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Das Kind der Stürme

Das Kind der Stürme

Titel: Das Kind der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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Reiten. Ich habe eine Salbe dagegen. Was, wenn wir uns ein bisschen unterhalten, und dann zeige ich dir dein Zimmer und hole dir ein paar Sachen, die du brauchst, und dann lasse ich dich bis später in Ruhe? Ich muss ins Dorf runtergehen; morgen kannst du ja vielleicht mitkommen. Heute wird das Wichtigste sein, dich vor meinen Schwestern zu schützen. Sie machen jede Menge Lärm.«
    »Das ist mir aufgefallen.«
    »Bist du nicht an so viele Leute gewöhnt?«
    Ich entspannte mich ein bisschen. »Zu Hause war es sehr ruhig. Es gab ein kleines Fischerdorf, und im Sommer kam das fahrende Volk. Aber wir haben sehr zurückgezogen gelebt.«
    Muirrin nickte ernst.
    »Du wirst feststellen, dass es hier ganz anders ist. Besonders jetzt. Das Haus ist voller Menschen, die am Kriegsrat teilnehmen. Und sie mögen einander nicht. Die Mahlzeiten können recht interessant sein. Du musst herausfinden, wer wer ist, und ein paar Namen lernen. Ich werde dir helfen. Aber noch nicht jetzt. Zuerst das Wichtigere.«
    »Danke. Hast du gesagt, sechs Schwestern?«
    Muirrin verzog das Gesicht. »Ja, so ist es wirklich; ich selbst und fünf andere und kein einziger Junge. Es ist nur gut, dass meine Tante Söhne hat, oder Sevenwaters hätte keinen Erben.«
    »Deine Tante? Das wäre dann –«
    »Unsere Tante Liadan. Die Zwillingsschwester meines Vaters. Er hat Töchter. Sie hat Söhne. Das Túath wird vom Onkel an den Neffen gehen, wie es schon zuvor geschehen ist. Mein Vater hat nichts dagegen.«
    »Wie heißen deine Schwestern?«
    »Das willst du wirklich wissen? Deirdre, Clodagh, Maeve, Sibeal und Eilis. Du wirst sie schon schnell genug kennen lernen. Sie werden dich immer wieder daran erinnern, welche welche ist, bis du es weißt.«
    Sie führte mich durch das große Haus, das drinnen viel bequemer war, als man aus seinem grimmigen befestigten Äußeren hätte schließen können. Die Türen des Beratungszimmers waren selbstverständlich geschlossen. In der Küche wimmelte es vor Aktivität: Vögel wurden gerupft, Teig ausgerollt, und über dem Feuer hing ein großer Eisenkessel, in dem es heftig brodelte. Die Hitze war gewaltig, der Duft köstlich. Wir wollten gerade weitergehen, als eine herrische Stimme von der Feuerstelle her uns aufhielt.
    »Muirrin! Bring das Mädchen hierher!«
    Auf einer Bank am Feuer saß eine sehr alte Frau. Aber sie war keine verhutzelte Vettel, sondern hager und aufrecht, und ihr dunkles Haar war im Nacken zu einem strengen Knoten geschlungen. Um die Schultern trug sie ein Schultertuch mit Fransen. Ihre Haut war faltig, aber ihre Augen waren sehr klug. Es würde wohl niemand wagen, in dieser Küche auch nur mit dem falschen Fuß aufzutreten, solange sie dort war.
    »Nun, es kann nicht Niamh sein«, sagte sie, als wir näher kamen. »Also muss es Niamhs Tochter sein, denn sie sieht aus wie Niamh, bis zum letzten Haar auf ihrem Kopf. Ich hätte nicht geglaubt, dass ich dich je hier sehen würde.«
    »Das ist Janis«, sagte Muirrin, als sollte mir das etwas bedeuten. »Sie ist länger in Sevenwaters als jeder andere.« Sie wandte sich wieder der alten Frau zu. »Fainne ist den ganzen Weg aus Kerry gekommen, Janis. Ich wollte sie gerade in ihr Zimmer bringen, damit sie sich ein bisschen ausruhen kann.«
    Janis kniff die dunkeln Augen zusammen. »Kerry, wie? Dann weiß ich, mit wessen Wagen du gekommen bist. Und wo steckt Dan? Warum ist er nicht hier, um mich zu besuchen? Wo ist Darragh?«
    Dann war dies wohl die häufig erwähnte Tante.
    »Dan ist auf dem Weg hierher«, sagte ich. »Und Peg auch. Aber Darragh kommt nicht mit.«
    »Was? Wieso kann er nicht herkommen? Ist er unterwegs irgendwo anders geblieben, um sich ein Pferd anzusehen? Spielt er auf einer Beerdigung?«
    »Nein«, sagte ich. »Er kommt überhaupt nicht. Er hat das fahrende Leben aufgegeben und sich auf einem Hof im Westen niedergelassen, um Pferde auszubilden. Eine großartige Gelegenheit. Das sagen sie jedenfalls.«
    »Und was sagst du?«
    »Ich? Mir bedeutet es nichts.«
    Sie ließ sich nicht überzeugen. »Pferde ausbilden, wie? Das wird ihn nicht lange von der Straße fern halten. Es muss etwas mit einem Mädchen zu tun haben. Was sonst würde es sein?«
    »Es gibt keine Mädchen«, sagte ich ernst. »Nur die Gelegenheit zu einem besseren Leben. Er hat eine kluge Wahl getroffen.«
    »Glaubst du?«, sagte die alte Frau und sah mich mit ihren durchdringenden dunklen Augen an. »Dann kennst du meinen Darragh nicht sehr gut. Er ist ein fahrender Mann,

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