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Das Kind der Rache

Das Kind der Rache

Titel: Das Kind der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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mußte erst noch verschiedene Experimente
anstellen, bevor ich die Methode am lebenden Menschen
ausprobierte.« Er lächelte. »Glücklicherweise bekam ich
finanzielle Unterstützung von den großen Computerfirmen.
Das ist auch der Grund, warum ich das Institut zur Erforschung
des menschlichen Gehirns im Herzen von Silicon Valley
errichten ließ und nicht irgendwo in einem anderen
Bundesstaat. Die Forschung, die wir hier betreiben, ist
außerordentlich kostspielig. Ich bin an die Manager der Firmen
herangetreten und habe erreicht, daß mir für meine Arbeit
Spenden in erheblicher Höhe zugeflossen sind. Die
Experimente in den letzten zehn Jahren hatten alle das gleiche
Ziel. Mir ging es darum, die Funktionen der Systeme, die es im
menschlichen Körper gibt, so zu codieren, daß ein Computer
die Impulse verstehen kann. Der zweite Schritt war, daß wir die
Mikroprozessoren mit Informationen füttern mußten, damit sie
ihre Steuerungsfunktionen ausüben konnten.«
»Wenn Ihnen das wirklich gelungen ist, haben Sie eine
technologische Meisterleistung vollbracht«, entfuhr es Marsh.
»Mit Einschränkungen«, sagte Torres. »Auf den ersten Blick
mag einem das alles wie ein technisches Wunder vorkommen,
aber das Wunder hält sich in Grenzen. Zum Beispiel ist es mir
gelungen, den Heilungsverlauf erkrankter Organe mit Hilfe von
Mikroprozessoren zu beschleunigen. Wenn ein Mensch krank
wird, dann liegt die Ursache immer in einem Organ, das nicht
richtig funktioniert, nicht im Gehirn, das die Schaltstelle des
Körpers darstellt. So gut die von mir entwickelten Programme
auch sind, sie funktionieren nur, wenn die Organe des
betreffenden Menschen gesund sind. Mit einer Ausnahme: das
Gehirn kann verletzt sein.«
Er war ins Stocken gekommen, weil er Marsh' anklagenden
Blick auf sich spürte. Nach einer kleinen Pause fuhr er fort.
»Natürlich war ich mir der Verantwortung bewußt, die ich mit
meinen Experimenten auf mich lud. Ich hätte es nicht gewagt,
Mikroprozessoren in ein gesundes Gehirn zu implantieren. Es
mußte ein Mensch sein, dessen Gehirn bei einem Unfall schwer
verletzt worden war. Jemand, der keine Zukunft mehr hatte.
Ein hoffnungsloser Fall.« Er zögerte. »Ein Fall wie Alex. Für
einen solchen Menschen konnte meine Operation neue
Perspektiven eröffnen.« Er strich sich über die Stirn. »Ich habe
volle zehn Jahre gebraucht, bis ich die Chips entwickeln
konnte, die als Ersatz für ein verletztes Gehirn geeignet
waren.«
Dr. Torres öffnete seinen Schreibtisch und brachte ein
durchsichtiges Gefäß zum Vorschein. »Wenn es Sie interessiert«, sagte er zu Marsh gewandt, »das sind Duplikate der
Mikroprozessoren, die ich Alex eingepflanzt habe.«
Marsh ergriff das mit einer Flüssigkeit gefüllte Gefäß und
betrachtete die stecknadelkopfgroßen Schaltelemente, die wie
Plankton auf- und nieder schwebten. Dr. Torres war hinter ihn
getreten. »Das sind die leistungsfähigsten Mikroprozessoren,
die es überhaupt gibt«, sagte er. »Sie funktionieren nach
physikalischen Gesetzen, die auch ich nicht ganz verstehe. Die
Chips sind so empfindlich, daß sie mit dem elektrischen Strom,
der im menschlichen Körper erzeugt wird, betrieben werden
können.«
Marsh hatte begriffen. Er wandte sich ab, damit Dr. Torres
seine Tränen nicht sah.
»Alex hat es geahnt«, sagte er mit gebrochener Stimme. »Er
scheint zu wissen, daß er tot ist.«
»In gewisser Hinsicht ist Alex tatsächlich tot«, sagte Dr.
Torres. »Aber sein Körper lebt. Aufgrund der Mikroprozessoren verfügt er über das, was man als Intellekt bezeichnen
könnte. Was ihm fehlt, ist Persönlichkeit.«
»Das ist nicht wahr!« stammelte Ellen. Sie ging auf Dr.
Torres zu. »Sie haben gesagt, er ist auf dem Wege der Besserung!«
»Das ist er auch«, gab Torres zur Antwort. »Der physische
Genesungsprozeß Ihres Sohnes ist erstaunlich weit
vorangeschritten.«
»Nicht nur das«, setzte Ellen nach. »Sein Gedächtnis beginnt
wieder zu funktionieren. Er hat Erinnerungen an...«
»Genau das ist der Grund, warum ich Sie gebeten habe, ihn
wieder zu mir zu bringen«, konterte Dr. Torres. Bisher hatte er
die Wahrheit gesagt.
Jetzt begann er zu lügen.
»Alex erinnert sich an Dinge, die er gar nicht erlebt hat. Er
behauptet, er sei Zeuge von Ereignissen gewesen, die lange vor
seiner Geburt stattgefunden haben.«
»Tatsache ist, daß sein Gedächtnis besser geworden ist«,
beharrte Ellen.
»Sie täuschen sich«, entgegnete ihr der Chirurg. Er maß sie
mit einem eindringlichen

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