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Das Kind der Rache

Das Kind der Rache

Titel: Das Kind der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Züge . »Ich weiß, ich
hätte mich schon vor Jahren von ihm trennen sollen, aber ich
liebe ihn. Ich nehme ihn so, wie er ist.«
Valerie Benson hatte es anders gemacht, sie hatte sich vor
drei Jahren von ihrem Mann scheiden lassen. Aber sie war
nicht glücklich über ihre Entscheidung. »Das Dümmste, was
ich je getan habe. Wenn ihr mich fragt, ich kann mich nicht
einmal erinnern, worüber ich mit George gestritten habe. Ich
wollte ganz einfach wieder frei sein, also habe ich ihn
rausgeworfen. Und wißt ihr, wie es weiterging? Nichts hat sich
verändert, außer daß ich jetzt niemanden mehr habe, dem ich
Vorwürfe machen kann.« Sie pflegte die Augen zu rollen,
wenn sie an dieser Stelle ankam. »Ich habe mich George
immer überlegen gefühlt, und das ist das Problem. Seit er nicht
mehr da ist, habe ich niemanden, auf den ich herabsehen kann.
Am liebsten würde ich die Scheidung rückgängig machen.
Lieber verheiratet und unglücklich als allein und doppelt
unglücklich.«
Wo Maria nur blieb? Ellen beschloß, daß sie ihr Haus
verlassen würde, wenn die alte Frau nicht in den nächsten fünf
Minuten auftauchte. Das Einstellungsgespräch, das sie mit der
Alten zu führen gedachte, würde nicht lange dauern. Sie würde
Maria in wenigen Worten erklären, welche Arbeiten im Haus
zu verrichten waren, und fertig.
Sie freute sich auf das Mittagessen mit den Freundinnen. Es
war das erste Mal nach Alex' Unfall, daß sie sich trafen. Ellen
war sicher, daß sich die Unterhaltung hauptsächlich um Alex
drehen würde.
Um Alex und um Raymond Torres.
Es war ein langer Sommer gewesen. Ich brauche Erholung,
dachte Ellen. Ablenkung. Sie würde dafür sorgen, daß bei dem
Lunch nicht nur über Alex und über Dr. Torres geredet wurde.
Statt dessen würde sie die Freundinnen ermutigen, von sich
selbst zu erzählen. Sie würden viel Spaß miteinander haben wie
in alten Zeiten.
Das Telefon begann zu läuten, und im gleichen Augenblick
ertönte die Türglocke. Ellen rief Maria zu, sie möge
hereinkommen, dann nahm sie den Hörer ab. Dan Eisenberg
meldete sich. Maria Torres erschien im Flur. Ellen winkte ihr,
ins Wohnzimmer einzutreten.
»Ist etwas passiert, Mr. Eisenberg?« sagte sie in die Muschel.
»Ich muß Sie unbedingt unter vier Augen sprechen«, hörte
sie den Dekan sagen.
»Was ist los? Hat Alex...?«
»Entschuldigen Sie bitte, ich hätte Ihnen gleich zu Beginn
sagen müssen, daß mit Alex alles in Ordnung ist. Es geht ihm
gut. Ich möchte nur mit Ihnen die Testbögen durchgehen, die
der Junge ausgefüllt hat. Übrigens würde ich Sie bitten, Ihren
Mann zu der Unterredung mitzubringen. Paßt es Ihnen um
zwei?«
»Was mich angeht«, sagte Ellen, »ich bin einverstanden. Ich
werde meinen Mann gleich anrufen und ihn fragen, ob er Zeit
hat.« Sie machte eine Pause. Dann: »Ich nehme an, daß er
mitkommen wird. Wenn es um Alex geht, laßt er alles stehen
und liegen.«
»Also bis um zwei«, sagte der Dekan. Er wollte auflegen, als
Ellen ihm die Frage stellte, die ihr auf der Seele lag.
»Was ist mit dem Test, Mr. Eisenberg? Hat Alex den Test
bestanden?«
Die Antwort kam zögernd. »Er hat den Test bestanden, Mrs.
Lonsdale«, sagte er. »Mit Auszeichnung.«
Sie legte auf und wandte sich Maria Torres zu. Die alte Frau
war ganz in Schwarz gekleidet. Sie trug einen Rock, der ihr bis
zu den Knöcheln reichte. Trotz der Hitze hatte sie sich einen
Schal um die Schultern geschlungen. Sie hielt den Blick zu
Boden gerichtet. »Es tut mir leid, Senora«, sagte sie. »Ich habe
Sie warten lassen.«
»Nicht so schlimm«, sagte Ellen. »Ich glaube sowieso nicht,
daß wir lange über die Sache reden müssen. Die Utensilien, die
Sie zum Reinigen brauchen, befinden sich in dem
Bügelzimmer hinter der Küche. Mir wäre es am liebsten, wenn
Sie gleich anfangen. Vor allem muß der Boden gesaugt
werden. Am Samstag können Sie dann den Rest des Hauses
saubermachen. Alles klar?«
»Si, Senora«, murmelte Maria. Sie war schon zur Küche
unterwegs. Ellen zog sich den Mantel an, nahm ihre
Handtasche und verließ eilig das Haus.
Maria sah ihr nach. Ihre Gestalt straffte sich. Ihre alten
Augen funkelten, während sie das Innere des Hauses auf sich
wirken ließ. Mit langsamen Schritten durchstreifte sie die
Räume. Eine Gringo-Familie. Es war Ramon gewesen, der den
Sohn der Gringos vor dem sicheren Tod bewahrt hatte.
Warum hatte er den Jungen nicht sterben lassen? Alle
Gringos verdienten den Tod. Eines Tages, so hoffte Maria,
würde die Strafe Gottes über alle

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