Das Kind der Stürme
Traurigkeit hier, es ist besser, wenn sie gehen, Sean.«
»Wir könnten morgen Früh aufbrechen, dachte ich, wenn der Regen nachlässt.« Eamonn nutzte seinen Vorteil sofort.
»Also gut«, sagte Sean mit einem ernsten Blick zu seiner Frau. »Aber ihr braucht euch nicht zu beeilen. Die Mädchen müssen sich in Ruhe verabschieden können.«
»Entschuldigt.« Tante Aisling wandte sich abrupt ab und eilte zur Tür. Sie lief beinahe. Ich nahm an, dass sie plötzliche Tränen vermeiden wollte.
»Kommt, Mädchen«, sagte ich, »wir sollten uns am besten gleich eure Sachen ansehen und dafür sorgen, dass eure Stiefel sauber und die Umhänge trocken sind.« Ich warf Eamonn einen kurzen Blick zu. »Danke, dass Ihr so rücksichtsvoll gewesen seid«, sagte ich leise.
Seine Miene war sehr ernst. Das war fast immer so. Es würde eine Herausforderung darstellen, einen solchen Mann zum Lachen zu bringen. Großmutter hatte mir keine Tricks für solche Situationen beigebracht. »Gern geschehen, Fainne«, sagte er.
»Der Garten in Glencarnagh ist nett«, stellte Deirdre fest, als wir wieder nach oben gingen. Ich hatte meine Holztruhe geöffnet, sah meine jämmerlich geringe Habe an und fragte mich, was für einen solchen Besuch wohl angebracht wäre. »Es gibt einen Fischteich und einen Irrgarten mit einer Hecke und Nussbäume.«
»Und viele, viele Pferde«, sagte Eilis. »Ob Onkel Eamonn mich wohl das Schwarze reiten lässt?«
»Deine Beine sind zu kurz dafür. Warte noch zehn Jahre oder so, dann wird er es vielleicht erlauben«, erwiderte Deirdre.
»Fainne«, sagte Clodagh.
»Was ist?«, fragte ich zerstreut.
»Ich glaube, Onkel Eamonn mag dich.«
»Selbstverständlich mag er sie«, sagte Eilis verwirrt. »Er ist unser Onkel, er mag uns alle.«
»Er ist nicht Fainnes Onkel«, sagte Clodagh. »Außerdem meine ich damit, dass er sie mag. Du verstehst das nicht, du bist zu klein.«
»Du meinst, als wäre sie sein Schatz oder so?« Deirdre zog die Brauen hoch. »Aber er ist steinalt. Noch älter als Vater.«
»Ich habe Recht«, sagte Clodagh, »ihr werdet schon sehen.«
»Ich denke, ihr solltet jetzt anfangen zu packen«, erklärte ich streng. »Sortiert eure Sachen, wir reisen morgen vielleicht schon ab.«
Sibeal sagte nicht viel. Jetzt war ihre Stimme leise, aber ihre Worte bewirkten, dass mir überall kalt wurde. »Was, wenn Maeve stirbt und wir nicht hier sind?«
Die Zwillinge waren sehr still geworden, ihre sommersprossigen Gesichter bleich. Eilis' Unterlippe begann, Unheil verkündend zu zittern.
»Sag so etwas nicht.« Ich versuchte, so überzeugt zu klingen wie möglich. »Ist Tante Liadan nicht schon auf dem Weg hierher, die beste Heilerin in ganz Ulster? Selbstverständlich wird Maeve nicht sterben. Bis wir wieder zurück sind, wird sie so gut wie neu sein, da bin ich ganz sicher.« Das war eine glaubwürdige Imitation von Peg Walkers forschem Stil. Aber wie konnte ich hoffen, sie zu überzeugen, wenn ich es selbst nicht glaubte? »Fainne?« Clodaghs Stimme fehlte es an dem üblichen Selbstvertrauen.
»Was?«
»Wir müssen Maeve sehen. Bevor wir gehen. Muirrin sagt, wir dürfen es nicht. Aber wir müssen. Wirst du sie fragen? Auf dich hört sie bestimmt.«
Vier runde Augenpaare richteten sich mit demselben Ausdruck auf mich. Ich hatte keine Zweifel daran, dass Clodagh für alle gesprochen hatte, und ich fragte mich wieder, wie weit sie im Stande waren, sich lautlos miteinander zu verständigen, und welche von ihnen welche besonderen Fähigkeiten geerbt hatte.
»Ich – ich glaube nicht …«, stotterte ich.
»Bitte, Fainne«, flüsterte Sibeal sehr leise und sehr höflich.
»Also gut«, erwiderte ich. »Ich werde sie fragen. Aber ihr müsst zweierlei für mich tun. Erst geht ihr in eure eigenen Zimmer und räumt auf und sortiert eure Sachen. Legt alles auf einen besonderen Stapel, was ihr mitnehmen wollt. Und ihr haltet euch vom Krankenzimmer fern, bis ich euch rufe. Wartet nicht vor der Tür auf uns. Ihr wisst, wie Muirrin das hasst.«
Sie verschwanden ohne einen Laut. Ich schauderte, mir war kalt von schlechten Vorahnungen. Ich hatte jede Ausrede benutzt, die ich finden konnte, damit ich nicht in das Krankenzimmer gehen und sehen musste, was ich angerichtet hatte. Muirrin brauchte mich nicht. Sie hatte viele Helferinnen, die viel fähiger waren. Und ich gehörte ohnehin nicht wirklich zur Familie. Es wäre aufdringlich. Es wäre besser, wenn ich mich um die Kinder kümmerte. Die meisten Ausreden
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