Das Kind der Rache
nicht gelungen, sie von dieser These zu überzeugen.
»Wenn wir schon nach San Francisco fahren«, sagte Bob,
»dann möchte ich mit Freunden Zusammensein, mit denen man
Spaß haben kann. Alex stellt nur Fragen, das ist alles, was er
kann. Er benimmt sich wie ein kleines Kind.«
Die drei saßen in Jake's Place, dem bevorzugten Treffpunkt.
Bei Jake gab es Pizza und Video-Spiele. An den Spielen hatten
die jungen Leute nach anfänglicher Begeisterung recht bald das
Interesse verloren, aber die Pizza schmeckte ihnen immer noch
so gut wie am ersten Tag. Nicht, daß Jake in seinem Imbiß
seinen Kunden gastronomische Leckerbissen aufgetischt hätte.
Die Snacks, die er servierte, waren billig, das war die
Hauptsache. Und dann gab es noch einen Pluspunkt. Jake hatte
nichts dagegen, wenn man einen ganzen Nachmittag in seinem
kleinen Lokal herumsaß und während dieser Zeit nur eine
einzige Coke trank. Heute war ein solcher Tag. Die jungen
Leute hatten sich einen Softdrink bestellt und standen jetzt vor
einem Pac-Man-Spielautomaten. Sie unterhielten sich über die
Spritztour, die sie übermorgen unternehmen würden. Ziel des
Ausflugs war San Francisco. Sie wußten, daß Jake, der Inhaber
des Lokals, ihr Gespräch mitgehört hatte. Was ihnen aber
nichts ausmachte. Jake hatte die angenehme Angewohnheit,
sich aus allem herauszuhalten. Er war nicht der Mann, der
einem ungebetene Ratschläge gab. Ein Grund mehr, warum die
jungen Leute gern in diesen Imbiß gingen und nicht in
irgendeinen anderen. Lisa war erstaunt, als der alte Mann
plötzlich zu ihnen kam.
»Es wird Zeit, daß ihr euch entscheidet, ob ihr ihn mitnehmen wollt«, sagte er leise. »Alex ist im Anmarsch.«
Kate und Bob wechselten einen schuldbewußten Blick.
Es war Lisa, die Alex zuerst sah. »Setz dich zu uns«, rief sie.
Sie und ihre Freunde hatten an einem Tisch Platz genommen.
Alex durchquerte den Raum und zögerte ein paar Sekunden,
bevor er auf den Stuhl neben Lisa glitt.
» Hi «, sagte er. Er sah ihr in die Augen. »Ich habe dich nach
der Schule vergeblich gesucht. Was ist los?«
Lisa wechselte einen Blick mit Kate und Bob. Sie war jetzt
entschlossen, nicht länger um den heißen Brei herumzureden.
»Wir haben vor, am Samstag in die Stadt zu fahren. Kommst
du mit?«
Alex schien die Frage nicht zu begreifen. »In die Stadt? In
was für eine Stadt?«
»Nach San Francisco«, antwortete Lisa. »Wohin denn sonst?
Hast du Lust mitzukommen?«
»Ich muß erst meine Eltern fragen.«
»Das solltest du nicht tun«, sagte Lisa. »Wenn du deinen
Eltern von der Sache erzählst, dann schließen sie sich mit
meinen Eltern kurz. Ich weiß jetzt schon, daß mein Vater mir
für den Ausflug keine Erlaubnis geben würde. Wir fahren eben,
ohne die Eltern zu fragen.«
Bob Carey hatte in seine Hosentasche gegriffen. Er brachte
eine 25-Cent-Münze zum Vorschein, stand auf und ließ das
Geldstück im Schlitz des Pac-Man verschwinden. Lisa war
sicher, daß er nur spielte, um sich nicht mit Alex unterhalten zu
müssen. Sie warf Bob einen feindseligen Blick zu, er reagierte
nicht darauf. Alex war seinem Schulkameraden zum
Automaten gefolgt. Aufmerksam betrachtete er das gelbe
Männchen, daß sich auf dem elektronischen Bildschirm seinen
Weg durch eine Gruppe angreifender Kobolde suchte.
»Wie funktioniert das Spiel?« fragte er. Lisa schloß die
Augen. Wieder etwas, woran Alex sich nicht erinnerte, obwohl
er das Spiel vor seinem Unfall oft gespielt hatte. Sie erklärte
ihm die Regeln. Bob hatte etwa zwei Minuten gespielt, als die
Leuchtanzeige erlosch. Das Spiel war zu Ende.
»Soll ich dir zeigen, wie du mehr Zeit herausholen kannst?«
sagte Alex. Bob musterte ihn mit einer Mischung aus Skepsis,
Verblüffung und Neugier.
»Du willst mir zeigen, wie man's besser macht? Ich bin
sicher, du schaffst höchstens eine Minute.«
Alex steckte seine Münze in den Schlitz und begann zu
spielen. Geschickt steuerte er das gelbe Männchen durch das
Feld der Angreifer. Verwundert wurden seine Freunde Zeugen,
wie er die Kobolde reihenweise abschoß. Er beendete das Spiel
nach zehn Minuten mit einer rekordverdächtigen Punktzahl.
»Es ist ganz einfach«, sagte er. »Die Angreifer bewegen sich
nach einem bestimmten Muster. Man braucht sich nur dieses
Muster zu merken, dann kann man sie mühelos abräumen.«
Bob fragte: »Wie kommt es, daß du das vor deinem Unfall
nie geschafft hast?«
Alex zuckte die Schultern. »Ich weiß es nicht.«
»Ich finde das
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