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Das Kind der Stürme

Das Kind der Stürme

Titel: Das Kind der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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wurden gerupft und Pasteten vorbereitet, und ein stetiger Strom von klatschnassen Bewaffneten kam auf ein schnelles Bier, ein Stück Haferbrot und einen Augenblick oder zwei vor dem großen Feuer aus dem Regen herein. Zumindest würde bei so viel Lärm und Aktivität ein ruhiges Gespräch nicht belauscht werden, wenn es auch kaum unbemerkt bliebe. Die alte Frau, Janis, saß genau dort, wo ich sie zum ersten Mal gesehen hatte, bolzengerade auf ihrem Stuhl, den Blick der dunklen Augen auf alles und jeden gerichtet. Ich goss Bier aus dem Krug ein und reichte Eamonn einen Becher.
    »Danke, Fainne«, sagte er ernst, »und nun sag mir eins – ich habe meine Schwester und deinen Onkel noch nicht gesehen. Draußen im Dorf gibt es Hochwasser, und Sean hat sich aufgemacht, um nachzusehen, was er für die Leute tun kann. Man sagt mir, dass es Aisling nicht gut geht. Die Situation hier bereitet mir ein wenig Unbehagen. Du hast die Sache in jedem Stadium beobachten können. Wird das Mädchen sterben? Und der Druide? Wie kam es, dass das Feuer so schnell ausgebrochen ist und nicht aufgehalten werden konnte, bevor so viel Schaden angerichtet war? Es passt nicht zu Sean, so etwas geschehen zu lassen. Ich mache mir Gedanken über die Sicherheit hier.«
    Ich starrte ihn an. »Befürchtet Ihr etwa, dass ein Feind hier eingedrungen ist?«
    »Ich weiß nicht, was ich befürchte. Es kommt mir nur seltsam vor, das ist alles. Ich möchte lieber nicht daran denken, wie sich ein weiterer solcher Vorfall auf uns auswirken würde. In solchen Zeiten können wir uns das nicht leisten. Was, wenn das Feuer in der Waffenkammer ausgebrochen wäre oder Proviant vernichtet hätte? Du musst mir genau berichten, wie es sich zugetragen hat.«
    »Das kann ich nicht. Ich hatte mich schon zur Nacht zurückgezogen, als das Feuer ausgebrochen ist. Mein Zimmer liegt auf der anderen Seite des Hauses. Als ich herunter kam, war der Schaden bereits angerichtet.« Das entsprach nur der Wahrheit.
    »Und das Kind?«
    »Sie ist schwer verletzt. Brandwunden an Gesicht und Händen. Dem Druiden geht es noch schlechter. Aber es besteht immer noch Hoffnung. Sie erwarten jeden Tag, dass Tante Liadan hier eintrifft.« Die Reaktion Eamonns, die jedes Mal eintrat, wenn dieser Name erwähnt wurde, entging mir nicht. Was immer zwischen ihnen vor so langer Zeit vorgefallen war, hatte einen Eindruck hinterlassen, der immer noch schmerzlich direkt unter der Oberfläche schlummerte. »Es heißt, sie sei eine wunderbare Heilerin. Muirrin glaubt, dass sie die beiden retten kann.«
    »Ich verstehe.« Nun hatte er seine Züge wieder fest unter Kontrolle. »Was ist mit meiner Schwester? Ist sie ebenfalls krank?«
    »Tante Aisling ist sehr unglücklich. Das war schließlich nicht anders zu erwarten. Sie macht sich schreckliche Sorgen um Maeve.«
    »Nun, das ist wirklich nicht überraschend.«
    »Sie ist sehr bekümmert. Die Mädchen spüren es ebenfalls. Sie hat kaum Zeit für sie und empfindet ihre Anwesenheit als belastend. Sie hat schreckliche Angst, ein weiteres Kind zu verlieren. Der Haushalt verlässt sich üblicherweise vollkommen auf ihre Kraft und ist im Augenblick, da sie so abgelenkt ist, ein wenig in der Schwebe. Sie tut alles, was notwendig ist, aber sie ist – nicht wirklich anwesend.«
    Eamonn nickte. »Das hast du gut beobachtet. Ich habe das Gleiche empfunden, seitdem ich hier eingetroffen bin. Das Leben geht weiter, aber nicht so wie zuvor. Wollen wir hoffen … wollen wir hoffen, dass Seans Schwester tatsächlich Wunder wirken kann.«
    »Sie sind offenbar dieser Ansicht. Es heißt, Liadan besitzt Kräfte, die über das Gewöhnliche hinausgehen.«
    Er lächelte grimmig. »O ja. Das entspricht zweifellos der Wahrheit. Es ist ihr Urteilsvermögen, das beklagenswert ist. Aber jetzt zur Gegenwart. Ich habe einen Vorschlag zu machen; einen, der meiner Schwester sicher gut passen wird. Aber ich muss zunächst wissen, ob du zustimmst.«
    Ich zog fragend die Brauen hoch.
    »Ich habe ein schönes, leeres Haus in Glencarnagh mit vielen Dienern, die sich darum kümmern. Es ist viel zu groß, als dass ein Mann dort allein leben sollte. Es gibt Gärten, in denen man spazieren gehen kann, Pferde zum Reiten, Wärme und Platz. Diese Kinder mögen dich, und im Augenblick belasten sie meine Schwester nur; sie könnten mit mir zurückkommen und dort bleiben, bis die Situation hier sich auf die eine oder andere Weise gelöst hat. Und du könntest sie begleiten, nicht als Kindermädchen,

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