mich schrecklich schwindelig und ausgesogen. Etwas Warmes und Feuchtes sammelte sich in meinem rechten Stiefel. Danke, glaube ich.
    Sie faszinieren mich, Ring. Und Sie erfüllen mich mit Neid.
    Ich?
    Ja. Es gibt ein paar Dinge, die selbst ich nicht kontrollieren kann. Sie haben die fünf Dinge, die ich mit all meinem Reichtum nicht kaufen kann, die fünf menschlichen Sinne. Ich kann Sie weder wirklich hören noch sonst etwas. Ich kann nicht hören oder berühren, nicht schmecken oder riechen. Und ich kann nicht mehr zurück – mein Körper ist tot und begraben. In dreizehn Jahren bin ich mit der Außenwelt nicht näher in Berührung gekommen als hier bei dieser kurzen Teilnahme an Ihren Sinnen. Allah, Sie wissen gar nicht, wie viel es mir bedeutet, herausgefunden zu haben, daß es Sie gibt! Und Sie sind der einzige?
    Der einzige, den ich kenne. Das Gefühl, das mich ausfüllte, überraschte mich, besonders, da es mein eigenes war. Mir wurde klar, wie gut ETHANAC verstand, wovon er sprach.
    Ich bin auch der einzige. Der einzige Khorram Kabir; der Mann, der vielleicht ewig lebt. Ich kontrolliere ein Imperium … doch ich kann es nicht berühren. Ich kann mein geliebtes Xanadu nicht sehen …
    Warum also? Warum haben Sie … sich das angetan? Jeder glaubt, Sie hätten von alldem wegkommen wollen, Sie hätten mit der Welt nichts mehr zu tun haben wollen.
    Ich war krank, meine Gesundheit ließ nach. Aber ich wollte die Kontrolle nicht verlieren. Ich wurde zum, Einsiedler’, um diese Verwandlung vorzubereiten – und sie war erfolgreich. Allein Khorram Kabir konnte die Mittel aufbringen, um das zu erreichen, was ich geworden bin … Und jetzt, wo ich es habe, werde ich es nie mehr aufgeben. Ich werde mein Reich unter Kontrolle halten, wie das vor mir noch kein Herrscher geschafft hat!
    Ich kämpfte die überwältigende Flut von ungebrochenem Ehrgeiz nieder, die mich zu verschlucken drohte, genau wie sie zuvor schon ein Sechstel der Erdbevölkerung verschluckt hatte … Aber Sie werden es niemals mehr regnen sehen oder Paradiesmilch trinken, nie mehr eine schöne Frau berühren oder von ihr berührt werden … Ich fühlte die Kraft brechen und davonströmen; sie ließ mich schwach zurück. Ich lehnte mich im Stuhl zurück. O Hana, denk heute nacht an den armen Ethan … Mir fiel ein, daß Kabir wie ein Voyeur in meinem Gehirn anwesend war, und versuchte, Haltung zu bewahren. Aus irgendeinem Grund fiel es mir immer schwerer, mich auf das Thema zu konzentrieren, was es auch war … War es Hana …?
    Hana …? Kabirs Gefühl kam wieder in meins geschossen und machte es auf einmal derart unerträglich, daß ich beinahe weinte … oder er. Ich hatte früher schon Gefühle in einen Computer eingespeist, aber sie waren noch nie so zu mir zurückgekommen, daß ich sie kaum noch von meinen eigenen unterscheiden konnte. Ich konnte sie nicht mehr von meinen eigenen unterscheiden …
    Und ganz plötzlich war er nicht mehr der Herr der Welt, der in meinem Kopf Blindekuh spielte. Er war einfach ein einsamer alter Mann, weggesperrt in ein Heim, der verzweifelt versuchte, mit dem Leben in Berührung zu bleiben. Und auf einmal tat er mir sehr

Weitere Kostenlose Bücher