Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kind der Stürme

Das Kind der Stürme

Titel: Das Kind der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
Vom Netzwerk:
Haar ordentlich an Ort und Stelle, und der Ausdruck auf ihrem sommersprossigen Gesicht war konzentriert und ernst. »Du bist hier sehr willkommen, wie mein Mann zweifellos schon gesagt hat. Im Augenblick geht es hier sehr geschäftig zu. Wir haben viele Gäste im Haus. Muirrin wird sich um dich kümmern.«
    »Wo ist Muirrin?«, fragte Onkel Sean, als wir nach drinnen gingen. Die Pferde waren rasch weggeführt worden, und Conor war einfach verschwunden. Vielleicht war der Ansturm der kleinen Mädchen auch für ihn zu viel gewesen.
    »Wir finden sie schon«, erklärte meine Tante. »Du solltest lieber wieder in den Rat zurückkehren. Sie warten schon auf dich.«
    »Der Abgesandte aus Inis Eala sollte heute eintreffen«, sagte mein Onkel. »Vielleicht können wir die ganze Sache ja doch endlich abschließen.« Er wandte sich zu mir. »Ich verlasse dich jetzt, Nichte. Es war ein langer Ritt für eine Anfängerin. Du solltest dich jetzt lieber ausruhen. Muirrin wird dir eine Salbe geben, die ein wenig hilft. Vielleicht sehen wir uns beim Mittagessen wieder.«
    Sie schienen zu glauben, dass Muirrin die Antwort auf alles war, und daher stellte ich mir eine Person vor, die vollkommen anders war als das Mädchen, das wir einige Zeit später in einem kleinen, ziemlich dunklen Zimmer hinten im Haus bei der Arbeit antrafen.
    Als Erstes fiel mir auf, wie klein sie war, klein und schlank mit großen grünen Augen und den dunklen Locken ihres Vaters, die sie sich achtlos aus dem Gesicht gebunden hatte, damit sie sie bei der Arbeit nicht störten. Sie hackte mit einem ziemlich großen, gefährlich aussehenden Messer Pilze, die nicht besonders genießbar aussahen. Sie war sehr konzentriert und summte leise vor sich hin. An den Wänden waren Regale voller Tiegel und Fläschchen angebracht, darüber hingen Bündel von Trockenblumen und Kräutern und ein Knoblauchzopf. Hinter ihr öffnete sich eine Tür in einen kleinen Garten.
    »Muirrin«, sagte ihre Mutter mit nur einem Hauch von Schärfe. »Hier ist deine Cousine Fainne. Hast du das vergessen?«
    Das Mädchen blickte auf, und es stand keinerlei Überraschung in diesen großen Augen.
    »Nein, Mutter. Es tut mir Leid, dass ich nicht da war. Ich habe eine Botschaft aus dem Dorf erhalten – diese Arznei hier wird dort dringend gebraucht. Wie geht es dir, Fainne? Ich bin deine Cousine Muirrin. Die älteste von sechs Schwestern. Du hast die anderen sicher schon kennen gelernt.« Sie lächelte, und mir fiel auf, dass ich unwillkürlich zurücklächelte.
    »Ich habe ziemlich viel zu tun«, sagte Tante Aisling. »Vielleicht …«
    »Geh nur, Mutter. Ich kümmere mich um Fainne. Sind ihre Sachen schon hier, dass wir sie auspacken können?«
    Ich erklärte ein wenig widerstrebend, dass meine Truhe sich noch im Wagen von Dan Walker befand, und bis ich fertig war, war meine Tante weg.
    »Setz dich«, sagte Muirrin. »Ich muss das hier fertig machen, damit es ins Dorf gebracht werden kann. Dann führe ich dich herum. Setz dich dort ans Feuer. Willst du einen Tee? Das Wasser kocht gerade. Nimm den zweiten Tiegel von links – genau –, das ist eine ziemlich erfrischende Mischung aus Pfefferminz und Thymian. Die Becher sind da drüben. Würdest du mir auch einen Becher geben?«
    Während sie sprach, hackte sie weiterhin die bronzefarbenen Pilze auf der Steinplatte vor ihr sorgfältig klein. Ich sah zu, wie sie Gewürze abmaß und Öle ausgoss und schließlich die dunkle, durchdringend riechende Mixtur in einen kleinen Steingutkrug goss, den sie ordentlich verkorkte.
    »Hier ist dein Tee«, sagte ich.
    »Oh, gut. Ich wasche mir nur schnell die Hände und – entschuldige mich einen Augenblick, ja?« Sie streckte den Kopf aus der Tür zum Garten. »Paddy?«, rief sie.
    Ein schlicht gekleideter Junge erschien und nahm den Krug und eine Reihe von Anweisungen entgegen, die sie ihn mehrmals wiederholen ließ, damit sich keine Fehler einschlichen.
    »Und sag ihnen, ich werde später selbst vorbeikommen und nach dem alten Mann sehen. Sag ihnen das unbedingt.«
    »Ja, Herrin.«
    Ich hatte nichts dagegen gehabt, dazusitzen und ihr zuzusehen. Nun setzte sie sich selbst und nahm den Becher in kleine, fähige Hände, und ich wusste nicht so recht, was ich sagen sollte. Sie war so selbstsicher und so beherrscht.
    »Nun«, begann sie schließlich. »Du hast eine lange Reise hinter dir. Du möchtest dich sicher waschen und ausruhen und ein bisschen Zeit für dich haben. Und wahrscheinlich bist du steif vom

Weitere Kostenlose Bücher