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Das Kind der Stürme

Das Kind der Stürme

Titel: Das Kind der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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    »Lebe wohl, Vater«, flüsterte ich, und dann rief Peg den Pferden etwas zu und schnippte mit den Zügeln, und wir machten uns auf den Weg. Ich warf einen Blick über meine Schulter und sah, wie Vaters reglose Gestalt kleiner und kleiner wurde. Ich erinnere mich an Farben. Das dunkle Rot seines Haars, die bleiche Farbe seines ernsten Gesichts. Der lange schwarze Umhang, der Umhang eines Zauberers. Hinter ihm rauschten die Wellen in die Bucht, und am Himmel ballten sich zornige Wolken, schiefergrau, purpurn, violett, dunkel und geheimnisvoll wie die Haut eines großen Meeresgeschöpfs. Der Wind peitschte auf die wenigen niedrigen Büsche ein, die am Wegesrand standen, und die kleinen Mädchen drängten sich unter ihrer Decke zusammen und kicherten und flüsterten hinter vorgehaltenen Händen.
    »Es wird bald schon besser werden«, sagte Peg ins Leere.
    »Alles in Ordnung, Mädel?«, fragte Molly ein wenig unbehaglich. Ich nickte steif und zuckte zusammen, als der Wagen über einen Stein rumpelte. Dann bogen wir um eine Kurve, und Vater war verschwunden.

KAPITEL 3
    Es war nicht gut zurückzuschauen, also biss ich die Zähne zusammen und machte weiter, so gut ich konnte. Das Schlimmste war der dauernde Lärm: Wiehern, Bellen, das Quietschen der Wagenräder und das Schwatzen der Leute, die ununterbrochen schnatterten wie eine Gänseherde. Ich hätte am liebsten einen Schweigebann über alle verhängt. Ich war versucht, mir die Hände auf die Ohren zu drücken. Mit einiger Anstrengung tat ich nichts davon.
    Wir legten relativ früh eine Pause ein, weil Dan mit jemandem über ein Pferd sprechen wollte. Die Wagen wurden in den Schutz hoher Ulmen geführt, und die Frauen machten ein kleines Feuer und kochten Wasser für Tee. Aber die Pferde blieben im Geschirr und wurden aus einem Eimer getränkt. Bald schon würden wir uns wieder auf den Weg machen.
    Der Lärm nahm kein Ende. Die kleineren Kinder liefen lachend und schreiend umher und spritzten sich mit Wasser aus dem nahen Bach nass. Peg pfiff vor sich hin, Molly summte leise. Die älteren Mädchen unterhielten sich über den Pferdemarkt und ob die Jungen, die sie letztes Jahr dort getroffen hatten, dieses Jahr wohl wieder dort sein würden. Die Jungen rissen Witze miteinander, während sie mit ihren scheppernden Wassereimern von einem Tier zum anderen gingen.
    Ich saß unter den Bäumen und stellte mir die Stille der Honigwabe vor, wo ein ganzer Tag vergehen konnte, ohne dass ein einziges Wort gesprochen wurde, wo die einzigen Geräusche die leisen Schritte sandalenbeschuhter Füße und das entfernte Tosen des Meers waren.
    »Komm mit.«
    Darraghs Stimme riss mich aus meinen Gedanken, und dann packte er mich an der Hand und zog mich auf die Beine, bevor ich Gelegenheit hatte, Ja oder Nein zu sagen.
    »Ich muss dir etwas zeigen. Komm mit.«
    Er zog mich unter den Bäumen durch und schneller, als es angenehm war, einen grasbewachsenen Hügel hinauf zu einem Aussichtspunkt, auf dem ein kleiner Steinhaufen aufgeschichtet war. Wir waren bereits weit von der Küste entfernt; es war schwierig für die Pferde gewesen, und manchmal waren die Leute von den Wagen gestiegen und neben ihnen hergelaufen. Peg hatte mich angewiesen, zu bleiben, wo ich war, und ich hatte ihr nicht widersprochen. Vielleicht glaubten sie, ich würde wegen meines Fußes nicht mit ihnen Schritt halten können. Darragh machte keine solchen Zugeständnisse.
    »Schau dort hin«, sagte er. »Das ist dein letzter Blick auf die Küste von Kerry. Du wirst dich daran erinnern wollen. In Sevenwaters gibt es kein Meer, nur Unmengen Bäume.«
    Es war weit weg, schon so weit. Man hörte das Tosen der Wellen nicht mehr und auch nicht mehr das Schreien der Seevögel, die sich am Strand stritten, während die Fischer den Fang ausnahmen. Es gab nur noch das Schimmern von Sonnenlicht auf weit entferntem Wasser, nur den perligen Himmel und das Land, das sich in grünen, grauen und braunen Wellen vor mir erstreckte, hier und da gefleckt mit grauen Steinen und Gruppen windgepeitschter Bäume.
    »Schau weiter hinaus. Hinter diesen Vorsprung dort. Sag mir, was du siehst.« Darragh legte mir eine Hand auf die Schulter, drehte mich ein wenig, und mit der anderen Hand zeigte er auf den scheinbar leeren Ozean. »Sieh genau hin.«
    Es gab eine Insel dort, ein winziges, steiles Felsendreieck weit draußen im feindseligen Gewässer. Wenn ich die Augen zusammenkniff, konnte ich die Gischtwolken sehen, wo die Wellen an den

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