Das Kind der Stürme
mehr, als dir von Rechts wegen zusteht. Man hat mir gesagt, meine Entscheidung würde zu Blutvergießen und Trauer führen. Vielleicht ist es nun an der Zeit für mich, den Preis für all diese Jahre der Freude zu zahlen. Frag mich nach dem Sommer noch einmal, ob ich es bedaure.«
»Er fehlt dir«, sagte Johnny leise.
»Mehr, als ich mit Worten sagen könnte. Mein Zuhause ist hier, aber mein Herz ist dort, wo er ist.«
»Wir brechen auf, sobald Fainne reisefähig ist«, sagte Johnny.
Dann hörte ich ein Klopfen, und die Tür knarrte und Clodaghs Stimme erklang. Tante Liadan fragte sie, ob ich schon häufiger ohnmächtig geworden sei, und Clodagh berichtete, dass ich in Onkel Eamonns Haus einen ganzen Tag krank gewesen war und nicht einmal das weiße Pony gesehen hatte. Endlich erschien es mir sicher, die Augen zu öffnen und ihnen zu zeigen, dass ich wieder wach war.
Ich war einen ganzen Tag und eine ganze Nacht lang bewusstlos gewesen, erzählten sie mir, seit Sibeal mich früh am Morgen gefunden hatte, wie ich am Boden meines Schlafzimmers lag. Wahrscheinlich sogar länger, denn ich war eiskalt gewesen, als meine Cousine mich entdeckte und die anderen alarmierte, obwohl ich eine Decke über mich gezogen hatte und unter meinem Kopf ein Kissen lag, was seltsam war. Ich hatte das ganze Mittwinterritual verschlafen, das Conor nun allein vollzogen hatte. Ich hatte das Verbrennen des großen Scheits verschlafen, informierte mich Eilis, und den Apfelwein und die Kuchen. Tatsächlich war ich so schwach, dass ich kaum aufstehen konnte. Ich hatte viele kleine Besucher und bekam viele Geschichten erzählt. Dann kam Johnny herein und informierte mich, dass ich mit ihm und seiner Mutter nach Norden reiten und den anderen Teil meiner Familie kennen lernen sollte. Sibeal schlich sich herein und brachte Riona. Mein Protest wurde überstimmt.
»Ich habe es Maeve erklärt«, sagte das Mädchen so feierlich und ernst wie eine alte Frau, »und sie ist der gleichen Ansicht. Wir werden Maeve eine eigene Puppe machen, wir alle. Mutter wird uns zeigen, wie das geht. Aber du brauchst Riona jetzt wieder für dich. Du musst sie mitnehmen, wenn du gehst.«
Die Müdigkeit dauerte an. Ich war weiterhin erschöpft. Ich war verblüfft darüber, wie sehr die Verwandlung mich ermüdet hatte, obwohl ich gewarnt gewesen war. Ich zitterte und wich vor jeder körperlichen Herausforderung zurück, und meinem Geist hatte sich immer noch das Entsetzen des hilflosen Insekts aufgeprägt, irgendwo verwoben mit dem menschlichen Bewusstsein. Das nächste Mal, dachte ich, würde ich etwas Größeres und Stärkeres wählen, das besser auf sich aufpassen konnte. Drei ganze Tage vergingen, bis ich mich genügend erholt hatte, um mit meinem Plan weitermachen zu können.
In dieser dritten Nacht saß ich am Fenster. Ich hatte alles weggetan, was gefährlich sein könnte. Riona war tief in der Truhe, zusammen mit Darraghs Tuch und dem winzigen Ring aus geflochtenem Gras. Wenn ich die Kraft gehabt hätte, hätte ich diese kostbaren Gegenstände vielleicht weggeworfen, hätte sie vernichtet, damit sie nicht Großmutters Aufmerksamkeit erregten und sie auf Ideen brachten. Aber Tochter eines Zauberers oder nicht – so stark war ich nicht.
Als alles sicher verstaut und die Tür verriegelt war, legte ich die Hand um das Bronzeamulett und konzentrierte mich auf die Flammen. Ein solches Amulett, das die Gedanken verdreht, hat zweierlei Nutzen. Es verbindet den Träger mit dem Hersteller des Zaubers, und es bindet den einen an den Willen des anderen. Es ist aber auch eine Art von Kanal, ein Auge, das sich zu bestimmten Zeiten zwischen den beiden öffnet. Auf diese Weise, glaubte ich, war Großmutter im Stande gewesen, mich hin und wieder zu sehen und zu wissen, was ich tat, so weit entfernt sie auch sein mochte. Sie hatte gesagt, sie könnte mich nicht die ganze Zeit sehen, nur hin und wieder. Solche Magie hat ihre eigenen Gesetze. Die Verbindung war immer dann stärker gewesen, wenn ich das Amulett berührte, es in der Hand hielt. Ich tat das nun und sprach einen Beschwörungsbann, in der Hoffnung, dass sie erscheinen würde. Ich holte tief Luft und öffnete das Auge des Geistes. Ich sprach die uralten Worte und rief nach ihr.
Sie war sofort da. Nicht leibhaftig wie bei unserer letzten bemerkenswerten Begegnung, aber im Herzen des Feuers, zwei dunkle, kleine Augen und eine fordernde Stimme.
»Ah! Ich hatte nicht erwartet, dass du mich rufen würdest. Ich dürste
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