Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kind der Rache

Das Kind der Rache

Titel: Das Kind der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
Vom Netzwerk:
nicht so wichtig«, warf Lisa ein. »Was ich
jetzt von dir wissen möchte, Alex, ist etwas anderes. Fährst du
mit nach San Francisco?«
Alex dachte nach. »Einverstanden«, sagte er nach einer
Weile. »Um wieviel Uhr geht's los?«
»Übermorgen in aller Frühe«, gab Lisa zur Antwort.
»Unseren Eltern sagen wir, daß wir nach Santa Cruz zum
Baden fahren. Damit es echt aussieht, werde ich Butterbrote
mitnehmen. Auf diese Weise haben wir den ganzen Tag zur
freien Verfügung. Unsere Eltern wissen, daß wir erst zum
Abendessen zurückkommen.«
»Und was ist, wenn sie uns auf die Schliche kommen?«
fragte Kate.
»Unmöglich«, konterte Bob. Er heftete seinen Blick auf
Alex. »Es sei denn, jemand von uns betätigt sich als Denunziant.«
»Keine Sorge«, beruhigte ihn Lisa. »Wir schweigen alle wie
ein Grab.«
Kate leerte ihre warme Coke und stand auf. »Ich muß jetzt
nach Hause. Ich muß das Abendessen fertig haben, wenn
meine Mutter nach Hause kommt.«
»Sollen wir mitkommen und dir etwas helfen?« bot Lisa an.
Sie alle wußten, daß Mr. Lewis ein Alkoholproblem hatte. Kate
schüttelte den Kopf. »Besser nicht. Mein Vater steckt wieder
einmal in einer Krise. Er ist jetzt in der Phase, wo er den
ganzen Tag vor dem Fernseher sitzt und ein Bier nach dem
anderen trinkt. Ich wünschte, Mutter würde ihm den Laufpaß
geben.«
»Das kaufe ich dir nicht ab«, sagte Bob Carey.
»Wirklich«, ereiferte sich Kate. »Mir wär's am liebsten,
wenn meine Mutter diesen Säufer aus der Wohnung werfen
würde. Wenn ich könnte, würde ich selbst ausziehen!«
»Aber er ist doch dein Vater...«
»Na und? Er ist Alkoholiker, der ganze Ort weiß das!«
Und dann schössen Kate die Tränen in die Augen. Sie
Sprang auf und lief hinaus. Bob folgte ihr. Er war schon auf der
Schwelle, als er Alex zurief: »Bezahle bitte meine Coke, ich
geb's dir später wieder.«
Lisa wandte sich zu Alex und grinste. »Hast du Geld dabei?«
fragte sie. »Oder bleibt der Schwarze Peter wieder bei mir
hängen?«
»Warum sollte ich Bobs Getränk bezahlen?« fragte Alex. Er
schien wegen der kleinen Sache völlig verunsichert.
»Du mußt natürlich nicht bezahlen, wenn du nicht willst«,
sagte Lisa. Nur mit Mühe gelang es ihr, ihre Verärgerung über
sein Verhalten zu überspielen. »Andererseits wäre wirklich
nichts dabei, wenn du das Geld für Bob auslegst. Du hast doch
gesehen, daß er in Eile war. Er gibt dir das Geld morgen
wieder, das habt ihr doch immer schon so gemacht.«
»Daran kann ich mich nicht erinnern«, sagte Alex.
»Weil du dich an nichts und gar nichts erinnern kannst«,
erwiderte Lisa gereizt. »Und weil dein Gedächtnis dich im
Stich läßt, erinnere ich dich daran, wie du diese Dinge früher
gehandhabt hast. Gib Jake jetzt bitte das Geld, und dann gehen
wir!« Als er keine Anstalten machte, den Verzehr seines
Freundes zu bezahlen, griff Lisa in ihre Hosentasche. »Vergiß
es. Ich mache das.« Sie gab dem Inhaber der Imbißstube das
Geld und strebte zur Tür. »Kommst du endlich?«
Alex stand auf und folgte ihr nach draußen. Es war
Nachmittag, die Sonne schien. Lisa schlug den Weg nach
Hause ein. Sie waren einige Schritte gegangen, als sie nach
seiner Hand tastete. »Es tut mir leid, Alex. Vorhin war ich böse
auf dich, aber ich hab's schon vergessen.«
»Nicht so wichtig.« Alex entzog ihr seine Hand.
»Bist du beleidigt?« fragte Lisa.
»Nein.«
»Warum benimmst du dich dann so merkwürdig?«
Alex zuckte die Achseln.
»Früher sind wir immer Hand in Hand nach Hause gegangen«, sagte Lisa. »Was ist passiert, daß du mich so abweisend behandelst?«
Alex schwieg. Er dachte darüber nach, warum es Lisa so
wichtig war, Hand in Hand mit ihm nach Hause zu gehen. Er
fand keine Antwort auf die Frage.
Wahrscheinlich gehörte das Rätsel zu den zahlreichen
Dingen, an die er sich infolge des Unfalls nicht mehr erinnern
konnte. Er übersah die Hand, die Lisa ihm entgegenstreckte,
und ging neben ihr, ohne daß irgendwelche Empfindungen
seine Gedanken getrübt hätten.
    Carol Cochran war die Treppe zum ersten Stock hinaufgegangen. Sie überquerte den Hur und betrat Lisas Zimmer. Das
Mädchen lag auf dem Bett, der Plattenspieler dröhnte. Carol
stellte die Musik leiser.
»Kannst du mir sagen, was mit dir los ist, Lisa?«
     
»Gar nichts«, sagte das Mädchen. »Ich höre mir meine
    Platten an.«
»Und das seit drei Stunden«, sagte Carol. »Seit drei Stunden
spielst du die gleiche Platte. Kannst du dir nicht

Weitere Kostenlose Bücher