Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kind der Stürme

Das Kind der Stürme

Titel: Das Kind der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
Vom Netzwerk:
schwer verletzt. Und wir können Maeve nicht finden! Ich hatte gehofft – ich dachte, sie wäre vielleicht bei dir, aber sie ist nicht hier. O Fainne, was sollen wir tun, wenn –« Und in diesem Augenblick schlug die sonst so ruhige, fähige Heilerin von Sevenwaters die Hände vors Gesicht und brach in Tränen aus. Ich spürte ein schreckliches Schaudern, das nichts damit zu tun hatte, wie spät und wie kalt es war.
    »Ich helfe dir, nach ihr zu suchen«, sagte ich, und die Unsicherheit in meiner Stimme hatte nichts mehr mit Verstellung zu tun. »Ich hole schnell meinen Umhang. Ich bin sicher, es ist alles in Ordnung, Muirrin. Bis wir unten sind, haben sie sie wahrscheinlich schon gefunden.« Brighid hilf! Warum hatte ich es nicht rechtzeitig aufgehalten? Warum hatte ich es nicht aufgehalten, sobald die Flammen begannen, an den Mauern zu lecken? Warum hatte ich vergessen, wo die Druiden schliefen?
    Ich hatte keinerlei Antwort auf diese Fragen. Stattdessen hörte ich, als wir die Treppe hinunter und hinaus auf den Hof eilten, eine sehr leise Stimme in meinem Kopf. Es ist das Gleiche wie bei dieser anderen Gelegenheit mit diesem Fisch. Du kannst einfach nichts dagegen tun; es liegt dir im Blut …
    In dieser Nacht hatte ich beinahe das Gefühl, zwei Personen zu sein. Da war die Fainne, die Muirrin half, nach Maeve zu suchen, überall im Haus, im Garten, mit einer Laterne in der Hand, im Dorf, wo nun auch die Alten und die Kinder wach und verängstigt und alle jüngeren Leute unterwegs waren, um Wasser zu pumpen, Eimer weiterzureichen und Flammen auszuschlagen. Man hatte das Vieh auf die äußeren Felder getrieben, und Jungen und Hunde taten ihr Bestes, um in der chaotischen Herde erschrockener Tiere ein wenig Ordnung aufrechtzuerhalten. Wir fragten überall, aber niemand hatte Maeve gesehen. Und als wir zu den schwelenden Überresten des niedergebrannten Schuppens zurückehrten, brachte Sean sie gerade heraus. Sein Gesicht im Fackellicht war das eines alten Mannes, und Muirrin stieß einen wortlosen, gequälten Schrei aus, bevor sie auf ihren Vater und die schlaffe Gestalt in seinen Armen zurannte.
    Und die ganze Zeit starrte die andere Fainne aus mir heraus. Niemand konnte sie sehen. Niemand außer mir hörte die leise Stimme – Großmutters Stimme. Das hast du bewirkt. Siehst du, wie stark du sein kannst? Morgen wird dein Vater wieder leichter atmen können.
    Ich drückte die Hände auf die Ohren und holte tief Luft. Einmal, zweimal, dreimal. Dann zwang ich mich, mich weiter zu bewegen, meinen Mund zu öffnen und eine Frage zu stellen, deren Antwort ich nicht hören wollte. Aber ich brauchte nicht zu fragen.
    »Also gut«, sagte Muirrin entschlossen, obwohl ihr Gesicht tränenverschmiert und bleich war, »bringt sie rauf in das Zimmer neben meinem, und den verletzten Mann bringt ihr am besten in das Zimmer daneben. Seid vorsichtig. Wir brauchen viel sauberes Leinen und Leute, die uns helfen. Beeilt euch.«
    Also lebte Maeve noch.
    »Wo ist der Hund?«, fragte ich. »Sie will ihn vielleicht bei sich haben, wenn …«
    »Der Hund ist tot«, erklärte Sean ernst. »Sie darf ihn nicht im Haus schlafen lassen; er hat nach Wärme gesucht, und die Druiden haben ihn hineingelassen.«
    »Sie wollte den Hund retten?«, flüsterte ich, als wir in einer grimmigen Prozession in die Festung zurückkehrten. In der Ferne schrie irgendwo ein Mann vor Schmerz. »Aus dem Feuer?«
    Sean nickte. »Wir haben sie irgendwie übersehen. Sie muss hineingerannt sein, um den Hund zu holen.«
    »Was ist passiert? Ist sie schwer verletzt?«, zwang ich mich zu fragen.
    »Es sieht aus, als wäre sie gestolpert, und dann hat sie sich an einer Eisenstange festgehalten, die einmal die Tür verriegelt hat, weil sie nicht daran dachte, dass es heiß sein könnte. Ihre Hände sind – sie sind schwer verbrannt.« Die Stimme meines Onkels zitterte. »Ihr Haar stand in Flammen. Ich habe sie gelöscht. Sie wird die Spuren dieses Feuers im Gesicht und an den Händen tragen, falls sie überlebt. Ich kann mir das selbst nicht verzeihen. Wie konnte ich so etwas zulassen?«
    Kreidebleich gab Muirrin ihre Befehle. Leinen, Wasser, Kräuter. Ein freier Raum mit Pritschen in Reihen. Leute, die Muirrin holten, was sie brauchte. Ein junger Druide hatte schreckliche Verbrennungen an Beinen und Füßen. Trotz aller Disziplin, die er gelernt hatte, konnte er sich die Schmerzensschreie nicht verbeißen, und die Laute zerrissen mich. Was den Ältesten anging, so

Weitere Kostenlose Bücher