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Das Kind der Stürme

Das Kind der Stürme

Titel: Das Kind der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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hoffte, sie davon überzeugen zu können, dass ich Niamh ein guter Mann sein würde – zumindest wollte ich ihnen alles vor Augen führen, was für mich sprach. Aber dazu kam es nicht. Sie erklärten mir sofort, es würde keine Hochzeit geben. Sie hatten kein Interesse an dem, was ich zu sagen hatte. Das allein war schon ein tödlicher Schlag. Aber es gab noch mehr. Der Grund, wieso man uns nicht erlaubte zu heiraten, war nicht der, den ich erwartet hatte. Es ging nicht um meine unangemessene Herkunft oder meinen Mangel an Vermögen. Es war eine Frage des Blutes. Denn ich war nicht, wie ich geglaubt hatte, ein Junge unbekannter Herkunft, adoptiert und aufgezogen von den Weisen. Man hatte mich lange belogen und mir eine wichtige Wahrheit vorenthalten. Ich war der Sohn einer Zauberin, einer Feindin von Sevenwaters. Und gleichzeitig war ich der siebente Sohn von Lord Colum, der einmal Herr des Túath gewesen war.«
    Ich starrte ihn an. Er war der Sohn eines Adligen, und sie hatten es ihm nicht gesagt – was für eine Ungerechtigkeit! Und er war Lord Colums Sohn, … aber … aber das bedeutete …
    »Ja«, sagte mein Vater und sah mich ernst und forschend an. »Ich war Conors Halbbruder, und der von Lord Liam, dem damaligen Herrn von Sevenwaters, und von Sorcha. Ich hatte schlechtes Blut. Und ich war zu eng mit Niamh verwandt. Ich war der Halbbruder ihrer Mutter. Das Gesetz verbot unsere Vereinigung. Also verlor ich mit einem einzigen Schlag meine Geliebte und meine Zukunft. Wie konnte der Sohn einer Zauberin es sich anmaßen, den Weg des Lichts zu gehen? Wie konnte der Sohn einer solchen Person jemals Druide werden? Eine strahlende Zukunft war plötzlich vollkommen verdunkelt, meine reinste Hoffnung besudelt. Was Niamh anging, so hatten sie schon alles arrangiert. Sie sollte einen anderen heiraten, einen einflussreichen Mann, der sie praktischerweise weit weg bringen würde, so dass sie nicht mehr daran denken musste, wie dicht sie daran gewesen war, der Familienehre Schaden zuzufügen.«
    In seiner Stimme lag tiefste Bitterkeit. Er stellte seinen Bierbecher auf das Kaminsims und rang die Hände.
    »Das ist schrecklich«, flüstere ich. »Schrecklich und traurig. Ist das geschehen? Haben sie sie wirklich weggeschickt?«
    »Sie hat geheiratet und ist nach Norden gezogen, nach Tirconnell. Ihr Mann hat sie sehr grausam behandelt. Ich wusste einige Zeit lang nichts davon, denn ich war weggegangen und hatte mich auf die Suche nach meiner Vergangenheit gemacht. Schließlich konnte Niamh entkommen. Ihre Schwester hatte die Wahrheit erkannt und ihr geholfen. Sie schickte mir eine Botschaft, und ich holte sie ab. Aber der Schaden war angerichtet, Fainne. Sie hat sich nie wieder davon erholt.«
    »Vater?«
    »Was ist, Fainne?« Er klang schrecklich müde, seine Stimme war schwach und heiser.
    »War meine Mutter hier in Kerry nicht glücklich?«
    Eine Weile glaubte ich, er würde nicht antworten. Es schien mir, als müsste er tief in sich hinabsteigen, um die Worte zu Tage zu fördern.
    »Glück ist etwas Relatives. Es gab Zeiten, in denen sie zufrieden war; deine Geburt war für sie ein Anlass zu großer Freude. Damals sah es so aus, als könnte Niamh endlich glauben, dass sie etwas Richtiges getan hatte. Ich glaubte, es ginge ihr wieder gut; ich war nicht auf das vorbereitet, was am Ende geschah. Es scheint, als hätte sie niemals wirklich wiederfinden können, was sie verloren hatte. Vielleicht war ihre letzte Antwort die einzige, die ihr geblieben war.«
    »Das ist eine sehr traurige Geschichte«, sagte ich. »Aber ich bin froh, dass du sie mir erzählt hast.«
    »Es war notwendig, sie dir zu erzählen, Fainne«, sagte Vater sehr leise. »Ich habe über deine Zukunft nachgedacht. Ich glaube, es ist Zeit, dass du gehst.«
    »Gehen – wie meinst du das, gehen?« Mein Herz begann vor Schreck schneller zu schlagen. »Soll ich mich einem weiteren Abschnitt unseres Handwerks widmen? Ich möchte gern weitere Fortschritte machen, Vater. Ich werde schwer arbeiten, das verspreche ich dir.«
    »Nein, Fainne, das meine ich nicht. Die Zeit ist nun gekommen, dass du eine Weile von hier weggehen musst, um die Familie kennen zu lernen, von der ich dir erzählt habe – all diese Menschen, die inzwischen vermutlich vollkommen vergessen haben, dass Niamh einmal existierte –, um ihnen Verlegenheit und Unbehagen zu bereiten. Es ist Zeit für dich, nach Sevenwaters zu gehen.«
    Ich war verblüfft. Ich sollte Kerry verlassen, die

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