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Das Kind der Stürme

Das Kind der Stürme

Titel: Das Kind der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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sondern damit sie ein weiteres vertrautes Gesicht in der Nähe haben. Das würde mich sehr freuen, Fainne. Ich wäre sehr froh, mit ansehen zu dürfen, wie die Farbe in deine Wangen zurückkehrt. Und ich möchte dir gern mein Zuhause zeigen. Es gibt dort Frauen, die sich um die Kinder kümmern können. Du hättest Zeit, dich auszuruhen und zu erholen. Was meinst du?«
    »Ich – ich weiß es nicht«, stotterte ich, denn er hatte mich sehr überrascht. »Ich nehme an, die Mädchen wären froh darüber. Eilis spricht oft über Eure schönen Stallungen. Aber –«
    Ich konnte ihm nicht sagen, was mir durch den Kopf ging. Dass sein Vorschlag mir die Möglichkeit nehmen würde, genau das zu tun, was meine Großmutter wollte. Und dass genau dieser Gedanke bewirkte, dass mir von schlechten Vorahnungen ganz kalt wurde. »Aber ich werde selbstverständlich tun, was Tante Aisling wünscht«, sagte ich ein wenig schwächlich. Tante Aisling würde sich wohl dagegen aussprechen; es war alles andere als angemessen, dass ich an einem solchen Familienbesuch teilnahm.
    »Dann sind wir uns ja einig«, sagte Eamonn. »Ich werde mit Sean sprechen, sobald er zurückkehrt. Ich glaube nicht, dass er etwas dagegen hat. Es ist eine praktische Lösung. Wir könnten morgen Früh aufbrechen, wenn der Regen nachlässt.«
    »Vielleicht«, sagte ich und zwang mich zu einem Lächeln. »Auf diese Weise wären wir auch weg, bevor Tante Liadan eintrifft.« Sein Blick wurde schärfer. »Wie meinst du das?«
    Die alte Frau beobachtete uns von der anderen Seite der Küche aus.
    »Ich – ich habe einfach nur gehört, dass Ihr versucht, einander aus dem Weg zu gehen. Ich meinte es nicht böse.« Mir gefiel nicht, wie scharf seine Stimme plötzlich geworden war.
    »Das ist kein Anlass für Witze.«
    »Ich habe Euch verärgert. Das tut mir Leid. Was immer zwischen Euch und Tante Liadan vorgefallen ist, schmerzt Euch immer noch, das kann ich sehen.«
    »Diese Dinge gehören der Vergangenheit an. Ich spreche nicht darüber.« Er hatte den Mund zusammengekniffen, und in seinen Augen stand Bitterkeit.
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Offenbar war ich in tieferes Wasser gefallen, als ich angenommen hatte.
    »Fainne! Da bist du ja!« Das war Clodagh, die quer durch die Küche gerannt kam, gefolgt von den anderen. Sie hatten immer noch alle rote Augen und verquollene Gesichter, aber zumindest hatten sie aufgehört zu weinen. »Oh, hallo Onkel Eamonn. Wo warst du, Fainne?«
    »Nirgendwo«, sagte ich mit einem dünnen Lächeln. So anstrengend die Mädchen sein konnten, es gab Augenblicke, da waren sie ganz nützlich. »Euer Onkel Eamonn hat eine gute Idee. Wir werden euch alles darüber erzählen. Aber es geht natürlich nur, wenn euer Vater zustimmt.«
    Als Sean endlich nach Hause zurückkehrte und um Erlaubnis gebeten wurde, hatte er ein paar Einwände. Es gebe bereits genug Durcheinander, erklärte er, und ich hatte mich außerdem kaum in Sevenwaters eingewöhnt. Ein wenig zu früh, gleich wieder umzuziehen. Und das Wetter war ungünstig. Aber Tante Aisling überstimmte ihn.
    »Das ist ein sehr nützlicher Vorschlag«, erklärte sie. »Und es passt mir sehr gut. Es ist besser, wenn die Mädchen Muirrin im Augenblick nicht in die Quere geraten. Ihr könntet in St. Ronans Rast einlegen und dort übernachten. Dann ist es kein so langer Ritt.«
    »Es wird für Fainne lange genug sein«, warf Eilis ein, die gut aufgepasst hatte. »Sie kann nicht einmal richtig reiten, und die Pferde haben Angst vor ihr.«
    »Eilis!«, rief ihre Mutter. »Das ist unhöflich von dir. Du musst lernen, deine Zunge zu hüten.«
    »Aber es stimmt.« Deirdre verteidigte ihre kleine Schwester selten, aber diesmal tat sie es.
    »Was das angeht«, sagte Eamonn lässig, »habe ich ein passendes Pferd für Fainne mitgebracht. Eine Stute von sehr ruhigem Temperament, sehr passend für eine junge Dame. Wir werden langsam reisen. Es gibt keinen Grund zur Sorge.«
    Sean und Aisling warfen ihm beide einen scharfen Blick zu. Ich starrte zu Boden, ein wenig verlegen, aber auch ein wenig erfreut. Offensichtlich hatte er diese Angelegenheit sorgfältiger geplant, als es seine beiläufige Einladung erkennen ließ.
    »Ich verstehe«, sagte Sean und runzelte die Stirn. »Aber ich bin wirklich nicht sicher, ob das eine gute Idee ist.«
    »Die Mädchen sollten gehen.« Aisling hatte ihre Entscheidung offenbar gefällt. »Dieses Haus ist im Augenblick kein guter Ort für sie; es herrscht zu große

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