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Das Kind der Stürme

Das Kind der Stürme

Titel: Das Kind der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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gewartet. Ich stehe tief in deiner Schuld, meine Liebe. Diese Information, die du mir geschickt hast, hat mir mehr genutzt, als du dir hättest vorstellen können. Heute Nacht wird dieser Mann endlich sterben, und morgen wird die Welt ein besserer Ort sein, denn es wird ihn nicht mehr geben. O Fainne, was du für mich getan hast, ist unbezahlbar!«
    Seine seltsamen Worte ließen mich schaudern. Seine Miene verursachte mir schreckliche Angst. Von welcher Information sprach er da? Ich hatte nicht spioniert; ich hatte ihm keine Botschaft geschickt; wovon redete er?
    »Und es wird so leicht zu erklären sein«, fuhr er fort. »Niemand kann mir die Schuld geben. Der Mann war einfach zu alt für ein solches Unternehmen. Das werden die Leute morgen Früh sagen. Es war dunkel und kalt, die Entfernung zu weit, die Aufgabe zu anstrengend, selbst für einen jungen Mann in der Blüte seiner Kraft. Er hätte lieber einen anderen schicken sollen, aber er war immer jemand, der gerne an vorderster Front kämpfte. Aber wenn sie das einsehen, wird es zu spät sein.« Er lächelte, und ich sah das Blitzen von Wahnsinn in seinen dunklen Augen. Ich stellte mir vor, die Stimme meiner Großmutter zu hören. O ja, nutze es aus.
    »Es ist sehr seltsam, dich in dieser Gestalt zu sehen«, sagte Eamonn und warf mir einen Seitenblick zu, dann schaute er wieder aufs Wasser hinaus. »Und dennoch, vielleicht nicht ganz so seltsam. Unsere Partnerschaft wird für uns beide von großem Vorteil sein. Diese Gestalt, die du gewählt hast, ist eine sehr verwundbare, meine Liebe. Du musst vorsichtig sein; ich möchte nicht, dass dir etwas zustößt. Die Aussicht auf das Ehebett erregt mich schon jetzt. Es gibt eine ganze neue Welt zu entdecken. Tatsächlich liegt vor uns beiden ein vollkommen neues Leben.«
    Ich trippelte nervös hin und her und hoffte, dass er bald gehen würde, denn ich wollte nicht auffliegen, da ich nicht wusste wohin. Seine Worte hatten mich tief beunruhigt; ich versuchte, sie zu begreifen.
    Andere Männer tauchten hinter ihm und auf dem Weg auf. Es hätte Finbar oder Darragh nicht gestört, wenn jemand sie gesehen hätte, wie sie sich ernst mit einem kleinen Vogel unterhielten, als könnte der sie verstehen. Aber Eamonn war zu sehr um seine Würde bemüht, um sich bei so etwas Dummem erwischen zu lassen.
    »Leb nun wohl«, murmelte er. »Pass auf dich auf, meine Liebe. Ich möchte, dass du in Sicherheit bist.« Dann war er auch schon weg, ging weiter den Weg entlang, und andere folgten ihm.
    Er wusste es also. Er wusste von der nächtlichen Aktion und der schrecklichen Gefahr, die sie barg, wusste von dem Risiko, das fünf Männer in dieser Nacht eingehen würden, um dafür zu sorgen, dass die Briten schon im Nachteil sein würden, bevor die Flotte der Verbündeten auch nur das Ufer der Inseln berührte. Er wusste es, und er plante zuzuschlagen, wenn der Hauptmann am verwundbarsten war. Wie hatte er dieses Geheimnis herausgefunden? Warum hatte er mir für dieses Wissen gedankt? Ich hatte ihm nichts gesagt. Ich hatte niemandem gesagt, was ich wusste; niemandem, außer … außer Großmutter. Ich erinnerte mich plötzlich daran, dass ich ihr von der Aktion erzählt hatte, weil es notwendig gewesen war, sie davon zu überzeugen, dass ich immer noch ihren Befehlen folgte und auf ihr Ziel hinarbeitete. Irgendwie hatte sie dafür gesorgt, dass Eamonn von diesem nächtlichen Unternehmen erfuhr, und sie hatte es auf eine Weise getan, die ihn glauben ließ, die Information stammte von mir. Das war sicher nicht schwer gewesen. Eine Botschaft ohne Unterschrift, ein Flüstern im Dunkeln, beinahe wie ein Traum. Eine Sicherheit, hatte sie gesagt. Ich brauche eine Sicherheit. Und als ich ihr keine geben wollte, hatte sie sich selbst darum gekümmert, nur für den Fall, dass ich am Ende nicht tun würde, was sie von mir verlangte. Sie traute mir nicht; das hatte sie wahrscheinlich nie getan.
    Mein Herz schlug sehr schnell, und mir war kalt geworden. Ich musste den Hauptmann und seine Leute warnen. Es war nur noch wenig Zeit, der Tag verging schnell, und ich wusste nicht, wie bald das kleine Boot Segel setzen würde, damit die Schwimmer den britischen Hafen erreichen und sicher vor der Morgendämmerung zurückkehren konnten. Ich musste ihnen sagen, dass es einen Verräter in ihrer Mitte gab, dem seine eigene Rachsucht wichtiger war als der Erfolg dieses Feldzugs. Aber wie? Wie konnte ich es ihnen mitteilen? Ich war eine Taube; ich konnte nicht

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