Das Kind der Rache
wären reiner Zufall, meinst du? In bei-
den Fällen ist der Mörder von seinem Opfer ins Haus eingelassen worden. Beide Frauen sind erwürgt worden. In beiden
Fällen wurde die Tat von einem Mädchen entdeckt, das zufällig
auch noch in dem Haus wohnt, wo die Tat begangen wurde.
Wenn du mich fragst, für meinen Geschmack sind das ein paar
Zufälle zuviel.«
»Und was schlägst du vor, was wir machen sollen?« fragte
Jackson. Sein Traum vom Bett war in weite Ferne gerückt.
»Zunächst einmal«, sagte Sergeant Finnerty, »sollten wir mit
den Freunden unserer beiden Teenies sprechen, die mit ihnen
in Jake's Place waren. Vielleicht ist denen etwas aufgefallen,
was uns in den Ermittlungen weiterbringt.«
Carol Cochran fühlte sich zerschlagen, weil sie zu wenig
Schlaf bekommen hatte. Aus übernächtigten Augen starrte sie
die beiden Polizisten an, die auf ihrer Terrasse aufgetaucht
waren, dann warf sie einen beziehungsvollen Blick auf ihre
Armbanduhr. Es war kurz nach sieben, aber es kam ihr so vor,
als wäre es erst vier oder fünf Uhr in der Frühe. Obwohl sie
sehr erschöpft war, arbeitete ihr Verstand mit der gewohnten
Klarheit. Sie wußte sofort, warum die beiden sich zu ihr
bemüht hatten.
»Sie kommen wegen der Sache mit Valerie Benson, nicht
wahr?« fragte sie.
Sergeant Finnerty nickte. »Ganz recht. Tut uns leid, daß wir
Sie so früh stören. Wir möchten kurz mit Ihrer Tochter
sprechen.«
Einen Augenblick lang glaubte Carol, sie hätte nicht richtig
gehört. Was in aller Welt wollten die Polizisten von ihrer
Tochter? Lisa hatte doch nichts zu tun mit dem, was sich in
Valeries Haus ereignet hatte. »Ich verstehe nicht recht...«
stammelte sie. Jim. Ich muß Jim rufen. Er weiß, was in einem
solchen Fall zu tun ist.
Es war, als hätte er ihre Gedanken vernommen. Die
Küchentür öffnete sich, Jim trat in den Hur. Als er die beiden
Polizisten vor der Haustür stehen sah, ging er zu seiner Frau.
»Was ist passiert?« fragte er.
»Die Polizisten wollen mit Lisa sprechen...«
Jim Cochran trat auf die Terrasse hinaus. Er zog die Haustür
hinter sich ins Schloß und begrüßte die Beamten mit einem
Nicken. »Worum geht es?« fragte er knapp. Finnerty und
Jackson erklärten ihm, warum sie gekommen waren.
Widerstrebend öffnete er ihnen die Tür. Er führte sie ins
Wohnzimmer und bot ihnen einen Platz an. »Wenn Lisa mit
Ihnen sprechen will, bitteschön«, sagte er. »Aber Sie wissen ja,
daß sie nichts sagen muß, wenn sie nicht will.«
»Natürlich wissen wir das«, erwiderte Sergeant Finnerty.
»Glauben Sie mir, Mr. Cochran, wir haben keinerlei Verdacht,
daß Ihre Tochter mit dem Mord etwas zu tun hat. Wir sind nur
gekommen, um ihre Zeugenaussage einzuholen. Wir wollen
wissen, ob ihr bei dem Treffen mit ihren Freunden am
gestrigen Abend etwas aufgefallen ist.«
»Ich kann nicht glauben, daß Kate Lewis und Bob Carey
einen Menschen getötet haben«, sagte Jim. »Geschweige denn,
daß sie zwei Morde auf dem Gewissen haben.«
»Ich kann Sie gut verstehen, Sir«, sagte Finnerty. »Aber ich
möchte trotzdem mit Ihrer Tochter sprechen, wenn Sie nichts
dagegen haben.«
Carol war in die Küche gegangen. »Was ist?« sagte sie, als
Jim den gemütlich ausgestatteten Raum betrat. Jim warf einen
Blick in die Runde. Nur seine Frau und seine ältere Tochter
befanden sich in der Küche. Von Kim, der jüngeren Tochter,
war nichts zu sehen. »Ich habe die Kleine auf ihr Zimmer
geschickt«, erklärte Carol ihrem Mann. »Ich habe ihr gesagt,
sie soll oben bleiben, bis wir sie rufen. Und jetzt sag mir bitte,
was die Polizei von unserer Tochter will.«
»Du wirst es mir nicht glauben, aber die Polizei verdächtigt
Kate und Bob des Mordes an Valerie. Sie wollen Lisa als
Zeugin vernehmen. Sie wollen wissen, ob ihr an Kate und Bob
gestern abend etwas aufgefallen ist.« Er zuckte die Achseln.
»Ob die beiden irgendwie verändert wirkten.«
«Oh mein Gott«, hauchte Carol und ließ sich in einen Sessel
sinken. Lisa war hinter ihre Mutter getreten. Der Schock war
ihr in die Glieder gefahren.
»Die Polizei glaubt, Kate hat Mrs. Benson umgebracht?«
fragte sie. »Das ist der größte Unsinn, den ich je gehört habe.«
»Du hast völlig recht«, sagte ihr Vater. »Ich halte das auch
für ausgeschlossen, aber die Polizei ist anderer Ansicht. Du
brauchst übrigens nicht mit ihnen zu reden, wenn du nicht
willst.«
»Ich werde mit ihnen reden«, sagte Lisa mit fester Stimme.
»Ich
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